Mittwoch, 13. Dezember 2006

Ruxpin: Elysium (mikrolux)

>> Ambient / Listening

Zu seinen musikalischen Einflüssen zählt
der 25-jährige Isländer Jonas Thor
Gudmundsson unter anderem The Orb,
Tears for Fears, Plaid, Art of Noise oder
Kraftwerk. Seine ersten elektronischen
Weihen erwarb der Student der
Geschichte und gelernte Pianist durch
Magnus Gudmundsson und Birgir
Thorarinsson, die als Mitglieder des isländischen Pop-Kollektivs
Gus Gus besser bekannt sind. Seit Ende der Neunzigerjahre des
vorigen Jahrhunderts produzierte er unter seinen Pseudonymen
Den Nard Husher und Ruxpin zunächst für die isländischen Kult-
Labels Thule und Uni:form. Trotz seines recht jungen Alters kann
Gudmundsson bereits auf vier Vorgänger-Alben, eines auf Uni:form
Recordings und zwei auf Elektrolux („Midnight Drive“ 2000, „Avalon“
2003) sowie eines auf Mikrolux („Magrathea“), verweisen. Außerdem
sind seine Tracks auf vielen Downbeat- und Listening-Compilations
vertreten. Für das Elektrolux Sublabel Mikrolux legt er nun sein
zweites Album vor, und ich dreh’ komplett durch bei diesen
Klangbildern. Ruxpin steht für eine sinnlich ausgereifte Mischung
aus traumhaften Melodien und Flächen unter dem Vorzeichen des
Elektros, eine ureigene und zutiefst bezaubernde Mischung aus
Mechanik und Romanze. Damit verführt er uns auf jene
paradiesische „Insel der Seligen“ im äußersten Westen des
Erdkreises, auf die jene Helden entrückt werden, denen von den
Göttern Unsterblichkeit geschenkt wurde und die in der griechischen
Mythologie „Elysium“ genannt wird. Auf Rosen geschmückten
Wiesen kostet man dort aus der Quelle der Lethe, dem Fluss des
Vergessens. Und ebenso kostbar sind die 18 wundersamen Werke,
die mich alles vergessen lassen. Gleich das Intro „Creating Artificial
Machine Love” ist voller Anmut und Schönheit, und bei diesen
Sprachsamples empfinde ich tiefe Befriedigung. Nach dem
wohltuenden „Eitt Sinn Hafdi Eg Hjarta“ kommt mit dem
unglaublichen Track „Oceanus And Tethys“ ein repetitives Muster,
den ich 24 Stunden am Stück genießen könnte und damit
wahrscheinlich den sinnlichsten Tag meines Lebens hätte.
„Kiteboarding In The Summertime” ist Homelistening, wie ich es
liebe – verträumt, verfrickelt und eiskalte Electrobeats. Besonders
episch sind auch die Downbeat-Ballade „Without You”, das rührselige
„This is Life”, das dynamische „Svefnengill“ und die mit allen
Sounds flirrende Rakete „A Puppets Dream“. Ganz großartig kommt
auch der neoklassische Wahnsinn von „You And Me Are One And
The Same” und „Ambrosia” – sowas kenne ich sonst nur von
einigen Warp-Künstlern. Und „You Look Lovely In This Spacesuit”
erhält mir durch energetische Soundmalereien die Gänsehaut. –
Diese gefühlsintensiven Hymnen sind voller melancholischer
Glückseligkeit! Mehr hätte ich eigentlich gar nicht schreiben müssen,
aber für die emotionalen Autoscooter unter euch übersetz’ ich das
auch gerne: Tränen laufen hier nur vor Erschöpfung oder vor Glück.
Letzteres ist für mich der erlösendste, sinnlichste, tiefste
Erregungszustand, den ich kenne. Mit Ruxpin wird der Alltag für
knapp 70 wunderbare Minuten zur Nebensache und lässt mich
alle irdische Leiden vergessen. This is Why I Love You.
www.mikrolux.com
www.elektrolux.com

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