Freitag, 5. Oktober 2007

Die lebenden Toten – Teil 2

Über Viren in der Cannabiszucht

Ir. Ing. D. Kroeze, CannaResearch

Neben dem Hanfmosaik- und dem Hanfstreifenvirus (siehe Hanf Journal 09/07) gibt es eine Anzahl Viren, die in anderen Pflanzen entdeckt wurden, aber auch Cannabis infizieren können. Als erstes wird das TMV genannt. Dieses Virus ist eines der bekanntesten der Welt. Das liegt daran, dass es dass allererste Virus war, das entdeckt wurde. Es wird angenommen, dass Cannabis sehr wohl empfänglich ist für dieses Virus, aber keine Symptome an der Pflanze sichtbar werden. Allerdings munkelt man in Growerkreisen, dass das Virus sehr wohl Symptome bei Cannabis (krumme Blätter) hervorruft. Ob es Einfluss auf den Ernteertrag hat, ist leider nicht bekannt.

Erwiesen ist die Tatsache, dass das Tabakringfleckenvirus (TRSV), das übrigens nicht durch Raucher übertragen wird und das Tabakstreifenvirus (TSV) ernstzunehmende Blattflecken (Mosaiken) bei Cannabis verursachen können. Beide Viren können auch für Zwergwuchs verantwortlich gemacht werden. Neben diesen Viren gibt es noch eine Anzahl anderer Viren, die sowohl Tabak als auch Cannabis infizieren können. Beispiele solcher Viren sind das Luzernemosaikvirus (AMV) und das Arabismosaiknepovirus (ArMV). Das AMV wird durch Läuse verbreitet, die das Virus maximal ein paar Stunden bei sich tragen können, aber die Verbreitung geschieht auch durch Samen. Die Symptome sind stark abhängig vom Virusstrang, der Cannabissorte, der Wachstumsphase während der Infektion und natürlich den Wachstumsumständen. Ein allgemeines Symptom sind die leicht gelben Blattflecken (Mosaik). Viele andere Viren verursachen jedoch auch ein Mosaik wie das ArMV, das über die Samen und Nematoden verbreitet werden kann. Es wird allerdings angenommen, dass dieses Virus in Cannabis meistens keine Symptome hervorruft. Andere Beispiele sind das Gurkenmosaikvirus (CMV) und das Tomatenringvirus (TomRSV). Beide Viren können ernsthafte Mosaiken und Zwergwuchs verursachen, wodurch die Pflanze früher ausreift und der Ertrag reduziert wird. CMV wird verbreitet durch Samen und Läuse. Bei hohen Temperaturen erfolgt die Replikation des Virus bedeutend schneller, so auch im Sommer bei längeren Tagesphasen, bei hoher Lichtintensität und viel Stickstoff. Das sind Faktoren, die die Pflanzen während der Wachstumsphase beeinflussen können. Sowohl das TomRSV als auch das CMV sind dafür bekannt, dass sie über Pollen verbreitet werden. Sie können also leicht auf andere Pflanzen übertragen werden. Neben Infektionen mit einem Virus sind auch Infektionen mit verschieden Viren gleichzeitig möglich. Bei so einer gemischten Infektion sind die Symptome natürlich wesentlich schwieriger erkennbar. Es kann natürlich auch sein, dass ein Virus latent vorhanden ist. Das bedeutet, dass das Virus in der Pflanze vorhanden ist, sich aber nicht repliziert. Wenn die Umstände sich verändern, kann so ein Virus sich sofort vervielfältigen und die Pflanze krank machen. Also ein Art Zeitbombe.

Virusbefall der Pflanze vorbeugen

Im Allgemeinen ist es fast unmöglich Viruskrankheiten bei Pflanzen zu bekämpfen. Viren sind resistent gegenüber extremen Umständen wie Temperatur oder Säuren und „unsterblich“, wenn man davon sprechen kann.

Darum diese Ratschläge um dem Auftreten von Virusinfektionen vorzubeugen:

1.Vor dem Betreten des Growraums unbedingt die Hände waschen (auch Gäste)
2.Gesundes Ausgangsmaterial benutzen, z.B. keine Stecklinge von Pflanzen benutzen, die fremd sind.
3.Werkzeuge wie Messer und Scheren mit Alkohol oder Spiritus vor und nach dem Gebrauch desinfizieren. Dies gilt auch für die Stecklingsgewinnung von mehreren unterschiedlichen Mutterpflanzen. In der biologischen Landwirtschaft wird anstatt Spiritus oder Alkohol Milch verwendet. Die Milcheiweiße sollen das Virus einkapseln.
4.Vektoren bekämpfen.
5.Vermeidung anderer Gastwirte in der Nachbarschaft (Kranke Zimmerpflanzen im Haus oder Unkraut draußen).

Wenn die Pflanzen dann doch mit einem Virus infiziert sind, sollte man wahrscheinlich ganz normal ernten können, es wird aber dann den Gesamtertrag mindern. Das Grass ist nicht gefährlich für Menschen. Bis heute ist noch kein Pflanzenvirus entdeckt worden, das Menschen infizieren kann.

Man möchte natürlich vermeiden, dass die nächste Ernte wieder von einer Viruskrankheit beeinflusst wird. Deshalb sollte man bestimmte Regeln strikt beachten. Organisches Material aus dem Raum entfernen, sobald dieser leer ist. Den Raum mit einem Breitspektrum-Insektizid besprühen. Nach Möglichkeit ein Mittel verwenden, das leicht flüchtig ist. Räumlichkeit und Töpfe gut sauber machen und mit Wasser und Seife gut nachspülen. Ernte- und Stecklingswerkzeuge wie Scheren und Messer sorgfältig desinfizieren. Kein Risiko eingehen und am falschen Ende sparen (z.B. Ersetzen des Steck- / Wurzelgels). Eigentlich sollte man nach jeder Ernte wie oben beschrieben vorgehen, um Probleme mit Krankheiten und Plagen vorzubeugen.

Obwohl Viruskrankheiten den Gewächsen Schaden zufügen können, stellen die häufig vorkommenden Plagen und Krankheiten im Allgemeinen eine viel größere Bedrohung der Ernte dar. Viren sind vor allen Dingen so gefürchtet, weil sie so mysteriös sind.

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