Montag, 5. Mai 2008

Kalifornien:Kiffertage an der Uni

Santa Cruz zeigt`s allen.

Die USA gelten mittlerweile als Mutterland der Repression. Der „War on Drugs“ tobt, die Bundespolizei DEA verfolgt selbst Medizinalpatienten, die nach den Gesetzen der jeweiligen Bundesstaaten völlig legal Cannabis als Medizin erhalten. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille.
Auf der anderen Seite stehen mittlerweile zwölf Bundesstaaten, die die Versorgung mit medizinischem Cannabis legalisiert haben. Erst vergangenen Monat wurde in Texas ein 53jähriger Mann vom Vorwurf des Cannabisbesitzes nach nur 15minütiger Verhandlung freigesprochen. In Texas, dem Pendant zu Bayern.
Auch gibt es in den Vereinigten Staaten seit fast 40 Jahren eine riesige Legalisierungsbewegung, die trotz einer viel repressiveren Politik als in Europa Massen mobilisieren kann. Angesichts der Tatsache der schlimmen Dinge, die im Namen der Vereinigten Staaten auf der Welt passieren, sollte man nicht vergessen, dass

– die erste Hanfzeitung der Welt aus den USA kam
– der erste anerkannte Medizinalpatient aus Kalifornien stammt
– der erste Cannabisautomat weltweit in L.A. steht.
– die erste Pot-Demo der Welt dort stattfand (der Million Mariuhana March)
– die amerikanischen Beatniks und später die Hippies die damals bei uns vergessene weil verbotene Kulturpflanze Hanf überhaupt erst wiederendeckt haben.

Selbst zu Zeiten von Bush sind Aktionen möglich, von denen wir hier momentan nur träumen können: Am 20. April um 16:20 Uhr begann das Fest der Kiffer.
Jährlich findet in der kalifornischen Universität Santa Cruz der inoffizielle Feiertag der Kiffer statt. Tausende Studenten bedienen sich an diesem Tag, vor den wachsamen Augen des Staatschutzes, den Wirkungsgesetzen getrockneter Hanfblüten. Ein mentales Kräftemessen der verschiedenen Attitüden auf und mit grünem Gras.
Während die anwesende Polizei mit ihrer Präsenz an diesem Tag der Universität ihre akademische Wichtigkeit bewahren wollte, präsentierten die Studenten der Öffentlichkeit mit diesem Fest ihre Gesinnung und bewahren eine, seit den 70er Jahren, bestehende Tradition.
Wie der Grüne Feiertag wirklich entstanden ist, lässt sich mit 100 Prozent Sicherheit nicht mehr bestimmen. Anscheinend wurde aber die „4/20“, zu dieser Zeit, als Codewort einiger Studenten für Verabredungen zum gemeinschaftlichen Cannabiskonsum verwendet. Man traf sich um zwanzig nach vier an der Statue einer französischen Mikrobiologin und genoss den Nachmittag zusammen mit Mary Jane.
Was tatsächlich an dieser Geschichte dran ist, sei dahin gestellt. Die Tatsache allein, dass es knapp 40 Jahre später einige tausend Cannabiskonsumenten dazu bewegt, sich der Öffentlichkeit zu stellen und sich, trotz Polizeibeobachtung, zum Konsum zu bekennen, spricht eindeutig für eine geglückte und sinnvolle Einführung dieses Feiertages.
Die Universität von Santa Cruz steht dieser Massenveranstaltung halbwegs gelassen gegenüber, wenn auch nicht sonderlich erfreut. Jedenfalls verzichteten sie auf ein größeres Aufgebot an Sicherheitskräften und warnten die Studenten bloß über eine Rundmail, dass der Konsum von Cannabis eine Vorladung bei der Polizei nach sich ziehen könne.
Die Studenten hingegen sehen in dem Gebrauch des Pflanzenwirkstoffes einen geistig philosophischen Prozess. Es gehöre als Lernerfahrung dazu; um sich selber besser verstehen zu können und ein Bewusstsein für das zu entwickeln, was man wirklich tue, heißt es von der Seite der Studierenden.
Eine solche Aktion ginge in Deutschland wohl unter massivem Polizeiaufgebot zu Ende , das beweisen die alljährlichen Schikanen während der Hanfparade. Deutsche Studenten kiffen zwar auch gerne und viel, sind aber wohl ob ihres Bachelorabschlusses momentan zu beschäftigt, in ihrer Freizeit ähnlich aktiv zu werden wie ihre kalifornischen Kommilitonen. Ein Universitätsgelände wäre ein idealer Platz für derlei Aktivitäten. Da darf die Polizei nämlich nicht ohne Weiteres drauf.
Wer sich nun noch wundert, warum es seit Jahren nur die Hartgesottenen zur Hanfparade schaffen und so das ohnehin schon miese Kiffer-Klischee in der Öffentlichkeit untermauern, sollte sich da mal an die eigene Nase fassen. Ändert sich das nicht, werden es deutsche Hanfliebhaber nie schaffen, das Bild, das Politik und Gesellschaft haben, zurecht zu rücken. Von den Amis lernen, heißt kiffen lernen. Learning by Do(p)ing sozusagen.

Video der Kiffertage:
www.youtube.com/watch?v=ZYwfalQxfJc&fmt=18

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