Mittwoch, 1. Oktober 2008

Outside InUnkonventionell und natürlich

M.A. ist unsere Bio Fee aus den Niederlanden. Sie hat dem Hanf Journal schon Berichte über selbst gemachten Wurzelstimulator (Hanf Journal 05/2007) oder Outdoor-Kompostierung (Hanf Journal 05/2008) zugesandt. In dieser Ausgabe geht sie sogar noch ein Stück weiter: Während des Sommers hat sie sich der Herstellung eines Bio-Kompost aus den Resten der Ernte, in dem schon ausreichend Nährstoffe für die vegetative Phase enthalten sind, gewidmet und kann mit ersten Ergebnissen aufwarten:

Meine übliche Erdmischung setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen: sehr gute Erde aus dem Gartenbedarf, Perlite, Torf, Kokosfasern und getrockneter Rinderdung in verschiedenen Anteilen.
Dieser Mischung wird Horn- und Blutmehl, Seevogel- und Fledermaus-Guano, Dolomitkalk und Holzasche als Sofort- und Langzeitdüngung sowie zur PH-Wert-Stabilisierung zugefügt.
Ich bin davon ausgegangen, dass sich die Nährstoffe dieser guten Erde, zusätzlich hoch aufgedüngt mit wertvollen, natürlichen und sich langsam zersetzenden Düngern und Zusatzstoffen, unmöglich binnen 10 bis 12 Wochen gänzlich verbrauchen können. Anfangs war es nur eine blanke Vermutung, aufgrund normaler Gärtnerkenntnisse, gemixt mit etwas rudimentärer Biochemie.
Im so genannten „Abfall“ der Pflanzen müsste sich also ebenfalls ein Großteil der verbrauchten Energie, sprich der Nährstoffe wiederfinden. Die alte Erde und die Pflanzenabfälle ordentlich kompostiert und aufgedüngt müssten also demzufolge theoretisch nach einigem Warten ein verwertbares Ergebnis bringen. Eine der möglichen Schwachstellen bzw. Unsicherheitsfaktoren war die möglicherweise unzureichende Erwärmung des Kompostmaterials und die damit einhergehende Einschleppung von Keimen, Bakterien oder gar Schädlingen. Deshalb war es gerade wegen der Indoor-Verwendung so wichtig, dass sich der Kompost auf über 60 Grad erwärmt, um keine Keime und Viren einzuschleppen. Solche und höhere Temperaturen im Kompostinneren erreicht man über die Sommermonate durch das Einbringen von frischem Grasschnitt in den Kompost.
Nichts dergleichen trat ein, im Gegenteil, durch verschiedene Zuschlagstoffe wie getrocknetem Rinderdung aus dem Gärtnereibedarf konnte es früher schon mal vorkommen, dass vermehrt kleine Fliegen im Anbauraum auftraten. Das war aufgrund der langen Lagerzeit und der hohen Erwärmung des Kompostes jedoch diesmal nicht der Fall. Die neue Erdmischung bestand nun aus einem Drittel gesiebten, fast zwei Jahre altem „Spezial- Kompost“, der sich aus der erwähnten alte Erdmischung, gesunden Pflanzenresten, verrottetem Pferdemist, Stroh, Grasschnitt und Kompostierungsmittel zusammen setzt. Diese Komposterde wurde nun mit zwei Dritteln guter, neuer Erde mit 15 Prozent Perlite vermischt.
Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen, ich habe lediglich in der Endblüte zweimal mit Bio-Blütedünger gegossen, Pflanzenhilfsstoffe habe ich gar keine verwendet, sämtliche bisher verwendete Zuschlagstoffe und Dünger gespart. Die Erde blieb bis zum Schluss prima locker. Es traten absolut keine Mangelerscheinungen oder Krankheiten auf und auch die innig gehassten Spinnmilben hielten sich auffallend im Rahmen. Die habe ich sowieso schon seit Jahren drinnen und bekomme sie auch nie ganz weg, weil für mich ein Einsatz von “Chemie” nicht in Frage kommt. Im Gegenteil, draußen sind sie eher in den Griff zu bekommen, denn wo viele Schädlinge sind, gibt`s auch viele Nützlinge.
Die Pflanzen wirkten insgesamt robuster und gesünder als die, die mit dem “Standart-Programm” großgezogen wurden. Kurzum der gesamte Durchgang hatte mehr Stabilität und die Pflanzen haben den Blütedünger zum Schluss prima angenommen. Zwar ist die Angelegenheit mit der Kompostierung eine recht aufwendige Sache und nicht jeder hat die Lust oder Möglichkeiten, letztlich bin aber ich persönlich überzeugt davon. Die Qualität stimmt, das Ergebnis ist ein absolut schmackhaftes und Neben-, Nachwirkungen freies Bioprodukt, zusätzlich habe ich noch eine Menge Geld gespart und die Abfälle effizient verwertet. Der Spezialkompost ergab 1 m³ Erde.
Das war sicher ein hohes Risiko. Ich habe es trotzdem gewagt und nutze, seit mir klar ist, dass bei entsprechender Vorsicht und Sauberkeit nichts passieren kann, nun auch intensiv die abgeschirmte Terrasse zur Vorzucht für Indoor und als Sommerfrische für die Mütter, so lange es die Jahreszeit hergibt. Also ungefähr vom 15. Mai bis 15. August. Natürlich muss man vor dem Einräumen der Pflanzen gut saubermachen, alles einsprühen und desinfizieren. Das ist zwar ein Heidenaufwand aber im Nachhinein kann ich sagen, dass sich sowohl der Kompost, als auch die Vorwachszeit draußen trotz der vielen Arbeit lohnen, weil ich über die Sommermonate etliche Wochen pro Durchgang spare und noch dazu wesentlich größere, gesündere und resistentere Pflanzen erziele. Mutter Natur ist letztlich mit nichts zu toppen.
Denkt nur an Eure Pflanzen auf Balkon, Terrasse und Fensterbrett, wenn sie am fettesten sind, müssen sie im Herbst eingeräumt werden, um dann wieder ein kümmerliches Dasein bis zum nächsten Frühjahr zu fristen.

M.A. hat das Glück, in den Niederlanden zu wohnen und kann ihr Hobby deshalb relativ unbehelligt betreiben, da sie nie mehr als fünf (große :)) Pflanzen großzieht. In Deutschland ist das natürlich streng verboten. Deshalb weisen wir unsere Leser darauf hin, dass sie das Beschriebene auf keinen Fall nachahmen dürfen. Dieser Artikel soll informieren, nicht anstiften.

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