Dienstag, 9. Februar 2010

Mahnwachen für Opfer der Drogenprohibition

Keine Legalisierung ohne Öffentlichkeit

Tübingen. Seit der Inhaftierung von Jürgen Hahnel wegen Besitzes von Cannabis am 6.Juli 2009 organisiert Anne Fröhlich circa 14-tägig in Tübingen auf dem Holzmarkt „Mahnwachen für Opfer der Drogenpolitik“. Jürgen Hahnel ist seit dem 17.Juli im drogenpolitischen Hungerstreik in der JVA Rottenburg (das Hanf Journal berichtete).

Da Jürgen Hahnel zu Problemen im Vollzug und bezüglich seiner Öffentlichkeitsarbeit noch diverse Schreiben formulieren will, führt er den Hungerstreik derzeit noch phasenweise in gemäßigter Form durch. In diesen Phasen nimmt Jürgen Hahnel Zucker/Honig in Getreidekaffee/Tee, etwas Obst, Marmelade (als Zucker/Honigersatz), Quark, Milch und Gemüsebrühe zu sich. Nach Beendigung der Schreibphase wird Jürgen Hahnel seinen drogenpolitischen Hungerstreik bis zur drohenden Zwangsernährung konsequent durchführen.

Bei den Mahnwachen informiert Anne Fröhlich auf Schautafeln und mit Jürgen Hahnels „Zentralem Infoblatt: Armut + Ausgrenzung durch Drogenpolitik“ vor allem über Cannabis und zur Drogenpolitik. Auch die Unterstützung von Kampagnen der Grünen Hilfe (“Ich habe gekifft…” und “Freiheit allen Hanfgefangenen“) und eines Gnadengesuchs an Baden-Württembergs Justizminister Goll für Jürgen Hahnels Freilassung mit gleichzeitigem Appell, sich für menschenwürdige Drogenpolitik einzusetzen, ist vor Ort möglich.

Bei den Mahnwachen muss sich Anne Fröhlich immer wieder mit stigmatisierenden Vorurteilen zu Drogen und DrogenkonsumentInnen auseinandersetzen, die durchaus im direkten Zusammenhang mit herrschender Tabuisierung und Desinformation als Folge der Prohibitionspolitik zu werten sind. Viele Angesprochene aber äußern Zustimmung zu Jürgen Hahnels Positionen. Doch es ist zu beobachten, dass aus Furcht vor herrschender Kriminalisierung die entsprechende Unterstützungsunterschrift oft nicht gegeben wird, da „man nicht wisse, auf welcher Liste man zu landen drohe“. Dies ist angesichts des auf CannabiskonsumentInnen lastenden Verfolgungsdrucks einerseits verständlich, andererseits könnte sich weniger Selbstzensur und mehr Zivilcourage lohnen, da (nach Stanislaw Jerzy Lec) der Preis der Freiheit sinkt, wenn die Nachfrage steigt. Auch PraktikerInnen, denen durch ihre Arbeit mit DrogenkonsumentInnen die Problematik der Prohibitionspolitik vertraut ist, verweigerten gegen ihre eigene erklärte Überzeugung die Unterstützung aus Rücksicht auf die offizielle Linie des Arbeitgebers.

Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit und weitere Unterstützung notwendig: Mahnwachen und Infostände, wie die Mahnwachen von Anne Fröhlich oder der gemeinsame Infostand von der „Grünen Hilfe Hessen“ und der „Linken Landesarbeitsgemeinschaft Drogenpolitik Hessen“ als „Mahnwache für Opfer der Drogenprohibition“ am 29.Januar in Frankfurt sind erforderlich.

Wer Jürgen Hahnel und Anne Fröhlich bei ihrem Engagement für menschenwürdige Drogenpolitik unterstützen will, findet weitere Informationen und die entsprechenden Kontaktdaten unter www.sichtbarewelt.de, denn „Keine Legalisierung ohne Öffentlichkeit: Gemeinsam sind wir stark!“

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