Dienstag, 15. Juni 2010

Wer im Glashaus sitzt …

Marokkos Einmischungsversuch in Europas Drogenpolitik

So langsam verstehen einige Länder der EU, dass der “War on Drugs” sowie eine völlige Abstinenzorientierung in der Drogenpolitik einzig und allein dazu dienen, mafiöse Strukturen zu fördern. Länder wie Spanien oder Portugal ändern ganz langsam den repressiven und abstinezorientierten Ansatz zu Gunsten einer liberaleren Drogenpolitik.
Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, ein Staatssekretär aus Marokko, zuständig für die Grenzsicherung, habe Bedenken, der Status Quo könne durch einen liberalere Drogenpolitik in Europa gefährdet sein. Khalid Zeroual warnt die EU davor, die Gesetze zu Cannabisprodukten auch nur ansatzweise zu lockern, außerden sei “Droge gleich Droge”.

Komisch nur, dass mehr seiner Landsleute kiffen als irgendwo anders, in Marokko selbst der Anbau und Besitz zum Eigenbedaf von Cannabis in vielen Regionen im Prinzip geduldet und auch gesellschaftlich seit Jahrhunderten toleriert wird. Anders herum wird beim Verkauf Alkohol in einem Land, in dem der traditionell verboten ist, stillschweigend weggeschaut. Ählich wie in Holland die Coffeeshops hat jede kleine marokkanische Gemeinde einen Alkoholladen (ohne Fenster und meist abseits gelegen).
Wer sich den europäischen Schwarzmarkt und die Beschlagnahmezahlen der Polizei anschaut, wird den Wahrheitsgehalt der Behauptung Zerouals, Marokko habe seit 2005 den Hanfanbau mehr als halbiert, anzweifeln.
Der Autor dieses Artikels besucht seit fast 20 Jahren regelmäßig die Gegend um Chefchaouen, dem “Tor zum Rif”.

Es hat sich zwar eine Menge geändert, aber Hanf wird nach wie vor überall angebaut, mit einer Ausnahme: Nicht mehr in der Nähe von Strassen, damit die Inspekteure der UNO nichts sehen. Das war vor 2005 definitiv noch anders. Aus den Augen, aus dem Sinn. Auch ist es ein offenes Geheimnis, dass die Polizei sowie hohe Regierungsbeamte in den Handel verstrickt sind und in großem Stile profitieren. Böse Zungen behaupten, eine Entkriminalsierung in Europa gefährde die durch Korruption entstandenen Strukturen in Marokko.

Quelle: Morocco tells Europe: don’t go soft on cannabis

Korruption in Marokko:

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