Mittwoch, 10. März 2010

Heilpflanzen hydroponisch:

Arnica montana

Nicht nur Hanf ist eine der ältesten Heilpflanzen der Welt, die sich mit ein wenig Basiswissen auf hydroponischen Medien oder gar aeroponisch, also ganz ohne Medium, anbauen lassen. Noucetta Khedi, Mitbegründerin der Hydroponik-Pioniere von General Hydroponics Europe, ist international anerkannte Expertin auf dem Gebiet des Hydro-Anbaus exotischer sowie heimischer Pflanzen. Diesen Artikel hat sie der Kultivierung einer der meist verwendeten Heilpflanzen, die sich jedoch sehr schwierig für den intensiven Anbau erwiesen hat, gewidmet: Arnica montana.
Seit 1991 haben wir ungefähr 360 verschiedene Spezies in unsere Gewächshäuser gezüchtet, davon 90 % hydroponisch. Neulich habe ich meinen Fotoordner mit Fotos von Pflanzen, die seit August 1995 in unseren Gewächshäusern aufgenommen wurde, durchgeblättert. Mir wurde klar, welchen Wert diese Sammlung bedeutet. Ich dachte mir, dass diese Sammlung mir die Gelegenheit bietet, die Pflanzen zu beschreiben, die sich besonders für Hydroponik eignen und welchen Zweck sie in der Heilkunde erfüllen.
Meine erste Wahl gilt Arnica montana, da sie alle Eigenschaften in sich vereint, die wir in einer Pflanze suchen: Sie ist seit ewigen Zeiten als hochwirksame Heilpflanze bekannt und die Nachfrage aus den Bereichen Kosmetik, Homöopathie und Pharmaindustrie wächst ständig. Sie lässt sich schwer als Intensivkultur anbauen, stellt aber eine hochwertige Einkommensquelle dar. Und schließlich gehört sie zu den gefährdeten Arten.
Arnica montana ist eine hübsche Pflanze mit leuchtend gelben Blüten in Frühling und Sommer, Blütehöhepunkt ist Sommerbeginn. Sie wurde bereits in heidnischen Zeiten als Stärkungsmittel verwendet indem die Blätter als “Bergtabak” geraucht wurden, allerdings bleibt unklar, ob dies aus medizinischen oder religiösen Gründen geschah.
Arnica montana ist eine kleine, widerstandsfähige Pflanze, die je nach Standort zwischen Mai und August blüht. Sie besitzt ein unglaublich kräftiges Wurzelwerk, so dass sie auch auf armen Böden gedeihen kann.
Die ganze Pflanze ist hellgrün und die Blätter sind mit Härchen bedeckt. Sie ist mit ihren länglichen Blättern von 20 – 40 Zentimetern leicht identifizierbar.
Arnica montana hat lange Stängel, die hübsche orange-gelbe Blüten tragen. Die Pflanze hat einen typischen, angenehmen Duft. Man kann verschiedene Pflanzenteile medizinisch nutzen: die getrockneten Blüten (Arnica flos), die frischen Stängel (Arnica herba) sowie die gesamte Pflanze (Arnica planta tota) und die getrockneten Wurzeln (Arnica radix). Arnica spielt in der traditionellen und modernen Pharmakopea eine bedeutende Rolle. Sie enthält hauptsächlich sesquiterpene Lactone, Flavonoide, ätherische Öle und andere Substanzen. Man verwendet sie zur Heilung von Quetschungen, Stössen, Oedemen, Verstauchungen und Gelenkschmerzen. Sie hilft auch bei Herzbeschwerden und zur Stärkung des Immunsystems. Sie wirkt entzündungshemmend. Aber Vorsicht! Sie muss immer stark verdünnt und in homöopathischen Mengen verwendet werden, denn sie könnte auch bei Einnahme und ohne ärztliche Aufsicht toxisch wirken. Im Allgemeinen wächst Arnica montana auf Höhenlagen in Europa. Andere Gattungen wachsen in europäischen Ebenen, in Nordamerika und in Mexiko. Besonders von Heilern gesucht, wurde Arnica im wilden Zustand gesammelt. In unseren modernen Zeiten wurde so viel davon und in unkontrollierter Weise gesammelt, dass wir diese Pflanze kaum noch in der Natur vorfinden. Aus manchen Gebieten ist sie vollkommen verschwunden und das Sammeln der wilden Arnika-Pflanze ist verboten, da die Pflanze unter Naturschutz steht. Heute suchen die Wissenschaftler nach Zuchtmethoden für Arnika, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen. Allein in Europa werden 50 Tonnen getrocknete Blüten pro Jahr benötigt (dies entspricht 250 – 300 Tonnen frische Ware), zu einem Preis von ungefähr 90 Euro pro Kilogramm, Tendenz steigend. In den USA wächst eine Arnika-Sorte, Arnica chamissonis, die über ähnlichen Eigenschaften verfügt. Kommerzielle Anbaumethoden von Chamissonis werden bereits untersucht.
Wir haben also beschlossen, Arnica Montana hydroponisch zu züchten, die Realisierbarkeit des Projektes und die therapeutische Wirksamkeit der Ernte zu analysieren und somit zu definieren, ob Hydroponik eine lebensfähige Alternative sein könnte. Wir haben in der ersten Versuchsreihe mit einigen Pflanzen begonnen, um zu erfahren, welche Art der Pflege sie bevorzugen. Aber wir hatten nicht genügend Ertrag, um den Inhalt an Wirkstoffen untersuchen. Wir entdeckten, dass die Pflanzen jedoch kräftig wuchsen und dass wir Wurzeln von den lebenden Pflanzen ernten konnten, ohne ihnen zu schaden.
Die ersten Tests wurden mit Flora Series, unseren 3-Komponenten-Dünger, durchgeführt, hierbei handelt es sich um eine sehr anpassungsfähige und ausgewogene Pflanzennahrung, die allen Pflanzenbedürfnissen und den verschiedenen Entwicklungsstadien durch Anpassung des Mischverhältnisses gerecht werden kann. Mit Flora Series konnten wir das Pflanzenwachstum genau kontrollieren und sehen, in welcher Dosis und wann welche Nährstoffe benötigt werden. Die Flora Serie ist zudem frei von Schwermetallrückständen, so dass es möglich ist, eine schwermetallfreie Ernte zu erhalten, die für medizinische Anwendungen geeignet ist.


Ein hoher Wirkstoffgehalt zeichnet hydroponisch gezüchtetes Arnika aus

Bekanntlich bevorzugt Arnica montana saure, kalkarme, durchlässige, phosphat- und nitratarme Böden. Sie verbraucht viel Kieselsäure, die Stängel und Blätter stärkt und sie vor Ungeziefer schützt. Manche Züchter sagen, ein pH-Wert zwischen 5.8 und 7.0 sei ideal, andere sagen, man sollte 5.0 bis 5.5 nicht überschreiten. Wir pendeln zwischen 5.5 und 6.2. Einige Autoren behaupten, alle Dünger seien tödlich für Arnica, bei uns verhielt es sich anders:
Für unsere Tests verwenden wir unsere für alle Pflanzen gültige Allgemeinformel: 13 ml/10L of FloraGro, 8 ml/10L FloraMicro, und 5 ml/10L FloraBloom in der Vegetationsphase, und dann die gleiche Menge an FloraGro und Flora Micro, aber mit 7ml/10L FloraBloom in der Blütephase. Hinzu kommen Fulvosäure (Diamond Nectar) und unseren Wurzelstimulator (BioRoots), um die Entwicklung des Wurzelsystems zu optimieren. Schließlich fügen wir Silikatpulver (Mineral Magic) hinzu, um die Pflanze mit der benötigten Silikatsäure zu versorgen. Arnica montana wächst in unseren Dutch Pots hervorragend zu gesunden und kräftigen Pflanzen heran. Sie lassen sich durch Teilung leicht vermehren.
Wir haben gelesen, dass Arnica Opfer einiger Krankheiten und Insekten werden kann. Darunter eine Pilzkrankheit namens “Sphaerotheca fuliginea”, die das Frühlingslaub angreift sowie ein Pathogen namens “Entyloma arnicalis”, das die Blätter angreift sowie das Wachstum verzögert oder gar stoppt. Zu den Schadinsekten zählt “Tephritis arnicae”, das seine Eier in die Knospen legt und deren Entwicklung bremst. Bis heute konnten wir lediglich Mehlschildläuse und Weisse Fliegen beobachten, die wir mit integriertem, biologischen Pflanzenschutz leicht bekämpfen konnten.
Unsere Tests gehen weiter und um eine ausreichende Ernte zu erhalten, werden wir dieses Jahr zwei große Dutch Pot Aeros mit Arnica montana bepflanzen. Einer wird mit Flora Series (Mineraldünger), der andere mit BioSevia (organisch) gedüngt werden.
Anschliessend werden wir beide Ernten analysieren lassen. Wenn der Inhalt an Wirkstoffen so hoch ist, wie wir es in der Vergangenheit feststellen konnten, werden wir einen neuen Ansatzpunkt haben, um Züchtern eine Alternative zu den traditionellen Anbaumethoden zu bieten.
Das soll ihnen bessere Ernten und hochqualitative Erträge bringen und gleichzeitig Dünger und Wasser sparen, was heutzutage wichtiger denn je für unseren Planeten ist.
Bisher bevorzugen Ärzte und Patienten die Wildpflanze. Sie denken, die Wildform hätte eine höhere Wirksamkeit und sie könnten Recht haben, denn diverse Tests mit in Erde kultivierten Arnica montana zeigen eine Abnahme der therapeutischen Wirksamkeit. So wird unsere Arbeit nicht nur darin bestehen, die Pflanze zu kultivieren, sondern dies in einer Weise zu tun, die keinen Qualitätsverlust in Sachen therapeutischer Nutzen verursacht. Bisher haben unsere Tests mit den von uns kultivierten Heilpflanzen zwei- bis dreimal höhere Wirkstoffmengen, mehr Vitamine und Mineralien ergeben, als Vergleichswerte mit dem Anbau in Erde. Es sollte uns möglich sein, dieser Herausforderung gerecht zu werden. Wenn sich das bestätigt, werden wir in der Lage sein, Arnica montana unserer Liste der potentiellen Hydroponik-geeigneten Pflanzen hinzuzufügen. Sollten die Resultate nicht so befriedigend sein wie erwartet, werden wir es mit Arnica chamissonis versuchen. Diese Spezies wird von der Europäischen Pharmakopeia als therapeutisch gleichwertig angesehen.
Wie viele Heilpflanzen kann Arnika gefährlich sein. Wenn Ihr die Pflanze kultivieren wollt, müsst ihr wissen, dass sie hoch wirksam ist. Sie kann bei Einnahme toxisch wirken. Auch wenn man über einen längeren Zeitraum damit in Berührung steht (Ernte, Versand, Verarbeitung), besteht Vergiftungsgefahr. Nicht ohne Grund wurde die Pflanze in früheren Zeiten „Wolfsblüte“ genannt: Die, die die Kraft des Wolfes überwältigt. Sie wurde während Schamanenzeremonien verwendet, um Kraft, Bravur und Gottes-Schutz zu verleihen.

Zu General Hydroponics Europe

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