Mittwoch, 2. März 2011

Cannabis-Patient beantragt Eigenanbau

Cannabis aus der Apotheke – Gut, aber zu teuer

Ein Kurzinterview mit Günter Weiglein

Günter Weiglein erhält seit Herbst 2009 Cannabisblüten aus der Apotheke. Ein Gramm kostet ihn dort 14,40 Euro, das Cannabis wird aus niederländischen Apotheken importiert, wo es dort wohnhafte Patienten die Hälfte kostet. Der einzige Produzent von medizinischem Cannabis in Deutschland, die Südhanf AG (www.suedhanf.de) darf ihr in München produziertes Cannabis nicht an deutsche Patienten oder Apotheken abgeben. Deshalb hat sich Günther Weiglein entschieden, beim BfArM einen Antrag auf Selbstversorgung zu stellen. Bislang hat die Behörde jeoch keinen einzigen der zahlreichen Anträge positiv beantwortet.
Im Gegenteil: Das Bundesgesundheitsministerium hat Berufung gegen ein Urteil vom Verwaltungsgericht Köln eingelegt. Das Gericht hatte im Januar im Sinne eines anderen Cannabis- Patienten aus Mannheim entschieden (Hanf Journal berichtete): Das BfArM wurde dazu verurteilt, den Antrag des an MS-erkrankten Michael Fischer erneut zu prüfen, da die Gründe zur Ablehnung seines Antrags nicht ausreichten.
Statt der Neuprüfung seines Antrags und legaler, bezahlbarer Medizin erwartet den Erlaubnisinhaber aufgrund der Berufung nun eine weitere Gerichtsinstanz. Unter diesen Voraussetzungen sieht es für Günters Antrag nicht gerade rosig aus …

Ha Jo: Hallo Günter.
Günter: Hallo, liebes Hanf Journal.

Ha Jo: Wie geht es Dir heute?
Günter: Seitdem ich mich mit natürlichem Medizinalhanf behandle, hat sich mein Gesundheitszustand dramatisch verbessert.

Ha Jo: Weshalb bekommst du Cannabis und wie wirkt es bei dir?
Günter: Ich bekomme den Medizinalhanf aufgrund chronischer Schmerzen, unter denen ich seit 2002 nach einem unverschuldet erlittenen Motorradunfall leide.

Ha Jo: War es kompliziert, die Ärzte und Behörden zu überzeugen?
Günter: Die Behörden muß man nicht überzeugen, sie halten sich an die Fakten in deinem Antrag und entscheiden dann auch danach. Der Antrag selbst ist nicht schwierig. Schwieriger, aber nicht unmöglich ist es, einen Hausarzt zu finden, der sich mit den heilenden Eigenschaften der Medizinalhanfpflanzen auskennt. Die meisten haben immer noch das Bild einer schlimmen Droge vor sich. Nach und nach wachen aber auch die langsam auf.

Ha Jo: Wieviel Gras erhältst du, wieviel darfst du mit dir führen?
Günter: Ich habe nur einen geringen Monatsbedarf von etwa sechs Gramm, diese sind auch genehmigt und diese Menge darf ich auch jederzeit bei mir haben. Mehr könnte ich mir finanziell auch nicht leisten, da ich meine Medizin komplett aus eigener Tasche bezahlen muss.

Ha Jo: Wie ist die Qualität?
Günter: Die Qualität ist gut. Das wäre ja noch schöner bei dem Preis.

Ha Jo: Wie klappt mit der Versorgung?
Günter: Gar nicht. Ich selbst hatte schon mehrfach Lieferprobleme und auch andere Genehmigungsinhaber klagen darüber, dass sie ihre Medizin nicht erhalten.

Ha Jo : Sind 14,40 Euro nicht sehr teuer? Das sind ja fast 100 Euro im Monat, obwohl du Krankenkassenbeiträge bezahlst?
Günter: Viel zu teuer. Für eine Heilpflanze, die ich mir für einen Bruchteil selbst genauso gut mit der gleichen Technik und in gleicher Qualität wie das Apothekengras auch anbauen könnte, ist der Preis absolut unverschämt und dreist. Deshalb habe ich auch einen Antrag auf Eigenanbau meiner Medizin gestellt.

Ha Jo: Dann wünschen wir dir viel Glück und hoffen mit dir, dass der Antrag auf Eigenanbau genehmigt wird. Vielen Dank für das Gespräch, tschüss.
Günter: Gerne, servus.
Bild: Günter Weiglein im Hanflabyrinth Berlin 2009 – Foto: Günter Weiglein

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