Freitag, 21. Oktober 2011

Krokodil: Panikmache um ein Phantom

Wie eine Zeitungsente entsteht

Die Zahl der Medien, die das Auftauchen des gefährlichen Billig-Heroinersatzes vermeldet hatten ist unüberschaubar, weshalb dieser Link nur eines von vielen Anschauungsbeispielen ist, wie so manch “Journalist” in der Gerüchteküche seine Meldungen zusammenbraut.

Bereits am Tag der Meldung spürte vice.com den Arzt auf, der das vermeintliche Krokodil-Opfer behandelt haben soll. Auf die Frage, wie er den Krokodil-Gebrauch festgestellt habe, sagte der Arzt:

“Es gab einen Hinweis von anderen Gästen. Sie müssen wissen, bei uns geht es zu wie bei McDonald’s, wenn Sie heute da einen Kaffee trinken gehen, sitzen dort morgen ganz andere Leute. So ist das bei uns auch. Mitarbeiter haben die desaströsen Gewebeschäden, auch im Weichteilbereich, gesehen und mich darauf hin um Rat gefragt.”

Er hatte den Patienten also nicht einmal gesehen, geschweige denn untersucht. Auch der Bochumer Polizei liegen nach Angaben von “vice.com” keine Erkenntnisse zum Auftauchen von Krokodil vor, obwohl sie direkt nach Bekanntwerden des Verdachts Heroin-Proben aus dem Umfeld des Bochumer Hauptbahnhofs auf Beimengungen untersucht hatten.
Daraufhin zog die Polizei ihre Warnung zurück, was jedoch nichts an der medialen Präsenz der Zeitungsente änderte.

Die Herstellung von Krokodil wäre in Deutschland nicht sehr einträglich und sehr schwer möglich, da der Grundstoff für Desomorphin, anders als in Russland, nicht legal zu haben ist. Zudem nutzen russische Junkies Desomorphin eher als Substitut, wenn kein Heroin verfügbar ist.
Da die russische Regierung keinerlei staatliche Substitution anbietet, ist der Missbrauch der frei verfügbaren Opiate, allen voran der Desomorphin-Grundstoff Codein, in den vergangen Jahren stark angestiegen.So entsteht bei einer unsachgemäßen Weiterverarbeitung in Hinterhof-Drogenküchen das giftige Krokodil.

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