Dienstag, 3. Juli 2012

Wo Hanf den Tod bringt

Malaysia und Iran als Todesengel

Wenn wieder einmal ein Europäer in einem Schurken-Staat wegen ein paar Gramm Cannabis zum Tode verurteilt wird, ist der Aufschrei im Westen groß, meist schaffen es diplomatische Kreise, ihre Bürger fünf vor zwölf vorm Galgen zu retten.
Ob das auch bei dem 21jährigen Briten, der jüngst in den Vereinigten Arabischen Emiraten beim Verkauf von 20 Gramm Weed erwischt und zusammen mit einem 19jährigem Syrer zum Tode verurteilt wurde, so sein wird, bleibt abzuwarten.
Viel schlimmer ist, dass immer mehr Staaten immer mehr Menschen aufgrund von Gras oder anderen, illegalisierten Drogen töten. Dabei handelt es sich um Afghanistan, Borneo, Brunai, China, Indien, den Iran, den Irak, Laos, Malaysia, Nigeria, Pakistan, Singapur, Somalia, Sudan, Vietnam und den Yemen, wobei Malaysia und der Iran mit Abstand am häufigsten töten. Ende Juni erst ergingen wieder vier Todesurteile gegen Hanf-Fachhändler.
Encod hat allein für Malaysia in zwei Jahren 55 Vorfälle dokumentiert, bei denen ein oder mehrere Todesurteil/e aufgrund von Hanfhandel oder -besitz ausgesprochen und bereits vollstreckt wurden. Da das Thema in der Öffentlichkeit bislang wenig Beachtung findet, hat Encod eine Petition an die UNO gegen die Todesstrafe für Cannabis ins Netz gestellt und hofft auf zahlreiche Unterzeichner.
Unsere Politiker stören sich bislang wenig daran, dass insbesondere fundamentalistisch regierte Staaten mit Cannabis Konsumierenden noch brutaler umgehen als mit politisch Andersdenkenden, Frauenrechtlerinnen oder unbequemen Künstlern. Kein Wort dazu, dass China und der Iran den UNO-Weltdrogentag regelmäßig dazu nutzen, Drogenhändler öffentlich und massenweise hinzurichten. Keine Depesche verließ das Auswärtige Amt, als im Februar der Haschschmuggler Wahid Atawi in Saudi-Arabien seinen Kopf verlor. Erwischt es mal einen Deutschen, so wie vor gut 25 Jahren den Rucksacktouristen Frank Förster, werden natürlich alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit der eigene Staatsbürger eine Sonderbehandlung erfährt und alsbald nach Hause darf, wo er sich als Dank von seiner im Drogenwahn begangenen, bösen Tat distanziert. Internationale Kritik an der menschenunwürdigen Behandlung sowie den damit verbundenen Verletzungen elementarer Rechte von Drogenkonsumenten von offizieller Seite bleiben jedoch aus.
Uns sollte eigentlich klar sein, dass in Staaten, in denen die Todesstrafe für „Delikte“ wie absichtliches Verbreiten von Krankheiten, Zuhälterei, Bestechung, Ehebruch, Majestätsbeleidigung, Hexerei oder Gotteslästerung schnell ausgesprochen ist, auch beim Thema Cannabis oder Opium nicht lange gefackelt wird. Dieser fundamentalistische Haltung wurde aber erst durch den vom Westen entfachten, seit 40 Jahre andauernden „War On Drugs“ vor allem dort ein fruchtbarer Boden bereitet, wo Fundamentalisten (Somalia, Saudi-Arabien, Iran) herrschen oder westliche Drogengesetze einfach in verschärfter Form übernommen wurden (Philippinen, Singnapur, Malaysia, Thailand), ohne auf die Konsumgewohnheiten der eigenen Bevölkerung zu achten (Thailand, Pakistan, Vietnam). All das wird so widerpruchslos hingenommen, dass man sich fragen mag, ob es sich dabei nicht um eine stille Duldung von Menschenrechtsverletzungen im großen Stil handelt, weil der Zweck ja die Mittel heiligt, wenn es um „das Böse“ geht.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen