Montag, 16. Juli 2012

Entkriminalisieren, Aufklären, Hilfsangebote schaffen

Für eine linke Drogenpolitik

„Alkohol ist als Droge gefährlicher als Cannabis. Alle Kulturen der Welt suchen nach Möglichkeiten, sich in Rausch zu versetzen. Ein “Recht auf Rausch” postuliert keine “Pflicht zum Rausch”. Alle Drogen haben Nebenwirkungen, Alkohol auch tödliche. Nur durch eine sachliche und vorurteilsfreie Diskussion besteht eine Chance, Missbrauch darzustellen und wirkungsvoll zu bekämpfen.“
(Dr. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin)

Mehrere 50.000 Tote hat der Drogenkrieg in Lateinamerika (insbesondere in Mexiko) gebracht. Mittlerweile formiert sich auf dem lateinamerikanischen Kontinent eine breite Bewegung von AktivistInnen, Wissenschaftlern, Polizei und Justiz bis hin zu Staatschefs, die eine Legalisierung von Drogen fordert um die fatalen Folgen von Schwarzmarkt und organisierter Kriminalität Einhalt zu gebieten. Wo in Lateinamerika eine ernsthafte Debatte über Entkriminalisierung geführt wird, herrscht in Deutschland noch eine hysterische Debatte vor, in der Schwarz und Weiß beherrschende Farben sind. Gleichzeitig belastet der verharmlosende Umgang mit der legalisierten Kulturdroge Alkohol massiv unser Gesundheitssystem (74.000 Tote pro Jahr allein in Deutschland laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung).
Grundgedanke linker Drogenpolitik bildet Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Menschen sollten in erster Linie selber bestimmen können ob sie Pillen schlucken, Kaffee trinken, einen Joint rauchen oder gar keine Rauschmittel zu sich nehmen wollen. Die Selbstbestimmung des einzelnen kann dabei nur soweit gehen, dass die Selbstbestimmung von anderen nicht eingeschränkt wird (z.B. durch besoffen Autofahren oder anderen ohne deren Wissen Drogen unterzujubeln). Die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben ist aus unserer Sicht dabei Aufklärung durch Bildung. Menschen müssen sich über die Folgen ihres Handelns bewusst sein, um selbstbestimmt leben zu können.

Was heißt das praktisch?

Linke Drogenpolitik heißt die Entkriminalisierung von DrogenkonsumentInnen voranzutreiben. Nach einer Freigabe von bisher illegalisierten Substanzen sollten diese in spezialisierten Läden mit Lizenz abgegeben werde (ähnlich wie Apotheken). Nervige und oft verharmlosende Werbung zu Rauschmitteln sollte allerdings generell verboten werden (dies wäre auch für derzeitige legale Drogen wie Alkohol oder Tabak notwendig). Weiterer zentraler Punkt ist die Schaffung einer sachlichen Prävention und Aufklärung über Wirkungen von Rauschmitteln. Berauschende Substanzen (egal ob legal oder illegal) bergen das Risiko von Sucht und Abhängigkeit, welche für die Betroffenen und ihre Mitmenschen fatale Folgen haben kann. Linke Politik darf darüber nicht hinwegsehen und nichts beschönigen, sondern muss allen Betroffenen Hilfe ermöglichen.
Zusammengefasst heißt das, eine linke Drogenpolitik muss DrogenkonsumentInnen entkriminalisieren und eine Möglichkeit für einen verantwortungsvollen Konsum von Rauschmitteln schaffen. Wichtig ist dabei vor allem eine sachliche Aufklärungsarbeit über berauschende Substanzen.
Für Menschen, welche mit Abhängigkeit bzw. Sucht zu kämpfen haben, muss es ein umfassendes Hilfsangebot geben.

Kai Padberg und Jasper Prigge sind Mitglieder im BundessprecherInnenrat der Linksjugend [‚solid]

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