Drum’n’Bass
ist eine Musikform, die noch nie versucht hat, gefällig oder
massentauglich zu sein. Zumindest nicht von der Basis ausgehend.
Kulturell ist die eigene Identität geschaffen. Und diese besteht
in erster Linie aus DJs, MCs und Produzenten.
Am 13.
Mai fand als ganz besonderer Anlass der erste offizielle deutsche
Recording Event im Berliner 2Be Club statt. Nach „Progression
Sessions“ in Tokyo, UK und den USA waren LTJ Bukem & MC Conrad
geladen, um in Berlin zu gegebenem Anlass die offizielle „Progression
Sessions 10 Germany“ CD live (!) aufzunehmen! Dadurch trägt
der Clubvisionär wieder einmal seine Definition von Drum’n’Bass
hinaus in die Welt.
Als
Fotograf und Texter hatte ich (leider) nur 20 Minuten das äußerst
lustige Vergnügen, den Mann, der bei seinen Freunden als Danny
Wiliamson bekannt ist, vor dieser Session zu interviewen. Und der
gute LTJ Bukem war erstaunlich relaxt, obwohl sein MC gerade mit dem
Soundcheck ein paar Probleme zu bewältigen hatte, aber bis zur
Party war ja noch etwas Zeit. So wurde nach Oldschool-Manier der
Kugelschreiber gezückt, um die Antworten Bukems niederzukritzeln
und dabei ziemlich rumzualbern.
Anfangs
fragte ich ihn, wann er eigentlich zum ersten Mal in Deutschland
aufgelegt hat und wie er die hiesige Szene beurteilt. „1994“,
entgegnete er mir überlegend, und dass das Zentrum der deutschen
Drum’n’Bass-Szene nach wie vor in Mannheim und Heidelberg liegt,
er allerdings auch Berlin für eine Stadt mit Potenzial hält.
Auch deutsche Produktionen wie die von Bassface Sascha, Kabuki und
der Rawhill Cru gefallen ihm sehr gut, und das hört man doch
gerne. „Es ist hart, ein Label zu führen“, meint der
fleißige Unternehmer und
vor allen Leuten, die das tun und schaffen, hat er daher allergrößten
Respekt.
Die
Entwicklung der ganzen Sache sieht LTJ Bukem mit positiven Augen, da
die Tracks von ihrer Produktion her immer besser werden, wobei ihm
die legendären Oldschool Breakbeats, mit denen Ende der 80er
alles begann, auch bis heute immer wieder Freude bereiten. Abschließend frage ich ihn, was er sich von der heutigen Nacht
erwartet und was sich dafür in seiner Plattentasche befindet.
Lächelnd antwortet: „Eine gute Zeit, einen guten Sound mit
guten Leuten und Respekt!“ Er wird einige Dubplates spielen und hat auch neuen
Stuff von Mathematics, 31 Records und C.I.A. dabei.
Die
Halle war ab 23 Uhr geöffnet, und als schließlich gegen
kurz vor 2 Uhr LTJ Bukem und MC Conrad die Bühne betraten,
begann ein Event der absoluten Extraklasse. Mit der Good Looking Crew
wurde die offizielle deutsche Progression Session 10 gefeiert, die
voraussichtlich im Herbst 2004 weltweit im Handel erhältlich
sein wird. Auch ein TV-Team von VIVA war am Abend vor Ort, um
Aufnahmen zum Zwecke der weltweiten Ausstrahlung zu machen. MC Conrad
galt wie immer als wichtiger Bestandteil, da er die Crowd bereits mit
seinen Worten „Are you ready for the LTJ Bukem?“ zum Kochen
brachte. Doch seine Tätigkeit als unterstützende Stimme in
den Reihen der GLO-Künstler und als Markenzeichen der
Progression Sessions-Reihe bewertet MC Conrad ziemlich bescheiden:
„Ich sehe mich als Rapper, der seine Stimme so benutzt, dass sie
mit den Harmonien der Musik ineinander greift, genau so wie das ein
Jazz-Sänger machen würde, der viel reimt und in meinen
Augen auch die wahre Form des MCing repräsentiert, den ,Master
of Ceremony‘.“
LTJ
Bukem führte all seine Gäste durch die Musikstile, die ihn
in den 90ern am meisten beeinflussten ein Resumée des Drum’n’Bass in einer Mischung, die all jenen, die nicht an die Existenz von so
etwas glaubten, die Augen öffnete, und all denen, die diesen
Glauben sowieso schon hatten, das Herz erwärmte. Und selbst
meine Freundin Geli, die anfangs nicht allzu viel mit dem Good
Looking-Sound anzufangen wusste, war nach dieser Party restlos
begeistert. It’s all a matter of opinion!
www.goodlooking.org