Deutschland
aufgepasst, das Vorbeben mit der Stärke 12 auf der Richterskala
hat begonnen. Mit der harmlos scheinenden Frage "Seid ihr bereit
für DAS BO?" knetet Das Bo die Gehirne auf
Betriebstemperatur für ein Album, das von dem Künstler in
Eigenregie produziert und geschrieben wurde. Nach seinem Sommerhit
„’Türlich, ’Türlich (sicher Dicker)“ meldet sich
Das Bo vier Jahre später mit seinem ersten Solo-Album „Best Of
III Alleine“ zurück, und nachdem mir zu Ohren gekommen ist,
dass Das Bo Rap für mich hat, bin ich neugierig und mache mich
auf den Weg zur Schillingbrücke.
In
der Nähe des Berliner Ostbahnhofs befindet sich das Ibis Hotel,
und in einem der vielen Zimmer empfängt mich ein äusserst
relaxter Bo, und das finde ich nach all seinen bisherigen Interviews
und Konzerten in verschiedenen Städten sehr erstaunlich. Ich
freue mich, den guten Mann, der mir bereits mit seiner Crew „Fünf
Sterne Deluxe“ und dem Album „Sillium“ im Jahre 1998 eine
extrem lustige Zeit bescherte, heute einmal von einer anderen Seite
kennenzulernen. Eine halbe Stunde habe ich Zeit, ihn mit meinen
Fragen zu konfrontieren, und das ganze entwickelt sich zu einem
interessanten Gespräch.
1989
kursierten die ersten Rap-Tapes in der Schule, und mit Public Enemy,
De La Soul und dem Erscheinen der Alben von A Tribe Called Quest,
Jungle Brothers, Biz Markie, Gang Starr und De La Soul wurde ein
neues, sehr gutes Gefühl entdeckt und „Das Bo“ war geboren.
Schon zwei Jahre später ging es nicht mehr nur darum, Blackmusic
zu konsumieren, sondern auch selbst zu rappen - anfangs noch auf
englisch. Doch während eines einjährigen Amerikaaufenthalts
in Sacramento 1992 bis 1993 schulte Bo seinen deutschen „Flow“,
und im Anschluss an diese Zeit traf er mit seiner alten Crew bei
einem Offenen-Kanal-Radio-Besuch das erste mal auf Tobi.
Man
gründete die Formation „Der Tobi und das Bo“, und durch den
unkonventionellen Ansatz sorgte das Album „Genie und Wahnsinn
liegen dicht beieinander“ in der damaligen Hip Hop-Szene sogleich
für Aufregung. Nach Fernsehauftritten bei Viva und MTV kam es
dann im Jahre 1998 dazu, dass man sich auch zur Style-Crew „Fünf
Sterne Deluxe“ formierte. Das bereits im Eingang angesprochene
Album „Sillium“ war bahnbrechend - und hierzu brannte mir seit
mittlerweile schon sechs Jahren die Frage auf der Seele, was es mit
Song „Dördichkeit“ auf sich hatte, der in dieser Zeit bei
mir und meinem Umfeld rauf und runter lief und schon allein aufgrund
des merkwürdigen Titels immer wieder für jede Menge Spass
sorgte. Und hierbei ging es wohl um den dirty Zustand von Tobi’s
Zimmer, wie mir Bo bereitwillig und schmunzelnd Auskunft gibt.
Im
Jahr 2000, als sich die Mongo-Clikke als Verband auflöste, kam
mit „’Türlich, ’Türlich (sicher Dicker)“ die erste
Solo-Veröffentlichung - ein Top 5 Hit, der 220.000 Einheiten
verkaufte. Und nach dem dritten Album „Neo-Now“ von „Fünf
Sterne Deluxe“ bekamen die vier Freaks von Viva den Cometen in der
Kategorie Hip Hop National 2001. Doch der unglaubliche Erfolg zeigte
Spuren, und durch die Touren und Festivals mit „Fünf Sterne
Deluxe“ und einen Schicksalsschlag auf privater Seite war Bo
ausgebrannt und zog sich erstmal zurück. Dreieinhalb Jahre
Arbeit steckte er schliesslich - seit seiner Single 2001 - in sein
erstes Soloalbum.
Im
Herbst fing er an, Ideen zu sammeln und zu überlegen, wie und
mit wem er das ganze produzieren will. Entgegen der allgemeinen
Anpassung an das amerikanische Vorbild, entstand „Best Of III
Alleine“ durch Instrumentals, die ohne Samples auskommen und aus
denen sich sieben Stücke von Boris Ekambi und Sven „Wah Wah“
Waje aka „Schall und Rauch“ als Essenz auf dem nun vorliegenden
Album befinden. Zwei Beats stammen von Joni Rewind, drei
Instrumentals von Machine Tim, und zwei Beats wurden von „Fünf
Sterne Deluxe“ beigesteuert. So wurde ein eigener Sound kreiert,
der den Rap und das eigene Gefühl vereint.
„Inhaltlich
habe ich mich wie immer mit der Realität aus meiner Sicht und
mit meinen Waffen auseinandergesetzt. Zynismus, Ironie und Sarkasmus
als Arsenal gegen (auch meine) Verwirrung, Tristesse und Abschottung
durch die von emotionslosen Finanz-Zombies verzerrt dargestellte
Realität. Diese Realität zeichnet sich durch
materialistisch-egozentrisch orientiertes Handeln aus, das zu
Vereinsamung, Verunsicherung und Angst führt und so eine
Gemeinschaft bzw. Gesellschaft in Gefahr bringt, in der ich ein Teil
sein muss.“
Bo
sieht dieses Album als Ausbildung und Möglichkeit, sich
weiterzuentwickeln und hat sich daher im Vorfeld entschlossen, ohne
Management zu arbeiten. So arbeitet er mit Marcnesium als „2-4-U
(Ideendesign)“ im Videobereich oder mit P. Anker und T. Becks auf
der Internetebene eng zusammen, um den 1:1 Faktor so groß wie
möglich zu halten. Die Seite www.dasbo.de
ist neu auf der Welle, und hier gibt es auch endlich die lang
versprochenen Klingeltöne und Handy-Logos.
Durch
Hip Hop schafft Bo den Weg aus der Isolation - hin zu Leuten - und
will seine Karriere ankurbeln. Die ganze Maschinerie in der
Musikbranche und natürlich all die verlogenen Casting-Shows
machen viel kaputt. Bo dagegen will etwas bewegen und mit seiner
Musik einen Ansatz zum Nachdenken geben. Und die Wertigkeit von
Produkten ist ihm besonders wichtig.
„Ich
könnte sagen, kauft meine Platte und es geht euch für immer
besser, eure Haut wird straffer, ihr werdet erfolgreicher beim
anderen Geschlecht und ihr bekommt Euren Traumjob, aber meine Sicht
der Dinge ist anders. Hört Euch meine Musik an und wenn sie Euch
gefällt, unterstützt mich durch den Kauf, damit ich weiter
mein Ding machen kann.“
Die
Single „Ich hab Rap für Dich“ steht bereits in den Läden,
und das Album „Best Of III Alleine“ erscheint am 07.Juni. Die
Leser des Hanf Journals sollten vor allen Dingen dem Lied mit dem
verheissungsvollen Titel „Bau“ ihr Gehör schenken.
www.dasbo.de
www.yomama.de
www.packmas.com
www.fourmusic.com