Roland Emmerich ist wieder am Start.
Und zwar mit dem wahrscheinlich meistdiskutierten Film dieses Jahres.
Das Werk mit dem bescheuerten Titel „The Day after tomorrow“
(hätte man nicht einfach „übermorgen“ sagen können?)
bringt Politiker, Wissenschaftler und Umweltschützer auf die
Barrikaden.
Die zentrale Frage all dieser
Diskussionen ist: Wie realistisch ist das Weltuntergangsszenario, das
uns hier gezeigt wird? Die klare Antwort gleich vorweg: Null. Aber
das war wahrscheinlich auch nie geplant. Dinge wie die riesige
Flutwelle, die New York überschwemmt, haben zwar mit dem
Versiegen des Golfstroms absolut nichts zu tun, sehen aber so gut
aus, dass sie ihren Platz im Film allein dadurch legitimieren. Auch
physikalische Unmöglichkeiten, wie die vier Wirbelstürme,
die gleichzeitig LA verwüsten, werden zwecks Effekthascherei
einfach übergangen.
Aber eigentlich macht das auch gar
nichts. Dafür bekommt man einen Bildersturm a la Roland Emmerich
geboten, der einem den Weltuntergang anschaulich nahe bringt und für
die recht schwache Story entschädigt. Und der reicht wohl, um so
manchen Zuschauer zu verunsichern.
Die internationale Umweltbewegung ist
direkt auf diesen Zug aufgesprungen. Wo sonst finden ihre seit Jahren
proklamierten Horrorszenarien so viel Gehör wie im Kino? Das ist
ganz im Sinne des Meisters, der diesen Film als Kritik an der
Bush-Regierung verstanden haben möchte.
Inwiefern die Zuschauer aus diesem Film
allerdings wirklich Lehren ziehen, bleibt offen. Denn immerhin gibt
es natürlich wieder ein absolut hollywoodmäßiges
Happy End. Es sterben zwar einige Millionen Menschen, aber am Ende
sind die Protagonisten und alle Überlebenden trotzdem glücklich
und freuen sich auf ihre neue Zukunft in Äquatornähe. Das
zeigt uns doch, dass so eine Klimakatastrophe gar nicht so schlimm
sein kann. Denn immerhin können sich wundervolle Liebschaften in
ihr entwickeln und die Väter finden wieder zu ihren Söhnen.
Wie ihr seht, trieft das Ende mal
wieder vor Schmalz, aber was hätte man von der Traumfabrik auch
anderes erwarten sollen? Das nimmt dem Ganzen seinen belehrenden
Anspruch. Wie viel effektiver (und auch realistischer) hätte es
gewirkt, wenn einfach alle verreckt wären und die Erde als tote
Eiswüste zurückbliebe. Das hätte mal wirklich Eindruck
gemacht.