Sie reicht mir den Joint und fährt
fort: „Der große Vorteil dabei ist, dass alle Stecklinge von
einer Mutterpflanze Klone sind, also genetisch völlig identisch.
Daher kann ich mir nicht nur sicher sein, dass alle Stecklinge
weiblich sind, sondern auch die dieselben Eigenschaften zeigen
(Wuchsform, Aroma, Potenz, Blütezeit). Das ist vor allem beim
Anbau im größeren Stil wichtig, wo man sich nicht um jede
Pflanze einzeln sorgen kann und es auf konstante Qualität
ankommt“, fügt sie hinzu.
„Allerdings ist es besser eine
Mutterpflanze zu verwenden, die noch nicht geblüht hat, weil die
Stecklinge sonst oft Probleme mit dem Anwurzeln haben und nicht
richtig wachsen“, gibt Julia zu bedenken. Um herauszufinden, ob die
Pflanze weiblich oder männlich ist, ohne sie blühen zu
lassen, verrät Julia mir einen Trick: Einfach von jeder Pflanze
einen Steckling abschneiden, sie markieren und dann die Stecklinge
zum Blühen bringen. Die Mutterpflanze hat immer das selbe
Geschlecht wie die Stecklinge.
„Die Stecklinge wurden von mir dann
erst mal unter Leuchtstoffröhren (Kaltton) bei 22 Stunden Licht
pro Tag gestellt, weil diese sehr nah an die Stecklinge herangeführt
werden können und so das nötige Licht für ein rasches
Anwachsen liefern, ohne dass Verbrennungsgefahr besteht.“ Natürlich
kann man die Stecklinge auch direkt unter Natriumdampf-Lampen für
die Blüte stellen. Dadurch bleiben sie zwar kleiner, aber man
spart viel Material, Energie und Zeit. Die Anbaumethode, bei der
viele Stecklinge von einer Mutterpflanze gleichzeitig aufgezogen
werden, nennt man Sea-of-Green.
Neben der vegetativen
(ungeschlechtlichen) Vermehrung mit Stecklingen, gibt es auch die
reproduktive (geschlechtliche) Vermehrung mit Samen. Der Vorteil
liegt darin, dass bestimmte gezielt Merkmale weitergezüchtet und
kombiniert werden können. Dabei entstehen oft neue Sorten, was
im Sinne der Erhaltung der biologischen Artenvielfalt ist. Dafür
benötigt man allerdings mehr Zeit und ein wenig Kenntnis der
Vererbungslehre (da gibt es bestimmt mal ein Special drüber).
„Normalerweise sucht man sich die
schönste männliche und weibliche Pflanze aus und lässt
sie isoliert von den anderen aufwachsen, bis die weibliche Pflanze
bestäubt wurde. Ich bevorzuge es eine männliche Pflanze
separat aufzuziehen und dann von jeder weiblichen je einen unteren
Trieb zu bestäuben.“ erläutert sie „So habe ich viele
verschiedene Sorten und kann ein eventuelles Zwittern der Pflanzen in
der späten Blüte verhindern. Der Ertrag wird dadurch nur
unwesentlich beeinflusst.“
„Nachdem ich zwei oder drei Mal
Stecklinge geschnitten habe, lasse ich die Mutterpflanze noch einmal
kräftig wachsen und schicke sie dann in die Blüte. Das gibt
dann einen richtig schönen Busch mit vielen Blüten“,
freut sie sich.
Jetzt habt ihr also die Grundlagen
einer erfolgreichen Hanf-Zucht kennen gelernt und mit Julias schönen
Pflanzen demonstriert bekommen. Beim meinem nächsten Besuch wird
sie noch etwas über verschiedene systematische Anbaumethoden
erklären, damit jeder sein optimales System findet.
Mit freundlichen Grüßen
Das Guerilla Growing Team
Indoor Growing #7
Tipps
1. Der Abbau von Cannabinoiden wird
durch Wärme, Licht und Frischluft beschleunigt und Feuchtigkeit
erhöht die Schimmelgefahr.
2. Die Ernte behält am längsten
eine gute Qualität, wenn sie gut verpackt und getrocknet in
einem dunklen und kühlen Raum wie dem Keller aufbewahrt wird.
3. Nach der Ernte können die
Pflanzen zum erneuten Wachsen angeregt werden und so als
Mutterpflanze dienen.
4. Alle Stecklinge einer Mutterpflanzen
sind Klone und daher in ihren Merkmalen (Geschlecht, Wuchsform,
Wirkung, Aroma und Blütezeit) identisch.
5. Die Erde muss anfangs stets feucht
gehalten werden, weil die jungen Stecklinge noch keine Wurzeln haben
um den ganzen Topf zu nutzen.
6. Bei der Vermehrung mit Samen können
bestimmte Merkmale gezielt weitergezüchtet oder kombiniert
werden.
7.Die männlichen Pflanzen müssen
getrennt aufgezogen werden, weil es sonst zu ungewollter Bestäubung
kommt.