Der richtige Erntezeitpunkt
(Pub. Sonderausgabe Growing 2004)
Publiziert am: 13.04.04 - Medienformen:
Die Gesamte Ernte
Der größte Moment beim
ersten Grow ist, wenn nach langen Mühen endlich der ersehnte Tag
der Ernte kommt. Doch wann genau ist es soweit? Die meisten machen
hier den Fehler zu früh zu ernten und verlieren mitunter einiges
an Ertrag und Wirkstoffgehalt. Dabei legen die Buds gerade in den
letzten Tagen noch einmal kräftig zu und die THC-Produktion
überschreitet ihren Höhepunkt. Die Pflanzen geben uns viele
Signale um ihre Reife anzukündigen: Jeder kann leicht die
Braunfärbung der feinen Fruchtfäden in den Blütenkelchen
(Calyx) erkennen. Das rührt daher, dass frische Harze und
Cannabinoide in Säure-Form klar sind. Sie färben sich
braun, wenn sie langsam in ihre aktiven Formen umgewandelt werden und
die Harze polymerisieren. Sobald sich zwei Drittel bis drei Viertel
aller Härchen verfärbt haben, ist dies ein erster Hinweis
für Erntereife. Die Produktion frischer, weißer
Blütenkelche ist zum Erliegen gekommen und die vorhandenen sind
stark geschwollen. Für den Anfänger ist es am besten
einfach noch eine Woche zu warten, wenn er meint, die Blüten
sind reif.
Weitere Anhaltspunkte liefert der
Mondkalender: Blüten, die bei abnehmendem Mond geerntet werden,
behalten ihr wohliges Aroma und ihre Frische länger. Sehr
nützlich macht sich eine Lupe, mit der nach gestielten
Kopfdrüsen gesucht werden kann. Zum Schluss hin werden sie immer
häufiger gebildet und heben sich von den ungestielten deutlich
ab, wobei ihre bernsteinähnliche Färbung leicht erkennbar
sein sollte.
Eine Studie am Stichting Institute of
Medical Marijuana (SIMM) ergab, dass Pflanzen, die von den Forschern
drei Tage vor der Ernte komplett ins Dunkle gestellt wurden, bis zu
30 Prozent mehr THC enthielten, als solche die normal bis zum Schluss
beleuchtet wurden. Wahrscheinlich wird THC also verstärkt
während der Nacht gebildet. So enthalten die Pflanzen morgens
etwas mehr THC als abends.
Die letzten zehn Tage vor der Ernte
sollte nicht mehr gedüngt werden. So werden überschüssige,
in den Blüten eingelagerte Düngesalze verbraucht. Beim
Rauchen würden sie nur unangenehm kratzen und gesund sind sie
bestimmt auch nicht. Damit das Trocknen nicht so lange dauert,
sollten sie zwei bis drei Tage vor dem Ernten überhaupt nicht
mehr gegossen werden.
Endlich ist es soweit
Die radikalste Ernte-Methode ist die
einfachste: der Haupttrieb wird direkt über dem Boden
abgeschnitten und die Pflanze z. B. mit einem Draht kopfüber in
einen dunklen Raum gehängt, der ein paar kleine Luftschlitze
besitzt. Eine andere Methode wäre, nur die Seitentriebe bzw. nur
die Buds wegzuschneiden. Der Rest bleibt stehen und wird zum erneuten
Austreiben angeregt, indem die Beleuchtungszeit wieder auf 18 Stunden
gestellt wird. Somit ist es möglich noch eine Ernte von
derselben Pflanze zu bekommen. Dafür müssen genug Blätter
übrig bleiben und das Substrat ausreichend Nähstoffe
enthalten. Weil das eigentlich nicht der Fall ist, kommt man ums
Umtopfen nicht herum. Als dritte Möglichkeit schneiden viele
Grower zuerst die reifen Buds weg und lassen die noch nicht ganz
reifen einfach weiter wachsen.
Ein verwachsener Knickpunkt (für Erziehung)
Schnelles Trocknen verdirbt den
Geschmack
Bei konstanten 20 Grad Celsius und 50
bis 70 Prozent Luftfeuchte können die Blüten schön
langsam trocknen, was wichtig für ein gutes Aroma ist. Zuerst
werden aber noch die großen Blätter entfernt, wenn sie
nicht schon verwelkt und abgefallen sind. Weil man mit ihnen genauso
wenig anfangen kann wie mit den Stängeln, landen sie auf dem
Kompost. Ansonsten geben sie hervorragendes Heimtierfutter ab.
Generell wird das Gras umso besser, je länger die Trocknung
dauert. Sobald die äußeren Blüten knusprig trocken
sind, die Stängel beim Biegen aber noch nicht brechen, können
wir beginnen, sie von den Blättern und Stängeln zu trennen.
Danach werden sie in atmungsaktiven Behältern, wie
Briefumschlägen oder Pappkartons verstaut. Plastik und andere
luftundurchlässige Materialien sollten wegen der Schimmelgefahr
gemieden werden. Die Blätter werden aber nicht weggeschmissen,
sondern separat getrocknet. Fertig sind sie, sobald die Stängel
beim Brechen knacken. Da sie sonst zu unangenehm rauchbaren Staub
zerfallen, lassen die Profis sie aber nie richtig knochentrocken
werden. Vor der Endverarbeitung können noch die weniger
harzreichen Blattspitzen abgeschnitten werden
das wird dann Maniküre genannt.
Fermentierung
Die Blüten sind direkt nach der
Ernte aber nicht tot, sondern es finden wie in einem Apfel
verschiedene Stoffwechselprozesse statt. In dieser Zeit verändern
sich Aroma und Geschmack des Grases zu ihrer typisch würzigen
Endform. Der wichtigste ist die
Fermentation. Ein Vorgang, bei dem Mikroorganismen unter anderem das
Chlorophyll zersetzen, welches später beim Rauchen nur kratzt
und ungesund ist. Die Farbe des Grases ändert sich dabei von
Grün in Gelblich-Braun. Während des Trocknens wird bereits
ein Teil der nicht psychoaktiven Cannabinoid-Säuren in ihre
aktive Form decarboxyliert. Deswegen hat frisch geerntetes Gras
geraucht wie gegessen praktisch
keine psychoaktiven Wirkungen. Je langsamer die Blüten
getrocknet und fermentiert werden, umso feiner wird das Produkt. Auch
wenn die Freude über das erste eigene Gras bei vielen Growern
groß ist und man es viele am liebsten sofort rauchen würden:
schnelles Trocknen verdirbt den Geschmack und auch die Wirkstoffe
können sich dabei kaum entfalten.
Die kann noch ein bis zwei Wochen wachsen
Weiterverarbeitung
Gutes Gras ist längst nicht alles,
was uns die Pflanze zu bieten hat und auch die leicht harzigen
Blätter wollen noch verarbeitet werden. Die eigentlichen
Wirkstoffe der Cannabis-Pflanzen befinden sich zum größten
Teil in den Köpfen der gestielten Kopfdrüsen auf den
Blütenkelchen und kleinen Blättern. Sobald die Blüten
trocken sind, brechen sie schon bei leichten Berührungen ab.
Dieser Umstand erfordert natürlich eine vorsichtige Handhabung,
ermöglicht uns aber auch, die Harzdrüsen vom Rest der
Pflanze zu trennen und somit sehr potenten Harzstaub zu erhalten. Das
mechanische Trennen der Harzdrüsen nennt man Pollinieren. Das
kannst du ganz einfach ausprobieren, indem du ein paar schön
getrocknete Blüten in einer Plastik- oder Metalldose schüttelst.
Der weiße Staub am Rand sind die Harzdrüsen. Allerdings
ist es ziemlich mühselig, rauchbare Mengen auf diese Weise zu
erhalten. Um große Menge zu verarbeiten gibt es so genannte
Pollinatoren, Geräte, die wie eine Waschmaschine aussehen, nur
dass die Trommel mit einem feinen Seidentuch als Sieb umspannt ist.
Die Harzdrüsen werden unten auf einer Platte aufgefangen. Sie
eignen sich hervorragend, um auch die Harzdrüsen aus dem
trockenen Blattmaterial zu sieben. Allerdings sind sie bei uns mit
200 Euro für ein Gerät recht teuer. In den Niederlanden ist
man schon besser dran. Dort gibt es öffentliche Pollinatoren, wo
jeder für ein paar Euro stundenlang seine Ernte sieben kann.
Die ist reif
Seit einiger Zeit können die
Drüsen auch mit Eiswasser extrahiert werden. Sie frieren ein und
brechen dann ebenfalls leicht ab. Der Vorteil dabei ist, dass die
nassen Pflanzenfasern nicht reißen und so weniger Pflanzenteile
durch das Sieb geraten. Dabei entsteht feinstes, weiches Bubblehash.
Es heißt so, weil es anfängt zu blubbern, sobald ein
Flamme nur in seine Nähe kommt. Der Harzstaub hingegen muss noch
gepresst werden, bei kleinen Mengen mit etwas Wasser oder Tee
zwischen den Fingern. Für größere Mengen gibt es
spezielle Handpressen wie den Piecemaker im Handel und
Plantagenbesitzer müssen sich wohl mit einer Buchpresse
behelfen. Wer es sich einfach machen möchte, kann aber auch ein
paar Gramm Harzstaub in einer stabilen Plastik-Tüte in seinen
Schuh packen und den ganzen Tag damit herumlaufen.
Je nach verwendeter Siebgröße
und der Siebungsdauer erhält man nach dem Pressen feinstes Hasch
mit einem intensiven Törn. Weil es noch frisch ist, wirkt es
eher aktivierend wie Marijuana. Die ermüdende Wirkung entwickelt
sich erst mit der Zeit.
Wer es traditionell angehen will, kann
während der Blütezeit die Blüten mit etwas Wasser oder
Tee leicht zwischen den sauberen Händen rollen, bis nach und
nach eine klebrige Harzschicht hängen bleibt. Dieses Verfahren
kann nach einigen Tagen erneut angewendet werden, bis nichts mehr
nachproduziert wird. Es stammt aus Nepal und Afghanistan. Dort wird
es seit langer Zeit angewendet und erzeugt weiches, schwarzes Hasch,
dessen Wirkung äußerst durchschlagend ist.
Wem das noch nicht ausreicht, der
sollte zur Extraktion greifen. Darunter versteht man das Herauslösen
der Cannabinoide auf chemischem Wege. Man macht sich dabei ihre
Eigenschaft zunutze, in Fett (lipophil) und Alkohol löslich zu
sein, aber nicht in Wasser (hydrophob). Mit diesem Verfahren können
sowohl frische und getrocknete Blüten und Blattmaterial, wie
auch Harzstaub und Haschisch bearbeitet werden.
Das gut zerkleinerte Material kann man
zum Beispiel in flüssige Butter oder Butterreinfett, das sich
noch länger hält als Butter, einrühren und dann bei 50
Grad Celsius 20 Minuten lang ziehen lassen. Die Butter darf dabei
nicht zu kochen anfangen! Dann wird sie in eine Form gegossen und ist
nach dem Abkühlen wochenlang im Kühlschrank haltbar. So
kann sie ganz normal gegessen oder zu Gebäck verarbeitet werden.
Statt Butter kann auch Ethanol
(Trinkalkohol) als Träger für die Cannabinoide verwendet
werden. So braucht man nur einige Gramm Gras in ein Flasche guten
Wodka oder ähnlichem es
sollte mindestens 40Prozent haben
bröseln. In klaren Spirituosen lässt sich sehr schön
erkennen, wie sich die Cannabinoide lösen und den Alkohol
rötlich-braun färben. Nach zwei bis vier Wochen werden die
Pflanzenteile mit einem Kaffee- oder Teefilter abgefiltert und es
kann angestoßen werden. Aber vorsichtig, weil die Wirkung zum
Teil erst nach einigen Stunden einsetzt, haben sich schon viele
verschätzt. Die Prozedur lässt sich einige Male
wiederholen, wobei der Extrakt immer schwächer wird. Das
entstandene Produkt ist ein Gras-Likör.
Wer sein Cannabis lieber rauchen oder
keinen Alkohol trinken will, kann seine Ernte auch zur potentesten
Form, dem Hasch-Öl verfeinern. Dazu benötigt man fast
reinen Ethanol oder Isopropanol. Nach dem Abfiltern wird der Alkohol
vollständig verdampft. Zurück bleibt nur eine zähe,
klebrige rot-braune Masse das
sind die Öle. Diese Methode ist aber sehr gefährlich und
wird daher nicht von Laien durchgeführt. Explosionsgefahr!
Ein weiteres hervorragendes
Lösungsmittel ist Flüssiggas. Wegen der hohen Verbrennungs-
und Explosionsgefahr ist auch damit höchste Vorsicht geboten.
Generell nehmen erfahrene Grower immer davon Abstand, mit Flüssiggas
in geschlossenen Räumen zu hantieren. Damit die Flasche nicht
unter zu hohem Druck steht wird sie eine halbe Stunde vorher ins
Tiefkühlfach gepackt. Bereits ab -0,5 Grad Celsius verflüssigt
sich das Gas und läuft dann langsam(er)
heraus. So kann man es durch das Material hindurch auf eine Unterlage
laufen lassen, auf der es sofort verdampft und eine dünne
Schicht klebriges Öl hinterlässt. Sie sollte möglichst
eben, glatt und hart sein am
besten eine Glasplatte von der
das Öl mit einer Rasierklinge oder ähnlichem abkratzt
werden kann.
3 Pflanzen in Töpfen entblättert
Lagerung
Mit der Ernte fallen oft große
Mengen Marijuana oder Haschisch an, die bis zur nächsten Ernte
allmählich verbraucht werden. Ein Outdoor-Grower muss sich unter
Umständen ein ganzes Jahr durchschlagen. Damit bis dahin nicht
zuviel an Wirkstoff verloren geht, sollte alles sorgfältig
gelagert werden.
Der THC-Zerfall wird durch Wärme,
Licht, Sauerstoff und Feuchtigkeit begünstigt. Wärme und
Licht regen die Molekülbewegung an, wodurch sie schneller einen
Reaktionspartner zum Abbau finden. Diese werden vor allem durch
frische Luft in Form von Sauerstoff immer wieder neu zugeführt.
Feuchtigkeit wirkt sich zwar nicht direkt auf den Wirkstoffgehalt
aus, kann aber Schimmel verursachen, der dann alles ruiniert.
Ein luft- und lichtdichter Behälter,
der an einem kühlen Ort aufbewahrt wird, eignet sich
hervorragend. Für die langfristige Lagerung kann man das Gras
auch einfrieren. Dafür sollte allerdings auch der letzte Rest
Wasser entzogen sein, weil es sich sonst ausdehnt und die Zellwände
sprengt. Weniger brisant ist die Vakuumversiegelung, z. B. in
Einmachgläsern. Dafür gibt es spezielle Geräte im
Haushaltswarenhandel. Wer ganz vorsichtig sein will, kann die dicht
verpackte Ernte auch unter einem umgedrehten Plastik-Behälter im
Garten vergraben. Dort ist es immer schön kühl und bei
einer Hausdurchsuchung wird sie wahrscheinlich gar nicht gefunden.
Aber auch dabei wieder äußerste Vorsicht wegen Schimmel
walten lassen. Das Gras muss trocken und der Behälter absolut
dicht sein.
Tipps zur Ernte
1. In den letzten Tagen legen die
Blüten noch einmal kräftig zu und die THC-Produktion
überschreitet ihren Höhepunkt.
2. Sobald sich zwei Drittel bis drei
Viertel aller Härchen verfärbt haben, ist dies ein erster
Hinweis für Erntereife.
3. Die letzten zehn Tage vor der Ernte
wird nicht mehr gedüngt, damit überschüssige
Düngesalze aus den Blüten gespült werden, die beim
Rauchen nur unangenehm kratzen.
4. Je länger die Trocknung, umso
besser wird das Ergebnis.
Der THC-Zerfall wird durch Wärme,
Licht, frische Luft und Feuchtigkeit beschleunigt.