Es gibt zwei grundsätzliche Methoden des Indoor-Growings: die
Kultur in Erde und die Hydro-Kultur. Das Substrat muss dabei den
Bedürfnissen der Pflanze nach Halt, Bodenklima, Wasser-,
Sauerstoff- und Nährstoffversorgung, dem richtigen pH- und
EC-Wert gerecht werden. Wenn ein Grower sich erstmals für einen
indoor grow entschieden hat, steht also schon die zweite Entscheidung
an: Mit oder ohne Erde, ist nun die Frage!
Viele sagen, das Gras aus Hydro-Kulturen-Anbau würde
„chemischer“ schmecken. Das ist möglich, wenn überschüssige
Düngesalze nicht vollständig ausgespült wurden. Es
wird aber trotz aller Sorgfalt nie ein so charakteristisches Aroma
wie beim organischen Anbau erreichen. Organisch bedeutet Anbau auf
lebenden Medien, in denen die komplexen organischen Stoffe durch
Mikroorganismen zersetzt und so in eine für die Pflanze
aufnehmbare Form umgewandelt werden. Erde enthält zudem
zahlreiche Mikronährstoffe und Spurenelemente, die bei der
Ausbildung von Geschmack und Geruch eine Rolle spielen.
Von den meisten wird Erde oft mit „Dreck“
verwechselt und im Alltag eher gemieden. Dabei enthält sie viele
interessante und nützliche Komponente. Sie ist ein Gemisch aus
Sand, abgestorbenen Pflanzenteilen, zahlreichen Kleinlebewesen und
Mikroorganismen sowie sonstigen anorganischen und organischen
Stoffen.
Da Nährstoffe in Erdmischungen nur langsam freigesetzt
werden, besitzen organische Medien eine gewisse Pufferfunktion
gegenüber Versorgungsfehlern, wie zu viel oder zu wenig Wasser
oder einen falschen pH- oder EC-Wert. Somit sind sie für den
Anfänger eher geeignet als hydrologische Medien wie Hydroton,
Perlit, Vermiculit, Kokos, Oasis oder Steinwolle. Sie enthalten nur
wenige bis gar keine Nährstoffe und Spurenelemente. Genauso
wenig sind dort Mikroorganismen zu finden, die organische Stoffe
umwandeln könnten. Deswegen müssen sämtliche
Nährstoffe und Spurenelemente direkt in Salzform zugeführt
werden! Und so gibt es gerade für den Hydrobereich spezielle
Hydrodünger, die von allen Hydrogrowern benutzt werden.
Effektiver aber aufwendiger
Es handelt sich bei den Hydromedien um tote
Speichermedien mit unterschiedlich hoher Wasserhaltekraft und
gleichzeitig guter Durchlüftung. Ihre luftige Struktur fördert
eine schnelle Drainage, wodurch sie sich gut spülen lassen und
eine einfache Durchwurzelung erleichtert. Aufgrund der
kontinuierlichen Versorgung mit frischem Wasser ist eine optimale
Nährstoffversorgung zu jedem Zeitpunkt möglich. Einige
Hydro-Medien sind ökologisch nicht ganz unbedenklich, wie die
Steinwolle, die nicht nur energieintensiv in der Herstellung ist,
sondern auch noch als Restmüll entsorgt werden muss. Andere
Medien sind zwar auch energieintensiv in der Herstellung, aber lange
nicht so bedenklich beim Entsorgen, wie Hydrokugeln, Seramis, Perlite
und Vermiculite. Wieder andere hingegen sind natürlichen
Ursprungs, wie die Kokosfaser, oder lassen sich problemlos
kompostieren, wie Oasis.
Weiterentwickelte Hydro-Systeme verzichten fast
vollständig auf Substrat. Es werden lediglich kleine
Substrat-Würfel oder Körbe mit Hydro-Ton zur Halterung der
Pflanzen benötigt. Bei einigen hängen die Wurzeln sogar
direkt im Wasser. Oft liegen sie auf einer leicht schräg
gelagerten Platte und die Nährlösung läuft an ihnen
herunter. Noch weiter geht die Aeroponik, wo die Wurzeln in
abgedichteten Behältern, meist großen Röhren, hängen
und kontinuierlich mit Nährlösung besprüht werden.
Diese Verfahren ermöglichen eine schnellere Aufzucht mit höheren
Erträgen. Weil der Arbeits- und Kontrollaufwand sehr hoch ist
und etwas Fachwissen benötigt wird, sind sie für Anfänger
jedoch nicht geeignet. Auch kann ein Versagen der Pumpe innerhalb
eines Tages verheerende Folgen haben, da die Wurzeln schnell
austrocknen können.
Die Pflanzen reagieren in hydrophonischen Medien
sofort auf Schwankungen oder Fehler in der Wasser- und
Sauerstoffversorgung bzw. beim pH- und EC-Wert. Gravierende
Abweichungen können innerhalb kurzer Zeit die Arbeit vieler
Wochen zunichte machen. Daher bringen Anlagen dieser Art einen hohen
Arbeits- und Kontrollaufwand mit sich. In den Händen eines
fähigen Growers können sie aber gerade bei großen
Anlagen viel Arbeit ersparen und den Ertrag maximieren.
Ein weitere Schwäche der Hydromedien ist, dass
teilweise umweltschädliche Bestandteile wie Steinwolle zum
Einsatz kommen. Doch inzwischen gibt es auch dafür
umweltverträglichen Ersatz aus Pflanzenfasern oder anderen
abbaubaren Medien.
Während Hydromedien grundsätzlich steril
sein sollten, birgt Erde das Risiko einer Verseuchung mit Keimen oder
Insektenlarven. Hier sollte nicht am falschen Ende gespart werden,
denn spezielle Erd-Mixe aus dem Grow-Shop und Qualitätserde sind
normalerweise keimfrei.
Beide Methoden verursachen ungefähr dieselben
Kosten. Beim organischen Anbau ist das Substrat etwas teurer, beim
hydrologischen sind es Anlage, Geräte und deren Wartung.
Wegen ihrer vielseitigen Pufferfunktion ist Erde
also eher für den Anfänger geeignet und Hydromedien wegen
ihrer Effizienz, aber auch Anfälligkeit für professionellen
Anbau in großen Anlagen.
Zusammenfassung
pro Erde
Erde besitzt eine gewisse
Pufferfunktion gegenüber Versorgungsfehlern, weil Nährstoffe
nur langsam freigesetzt werden.
Enthält zahlreiche organische
Bestandteile und damit wichtige Mikronährstoffe.
pro Hydro
Bringt höhere Erträge in
kürzerer Zeit als auf Erde.
Ermöglicht eine effektivere
Nährstoffversorgung.
Besitzt eine hohe Wasserhaltekraft,
gute Durchlüftung und rasche Drainage, wodurch ein optimales
Wurzelklima geschaffen wird.