Dienstag, 11. Januar 2005

Klüger werden mit dem Hanf Journal – Dr. med. Franjo Grotenhermen klärt auf

Bei welchen Erkrankungen hilft Cannabis besonders gut?

Cannabis-Produkte
werden heute vor allem bei chronischen Schmerzerkrankungen und bei einigen
neurologischen Erkrankungen, wie beispielsweise Multiple Sklerose und
Querschnittslähmung, eingesetzt. Es wird jedoch auch bei vielen anderen
Erkrankungen verwendet.

Die Arbeitsgemeinschaft „Cannabis als Medizin“ führte im
Jahre 2001 eine Umfrage unter ihren Mitgliedern durch. Von den Teilnehmern
verwendeten 143 Personen Cannabis-Produkte aus medizinischen Gründen. Die
Mehrzahl der Teilnehmer nahm illegale Cannabis-Produkte ein, ein kleinerer Teil
von sieben Prozent das in Apotheken erhältliche Dronabinol, wie THC bei
medizinischer Verwendung oft genannt wird. Viele Teilnehmer setzten Cannabis
und THC zur Behandlung von mehr als einem Symptom bzw. mehr als einer
Erkrankung ein. In der Tabelle ist die Verteilung der wichtigsten Diagnosen in
diesem Kollektiv dargestellt. Danach dominierten bei den wichtigsten Diagnosen
neurologische Symptome (28,0 Prozent) und Schmerzerkrankungen (25,2 Prozent).
Die häufigsten Einzeldiagnosen waren Multiple Sklerose (17,5 Prozent),
Tourette-Syndrom (11,9 Prozent), HIV/Aids (10,5 Prozent), Migräne bzw. Kopfschmerzen (4,9 Prozent),
Hepatitis C (3,5 Prozent), Depressionen (2,8 Prozent), Schlafstörungen (2,8
Prozent), Querschnittslähmung (2,8 Prozent) und Wirbelsäulen-Syndrom (2,8
Prozent).

 

Tabelle:
Wichtigste Diagnosen (143 Teilnehmer)

Gruppiert

Diagnose

Anzahl

Prozent

Schmerzen

 

36

25,2

 

Arthrose/Arthritis

2

1,4

 

Bandscheibenvorfall

2

1,4

 

chronische Schmerzen

6

4,2

 

Contergan-Folgen

1

0,7

 

Fibromyalgie

3

2,1

 

MCS (multiple chemical
sensitivity)

1

0,7

 

Menstruationsbeschwerden

3

2,1

 

Migräne/Kopfschmerzen

7

4,9

 

Muskelatrophie (M.
Werdig-Hoffmann)

1

0,7

 

Neuralgie

1

0,7

 

Neurofibromatose

1

0,7

 

Plexusabriss

1

0,7

 

Post-Zoster-Neuralgie

1

0,7

 

Thalamus-Schmerz

1

0,7

 

Thorax-Magen

1

0,7

 

Wirbelsäulen-Syndrom

4

2,8

Psychisch

 

11

7,7

 

Alkoholabhängigkeit

1

0,7

 

Borderline-Syndrom

1

0,7

 

Depressionen

4

2,8

 

Drogenabhängigkeit

1

0,7

 

Schlafstörungen

4

2,8

Neuropsy­chiatrisch

 

18

12,6

 

Aufmerksamkeits-Defizit-Störung

1

0,7

 

Tourette-Syndrom

17

11,9

Neurologisch

 

40

28,0

 

Borreliose

2

1,4

 

Epilepsie

3

2,1

 

Friedreichsche Ataxie

1

0,7

 

Multiple Sklerose

25

17,5

 

Parkinson-Krankheit

1

0,7

 

Querschnittslähmung

4

2,8

 

Schlaganfall

1

0,7

 

Spastik

1

0,7

 

Spastische Spinalparalyse

1

0,7

 

Syringomyelie

1

0,7

Immunologisch

9

6,3

 

Allergie

3

2,1

 

chronische Blasenentzündung

1

0,7

 

Morbus Crohn

2

1,4

 

Neurodermitis

1

0,7

 

Rheuma

2

1,4

Glaukom

 

2

1,4

 

Glaukom

2

1,4

Appetitlosigkeit/Übelkeit

20

14,0

 

Hepatitis C

5

3,5

 

HIV/Aids

15

10,5

Asthma

 

3

2,1

Anderes

 

4

2,8

 

Alzheimer-Krankheit

1

0,7

 

Hypertonie (Bluthochdruck)

1

0,7

 

Krebs

1

0,7

 

Menopausen-Beschwerden

1

0,7

 

Wie man sieht, werden Cannabis
und THC entsprechend ihres breiten Wirkungsspektrums bei vielen Erkrankungen
eingesetzt. Zur Therapie all dieser Erkrankungen gibt es bereits wirksame
Medikamente. Allerdings helfen diese Medikamente nicht bei allen Patienten
ausreichend oder verursachen manchmal starke Nebenwirkungen. So gibt es sehr
gute Schmerzmittel. Viele Patienten vertragen jedoch Präparate wie Aspirin
oder Novalgin aufgrund von Magenproblemen nicht mehr. Bei anderen verursachen
Opiate (zum Beispiel Morphium) Übelkeit oder führen zu einer starken
Verstopfung. Bei wieder anderen helfen die bekannten Schmerzmittel nicht in
dem gewünschten Maße. Ähnlich verhält es sich mit vielen anderen Erkrankungen
und Medikamenten.

Auch Cannabis-Produkte helfen nur
einem Teil der Betroffenen. Oftmals können Cannabis-Produkte sinnvoll zusammen
mit anderen Medikamenten verwendet werden, sodass ihre Dosis reduziert werden
kann. Beispielsweise ergänzen sich Dronabinol und Opiate in ihren Schmerz
hemmenden Eigenschaften, während Dronabinol die Übelkeit erzeugenden Effekte
der Opiate lindern kann. Manchmal kann die Dosis der Opiate reduziert werden,
sodass auch ihr verstopfender Effekt vermindert wird. So berichteten Dr. Mary
Lunch von der Universität von Halifax in Kanada und ihre Kollegen im Jahre
2003 in einer Fachzeitschrift von drei chronischen Schmerzpatienten, die ihre
Opiat-Dosis durch das Rauchen von Cannabis deutlich vermindern konnten. Ein
Patient, der an einer HIV-Neuropathie litt, nahm täglich 360 Milligramm lang
wirkendes Morphium ein, eine hohe Dosis. Vier Monate nach Beginn des
zusätzlichen Cannabis-Konsums hatte er die Morphium-Dosis auf die Hälfte
reduziert.

Einige Medikamenten-Kombinationen mit
Cannabis-Produkten sind weniger sinnvoll. Schwerwiegende oder
lebensbedrohliche Wechselwirkungen, wie man sie von vielen anderen
Medikamenten kennt, sind für Cannabis-Produkte allerdings nicht beschrieben.

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