
Apropos Kinder: als die Vereinigten Staaten noch in selbigen Schuhen steckten, ließen sie den chinesischen „Gast“arbeitern ihr gewohntes Opium zumindest so lange, wie es ihnen selber zum Vorteil gereichte, also solange es dazu beitrug, die strapaziöse Arbeit an den Eisenbahntrassen besser auszuhalten. Verboten wurde es erst nach deren Fertigstellung, als man die Chinesen als unliebsame Arbeitsplatzkonkurrenz wieder loshaben wollte. Nun, so scheint es, gibt es überhaupt kein Halten mehr jenseits des großen Teiches. Da verbietet ein langjähriger Zigarrenpaffer (Motto: ehemalige Raucher sind die schlimmsten Antis), der glaubt als geborener Österreicher unbedingt der bessere Busherikaner sein zu müssen, einfach so das Rauchen in den Gefängnissen „seines“ Bundesstaates. Ausnahme: die Wohnräume der Angestellten und traditionelle Tabakverwendung durch Native. Wie funktioniert das: deine Freiheit dürfen wir dir schon nehmen, in manchen Fällen sogar dein Leben, wir dürfen deine Arbeitskraft auch an Großkonzerne vermieten, aber rauchen? Also bitte! Man muss beileibe kein Freund des blauen Dunstes sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass es bei einem Aufenthalt in einer so kranken Einrichtung wie einem Gefängnis höchstwahrscheinlich hilfreich sein kann, hin und wieder eine durchziehen zu können. Wie krank diese Verwahrungsanstalten sind, zeigt der Vergleich mit einem nativen Volk und seiner Umgangsweise mit „Verbrechern“: Dieser wird von den übrigen Mitmenschen umringt und dann wird erst mal kollektiv bedauert was vorgefallen ist. Danach erzählt jeder reihum etwas Positives über ihn und dann gehen alle nach Hause. In Gemeinschaften, wo es noch so etwas wie Eigenverantwortung gibt, funktioniert das Leben auch ohne Haftanstalt, Drogengesetzgebung und Rauchverbot.
Das wäre doch etwas für eine andere kranke Einrichtung, das Fernsehen: Reality-Knast. Die Zuschauer dürften jede Woche einen Knacki auswählen, der kriegt dann dafür ein Päckchen Zigaretten. Mittlerweile kann man Menschen ja schon dabei zusehen, wie sie sich dank fantastisch elastischer plastischer Ärzte – von denen ich gerne mal wüsste, wie sie den hippokratischen Eid definieren – zumindest äußerlich in ihre Idole verwandeln (sofern die ästhetisch kompatibel sind, zumindest hat sich bisher meines Wissens noch niemand auf Angela Merkel verschnipseln lassen), wetthungern, um so auszusehen, wie sie glauben, aussehen zu müssen (und dabei übersehen dass der Körper nur äußerer Ausdruck der inneren Befindlichkeit sein kann) oder sich vollkommen zum Trottel machen, nur um eine bereits beendete Beziehung wieder anzuleiern. Wie wäre es zur Abwechslung mal mit live Genussmittel-Entzug á la Dschungelcamp? Nikotin-, Koffein-, Kokain-, Informations- und andere Junkies gemeinsam gegen die Sucht. Das könnte man auch auf hinter die Kamera ausweiten, quasi ein Selbstversuch, die Medienanstalten arbeiten eine Woche ohne „Hilfsmittel“. Wie würde danach wohl die Tagesschau aussehen? Otto Normalverraucher dürfte gespannt sein . . .
Seit längerem beobachte ich nun schon an mir, dass ich mehr vertrage, wenn ich mit den Nerven am Sand bin, wie man bei uns so schön sagt. Es scheint, als benötigte mein Körper dann erst mal einen Teil des Krautes, um überhaupt auf „normal“ zu kommen, und erst was übrig bleibt, fährt. Deshalb versuche ich, mich über solche Dinge nicht mehr zu sehr aufzuregen. Einfach auch, um Geld zu sparen.
Um noch mal zum ursprünglichen Thema zu kommen: Eine indische Heilerin wurde anlässlich des SchamanInnen-Treffens am Mondsee im Juni dieses Jahres gefragt, wie es ihr denn in Österreich so gefalle. Ihre Antwort: „Ganz gut, nur eines ist seltsam: Hier wird einem überall Kaffee und Bier angeboten. Die Menschen waschen ihre Wäsche doch auch nicht damit. Wie soll dann der Körper dadurch sauber werden?“