Mittwoch, 28. September 2005

Drug Enforcement Administration weitet “War on Drugs” nach Kanada aus

Wie schon in der vergangenen Ausgabe kurz berichtet, befand sich der kanadische Hanf-Aktivist, Rechtsanwalt und Verleger Marc Emery auf Antrag der US-Regierung in Abschiebehaft und ist gegen eine Kaution von 50.000 Kanadischen Dollar momentan unter Auflagen auf freiem Fuß. Auch zwei seiner Mitarbeiter laufen Gefahr abgeschoben zu werden.

Der Hintergrund: Innerhalb der letzten 15 Jahre hat sich in Kanada in Sachen Liberalisierung des Umgangs mit Hanf einiges getan und Marc hatte einen erheblichen Anteil daran. Außerdem war er bis vor Kurzem einer der Weltmarktführer auf dem Samen- und Sortenmarkt. Die Gewinne wurden größtenteils in die Legalisierungsarbeit gesteckt, die kanadische Hanf-Szene wurde zum weltweiten Vorreiter, nirgendwo sonst hat sich in der jüngeren Vergangenheit die Cannabis-Politik so positiv entwickelt. Anfang der 90er-Jahre galten in Kanada vergleichsweise strengere Gesetze als bei uns oder in den USA. Heute herrschen fast niederländische Verhältnisse. Marc hat in Kanada mit dem Samenhandel nicht gegen geltende Gesetze verstoßen, im Gegenteil: Der Staat Kanada hat in den letzten Jahren fleißig Steuern kassiert, offiziell deklariert als Steuer aus dem Samenhandel. Es wurde nie verlangt, dass dieser Handel eingestellt werden solle.

Trotzdem hat die kanadische Regierung auf einmal dem Auslieferungsgesuch der Bush-Administration stattgegeben und ein Verfahren eröffnet, bei dem es nicht um einen Verstoß gegen kanadisches Recht geht.. Am 29. Juli wurden die Geschäftsräume und Büros des British Columbia Marihuana Party Stores und deren Hauptquartier durchsucht, Computer und Akten beschlagnahmt. Marc wurde in Handschellen abgeführt, alles ausschließlich auf Gesuch der US-Behörden, denen vor allem der Online-Samenhandel seit Jahren ein Dorn im Auge ist. Die Entscheidung, ob eine Auslieferung stattfindet, ist von einigen Anhörungen in den kommenden Wochen abhängig. Unter anderem wird Marc vor den Justizminister Kanadas, Irwin Cotler, treten müssen.

Marc wurde nie für den Handel mit oder den Anbau von Marijuana angeklagt – aber: In den USA erwarten ihn dafür von 20 Jahren Haft bis hin zur Todesstrafe(!) alles. Denn mittlerweile sind die US-Behörden gehalten, aus jedem Samen eine zu erwartende Menge Marijuana zu errechnen, für die man dann halt auch bestraft werden muss. Das sind beispielsweise bei 60 Samen 60 Kilogramm, weil ja aus einem Samen bis zu einem Kilogramm Ganja gegärtnert werden könnte. Aus einem Mohnbrötchen kann man ja auch zehn Kilogramm Heroin gewinnen, oder etwa nicht? Die errechneten Mengen sind auch abenteuerlich, weil absolut willkürlich. Vor sieben Jahren wurde der „Prince of Pot“, so sein Spitzname, schon einmal in den USA wegen Samenhandel verknackt. Damals noch zu 2.000 Dollar Geldstrafe. So schnell ändern sich die Zeiten, Bush-Gott sei Dank.

Ein befreundeter Hanf-Aktivist wurde in Oklahoma (USA) kürzlich wegen dem Anbau von 200 Pflanzen zu 30 Jahren, seine Freundin zu 15 Jahren Haft verurteilt. Das sind vielleicht ein bis zwei Kilo Gras, dafür 30 Jahre? Das gibt es in Diktaturen. Oder Vorstufen zu solchen. Die DEA hat versucht, in den Monaten Juni und Juli 2005 den US-Kunden von Marc Emery Fallen in Stasi-Manier zu stellen, indem sie E-Mails abfingen und mit Phishmails antworteten. Wer darauf eingeht, ist in den USA rechtlich zu belangen und was das heißt ist klar. Deshalb gab es vom 10. bis17. September vor den kanadischen Botschaften in aller Welt Proteste, natürlich waren wir vom Hanf Journal auch in Berlin vor Ort. Dort trafen sich trotz Dauerregens Hanf-AktivistInnen, um gegen die Abschiebung zu demonstrieren.
Auch ihr könnt eine Petition unterschreiben und die kanadische Regierung auffordern, sich nicht von den USA unter Druck setzen zu lassen. Ihr findet sie unter http://www.cannabis… bitte unbedingt baldmöglichst abschicken, Marc braucht schnell eure Hilfe.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen