Montag, 5. Dezember 2005

Wie Pflanzen die Welt um sich herum wahrnehmen und miteinander kommunizieren – TEIL 1

Pflanzen verfügen über andere Sinnesorgane wie wir, sind aber dennoch in der Lage, sich ein Bild von ihrer Umgebung zu machen. Mehr noch: Sie sind sogar in der Lage, diese zu beeinflussen und sowohl mit anderen Pflanzen als auch mit anderen Lebewesen zu kommunizieren.

Oben oder unten?
Pflanzen nehmen ihre Umgebung auf vielerlei Weise wahr. Sie sind beispielsweise in der Lage, oben und unten voneinander zu unterscheiden. Für eine Pflanze wäre es eine Katastrophe, würde ein Keimling in den Boden hinein wachsen. Auch bei Pflanzen, die im Dunkeln wachsen, sind die Chancen, „über der Erde“ Licht zu finden größer als irgendwo unter der Erde. Für die Wurzeln gilt natürlich das Gegenteil, da sie nach unten wachsen müssen, um Wasser zu finden. Aber woher wissen Pflanzen, wo oben und unten ist?

In den Zellen der Pflanzen befinden sich so genannte Organellen. Organellen sind die Kraftwerke der Zellen. Manche dieser Organellen sind körnerförmig. Das bekannteste Beispiel eines solchen Korns ist das Blattgrünkorn (Chloroplast), das mithilfe von Sonnenenergie Zucker bildet. Zucker, die nicht sofort gebraucht werden, werden von der Pflanze in wieder anderen Körnern, den so genannten Stärkekörnern, als Stärke gespeichert. Diese Stärkekörner befinden sich in den schnell wachsenden Teilen der Pflanze, wie z. B. den Vegetationspunkten. Stärkekörner fungieren jedoch nicht nur als Speicher. Aufgrund der Schwerkraft befinden sich diese Körner in den schnell wachsenden Zellen immer „unten“, was der Pflanze hilft, zwischen oben und unten zu unterscheiden und in die richtige Richtung zu wachsen.

Sehen
Neben der Schwerkraft ist es auch das Licht, das die Pflanze in die richtige Richtung wachsen lässt. Pflanzen wachsen zum Licht und zwar dorthin, wo das Licht am blauesten ist. Dies liegt daran, dass Pflanzen sehr viel blaues Licht absorbieren. Anhand der Menge an vorhandenem Blaulicht weiß eine Pflanze daher, ob sich in ihrer Nähe viele andere Pflanzen befinden. Pflanzen nehmen die Farbe Blau mit Hilfe eines so genannten Foto-Rezeptors wahr. Blau ist jedoch nicht die einzige Farbe, mit Hilfe der Pflanzen einander „sehen“ können.

Pflanzen sind grün, da sie in erster Linie den Rotanteil des sichtbaren Lichtspektrums absorbieren. Dieser Rotlicht-Anteil (genauer gesagt das Verhältnis von rotem und infrarotem Licht) macht es der Pflanze möglich festzustellen, ob und wo sich andere Pflanzen in der Nähe befinden.
Diesen Trick machen sich Samen bei der Bestimmung des idealen Keimzeitpunkts zunutze. Schnellwüchsige Pflanzen wachsen dadurch mehr in die Höhe, um aus dem Schatten der sie umringenden Pflanzen zu gelangen. Erst danach entfalten sie ihr Wachstum auch in andere Richtungen (siehe hajo 10/05 und 11/05: Der Einfluss von Farben auf Cannabis nachzulesen).

Mit den Füßen schmecken
Pflanzen können auch riechen und schmecken. Das Schmecken erfolgt im Boden mit Hilfe der Wurzeln. Pflanzen scheiden unterirdisch Stoffe aus, um unter anderem Nährstoffe aufnehmen zu können. Diese Stoffe werden von anderen Pflanzen über die Wurzeln wahrgenommen und ermöglichen es ihnen, die Robustheit und Nähe anderer Pflanzen zu bestimmen. Diese Informationen spielen bei der Entscheidung von Pflanzen, sich auf den unterirdischen Kampf um Nährstoffe und Wasser einzulassen, eine wesentliche Rolle. Die von den Pflanzen wahrgenommenen Stoffe können auch von oberirdischen Teilen der Pflanze stammen, die durch den Regen in den Boden gelangen.

Über der Erde riechen Pflanzen einander. Sobald Pflanzen den Stoff Ethylen riechen, wissen sie, dass sich andere Pflanzen in ihrer Nähe befinden.

Pflanzen können neben Ethylen jedoch auch andere Stoffe riechen. Darauf werde ich in meinem nächsten Artikel näher eingehen. Dann werde ich auch der Frage nachgehen, ob Pflanzen tatsächlich miteinander kommunizieren können, und woran es liegt, dass Pflanzen besser gedeihen, wenn man mit ihnen spricht.

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