Donnerstag, 19. Januar 2006

Justizskandal!!!

Elektronische Fußfessel verstümmelt BTM-Straftäter

Erneut hat Sadhu van Hemp einen erschütternden Brief erhalten, der eine bislang kaum beachtete Justizpraxis mit seinen schrecklichen Folgen aufdeckt.
Das Hanf Journal steht in der Pflicht und veröffentlicht exklusiv das brisante Dokument, das für einige Unruhe sorgen und ein politisches Erdbeben auslösen wird.

Mijnheer van Hemp,

bitte entschuldigen Sie, aber ich brauche dringend einen Rat, denn ich bin kurz davor, mich unters Hackebeil zu legen. Zum besseren Verständnis möchte Ich Ihnen die ganze Tragödie von Anfang an erzählen. Nur so können Sie das ganze Ausmaß meines schrecklichen Unglücks nachempfinden – ein Unglück, das bald über viele, sehr viele Bürger unseres vaterlosen Mutterlands kommen wird.

Alles begann damit, dass man mich vor Gericht gestellt hat, weil ich in meinem Schrebergarten zum wiederholten Male Cannabis-Pflanzen stehen hatte. Ich weiß, Sie werden sagen, dass ich schön blöd bin, gegen das Recht eines Unrechtstaats zu verstoßen. Doch Sie müssen auch verstehen, dass nicht jeder wie Sie einfach nach Holland emigrieren kann. Was soll denn aus der Heimat werden, wenn die halbe Bevölkerung in die Freiheit türmt? Das hatten wir ja nun schon mal, und wir sehen ja, was wir davon haben.

Ich stand also vor Gericht. Erst dachte ich mir nichts Böses dabei und rechnete damit, auf ein Jährchen in den Knast einzuziehen. Auf Anraten meines Anwalts hatte ich bereits Wohnung und Job gekündigt, war somit also frei für neue floristische Aufgaben im Gefängnisgarten. Die Richterin, ein hübsches junges Ding mit Designerbrille auf der Nase und Haaren auf den Zähnen, fackelte nicht lange. Sie hob mehrmals hervor, dass ich mit meinen fünfundfünfzig Jahren ein ganz besonders abschreckendes Beispiel eines asozialen Subjekts sei, das längst mal eine Strafe verdient habe, die auch fühlbar sei. Ich sei ein Unhold, ein Kinderschreck und Sittenstrolch, der wider besseren Wissen absichtlich die Gemeinschaft störe und die Jugend mit illegalem Gedankengut infiziere. So ein Haschbruder wie ich sei die Ursache für den Untergang unserer Leitkultur. Ich gehöre ausgesondert, sagte sie und sah mich dabei an, als würde sie am liebsten die Todesstrafe verhängen – und das standrechtlich. Ich grinste vor mich hin, denn ich wusste ja, dass maximal zwei bis drei Jährchen fällig waren, wovon ich sowieso nur die Hälfte in aller Gemütlichkeit absitzen würde. Ich grinste also – doch dieses Grinsen sollte mir recht schnell vergehen, und zwar bis zum heutigen Tag.

Die Urteilsverkündigung war wie ein Schlag ins Gesicht. “Hiermit verurteile ich Sie”, sprach die Richterin, “zu drei Jahren Freiheitsstrafe, die Sie mit einer elektronischen Fußfessel zu Hause absitzen dürfen. Sollten Sie vor Ablauf der Frist erneut straffällig werden, verlängert sich die Tragezeit der Fessel jeweils um ein weiteres Jahr.” Ich glaubte zunächst, mich verhört zu haben. Als aber der Justizvollzugbeamte mit einem Werkzeugkasten vor mich trat, musste ich Schlafmütze zur Kenntnis nehmen, dass sich unter der neuen, reformhungrigen Regierung das Strafvollzugsgesetz ein wenig geändert hatte. Ich schrie, dass ich wohnungslos sei und ein Anrecht auf eine Gefängniszelle habe – doch vergeblich. Alles, was man mir anbot, war ein Nachtlager im Männerasyl draußen in der Trabantenstadt. Schließlich gestattete man mir, in meine alte Laube einzuziehen. Da ich keine Arbeit mehr habe, bin ich dazu verdonnert worden, vierundzwanzig Stunden am Tag an Ort und Stelle zu bleiben. Die Versorgung mit Lebensmitteln hat das Sozialamt organisiert, das mir eine Biotonne vor die Tür gestellt hat, in die mildtätige Mitmenschen ihre Essensreste werfen können. Bis dato hatte ich keine Ahnung, dass diese Art des Strafvollzugs zulässig ist, nun stecke ich mittendrin im Schlamassel und drohe darin zu ersticken.

Sie wissen ja gar nicht, wie das ist, wenn man in seine eigenen vier Wände gesperrt ist und seinen Hintern nicht wegbewegen darf. Ich habe seit einem halben Jahr kein Frischbier getrunken, stellen Sie sich das mal vor! Die Weibsbilder lassen sich auch nicht mehr blicken, und mein Dealer traut sich nicht her, weil er denkt, dass die Fußfessel mehr kann, als sie vorgibt. Und da hat er recht, das kann sie. Ich habe das Ding natürlich ausgetestet, wollte wissen, wie weit man mit dem Teil am Fuß kommt. Ich kann Ihnen versichern, Mijnheer van Hemp, die Fußfessel ist ein Teufelswerk. Als ich nämlich aus dem Gartentor trat und ein paar Meter den Weg hinunterging, begann die Fessel zu ziepen. Mit jedem Schritt von der Laube weg verstärkte sich dieses Ziepen und wuchs sich schließlich zu unerträglichen Stromschlägen aus. Als ich zurück in die Laube taumelte, kam ich mir vor, als hätte ich gerade auf dem elektrischen Stuhl gesessen. Meine letzten Haare standen wie Borsten ab und die verschwitzte Haut, die einen verbrannten Geruch ausdünstete, zuckte und knisterte. Notgedrungen musste ich mich mit der Fußfessel arrangieren, was mir anfangs auch recht gut gelang. Meine Nachbarn haben ein gutes Herz und mich täglich mit Obstwein und selbstgezogenem Tabak versorgt. Hanf habe ich auch angepflanzt, ganz versteckt hinterm Plumpsklo. Wer seine Ansprüche ein wenig reduziert, der kann sich fast ein bisschen daran gewöhnen, ein Fußfessler zu sein.

Doch wie es im Leben so ist, nichts auf Erden dauert ewiglich. Eines schönen Tages im September tauchte ein Pärchen vom Ordnungsamt auf, setzte sich auf meine Gartenbank und sagte, dass die Fußfessel gemeldet hätte, dass ich illegale Substanzen zu mir nehme. Der anschließende Rundgang führte dann zur Entdeckung meiner kleinen Hecke, die ich postwendend eigenhändig im Ofen verbrennen durfte. Als das Paar vom Ordnungsamt wieder ging, hatte ich das neueste Modell der Fußfessel am Gelenk und ein Jährchen mehr auf dem Strafkonto. Eine Woche später waren meine Nachbarsleute dran, ein älteres, bodenständiges Ehepaar, dass ein ganzes Leben lang Tabak und Alkohol aus eigener Herstellung genossen hatte. Über Nacht sind sie verschwunden – abgeholt und eingewiesen in das staatliche Altenpflegeheim Sankt Euthanasia. Vorbei waren die goldenen Zeiten, und erst nachdem ich mich beim Ordnungsamt darüber beschwert hatte, dass niemand mehr meine Tonne beachtet, kommt einmal in der Woche ein Recyclingwagen mit Abfällen vom Schlachthof vorbei.

Und nun klopft bereits Väterchen Frost an die Tür. Die Tage werden kürzer und die Nächte trostloser. Neulich kam nun ein alter Freund vorbei, und ich habe mich riesig gefreut, den alten Kumpan aus längst vergangener Zeit wiederzusehen. Doch als ich sah, dass er an Krücken geht, war ich tief erschüttert und wollte die Geschichte, wie es dazu kam, nicht glauben. Ich will Ihre Geduld nicht unnötig strapazieren, lieber Herr van Hemp. Nur so viel: Mein Freund war wie ich Fußfessler. Nun sitzt er von dem Ding befreit neben mir und freut sich seines Lebens. Denn er hat eine Lösung gefunden, wie man die Fußfessel überlistet, ohne dass es die Justizbehörden erfahren. Sie können sich denken, dass ich im letzten Jahr täglich neue Ideen gebar, wie man das Ding loswerden kann, doch alle Versuche scheiterten kläglich. Denn egal, was man versucht, die Fußfessel beantwortet jede Gewaltanwendung mit einem gehörigen Stromschlag, der einen für Tage flachlegt. Ob mit Säge, Feile oder Bolzenschneider, die Fußfessel hält, solange der Organismus durchblutet wird, denn das ist die Energiequelle, aus der sich das Hexenwerk speist.

Nun will mich mein Freund ein für allemal von dem Höllending befreien. Er hat schon alles vorbereitet und wartet nur noch auf mein „Okay“. Doch ich bin unsicher, traue mich nicht so recht, den letzten Schritt zu wagen.
Bitte, Mijnheer van Hemp, sagen Sie mir, ob ich meinen Freund ranlassen soll mit dem Hackebeilchen. Er meint, dass er das mit ein, zwei … maximal drei gezielten Schlägen erledigt und die Schmerzen gar nicht so schlimm seien. Er hat mir zudem versprochen, den Fuß wieder anzunähen. Ich habe jedoch den leisen Verdacht, dass er das bei sich tun will, weil ihm seiner wieder abgefault ist.
Bitte, Herr van Hemp, was soll ich tun? Soll ich ihn ranlassen?

Ergebenst
Ihr Otto Schittke

Lieber Otto,

jetzt weiß ich, weshalb Dein Mutterland so schlecht im Fußball ist. Ihr seid keine Männer! Entschuldige, mein Bester, dass ich Dir das so unverblümt sage. Aber Dein Jammern ist erbärmlich und nicht zu ertragen. Was gibt es da zu zögern, Bruder? Nimm das Beil und erledige die Amputation gefälligst selbst. Das wird doch wohl nicht so schwer sein. Ein kurzer Hieb und Du bist auf freiem Fuß. Und dann die Beine in die Hand genommen und nichts wie weg – so weit die Füße tragen.

Herzlichst
Sadhu van Hemp

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