Mittwoch, 1. März 2006

Pilze – vorbeugen und bekämpfen!

Pilze bevölkern den Planeten, seit es Lebewesen gibt, welche ihnen eine Lebensgrundlage bieten. Die meisten leben in Symbiosen mit anderen Pflanzen oder Tieren. Einige von ihnen sind dabei auf spezielle Pflanzen oder Tiere angewiesen, um an die von ihnen benötigten Nährstoffe zu gelangen. Andere brauchen keine spezielle „Wirtspflanze“ und geben sich mit jeder Pflanze zufrieden, welche ihnen die nötigen Nährstoffe beschafft. Da sich die für Heimgärtner interessanten Pilze alle samt von der Pflanze beziehungsweise ihrem Saft ernähren, nenne ich sie Parasiten.

Pilze bereiten wesentlich breitgefächertere Probleme und Symptome als Schadinsekten dies tun. Thripse oder Spinnmilben erkennt der erfahrene Heimgärtner rasch – er hat die Möglichkeit einzuschreiten, bevor das Problem zu große Ausmaße annimmt. Das ist bei Pilzen leider häufig anders. Sieht mensch sie, ist es leider oftmals schon zu spät. Ein Eingreifen lohnt sich nicht mehr, weil der Pilz bereits heftige Schäden an den Buds angerichtet hat und die verbleibende Zeit reicht nicht aus, um dem Pilz Einhalt zu gebieten. Auch die wirksamen Mittel können nicht mehr eingesetzt werden, da sich die Wirkstoffe bis zur Ernte nicht gänzlich abbauen können, und wenn eine verpilzte Stelle sichtbar ist, muss davon ausgegangen werden, dass der Pilz bereits die gesamte Pflanze befallen hat.

Eines noch, bevor es losgeht: Entdeckt ihr verschimmeltes, pilziges Blütenmaterial an einer Pflanze, so schneidet die befallene Stelle so großzügig wie nur möglich heraus. Raucht niemals fauliges, schimmliges Gras – es fügt eurer Gesundheit schwerste Schäden zu! Blütenschimmel, der bereits an den Buds sichtbar ist, lässt sich nicht mehr bekämpfen und die Pflanzen dürfen nicht mehr unbedenklich konsumiert werden. Entsorgt schimmliges Blütenmaterial sofort, wenn ihr es entdeckt – auch zur Weiterverarbeitung eignet sich solches Pflanzenmaterial nicht mehr!

Pilzbefall auf Pflanzen zeigt sich durch verschiedenste Symptome wie faulige Stellen an Stamm und Stängeln, an Blattproblemen, wie weißer Belag auf den Blättern, und ganz allgemein an nicht genau beschreibbaren Mangelerscheinungen der Pflanze. Grundsätzlich mögen es so gut wie alle Pilze warm und feucht. Dicht aufeinanderliegendes Blattwerk fördert Pilzbefall ebenso wie eine dauerhaft zu hohe relative Luftfeuchtigkeit (rLf) von mehr als 70 Prozent.

Sind Pilzprobleme in der Pflanzung bekannt, sollten die Klone schon ausgewählt und geschnitten werden, von denen nur die kräftigsten und damit die vitalsten gesetzt werden. Außerdem sollten die Klone bereits im Wuchs durch Beschneiden ausgelichtet werden. Beschnittene Pflanzen bilden zwei weniger stark entwickelte Haupttriebe als unbeschnittene Pflanzen. Dies führt dazu, dass die gesamte Pflanze lichter wächst und minimiert schon im Vorfeld das Risiko eng aufeinander liegender Blätter – was einen Pilzbefall begünstigen könnte.

Die ersten vorbeugenden Maßnahmen, gerade jetzt im Frühjahr, wo die rLf wieder rasch ansteigt, sind Ordnung, Sauberkeit, gutes Klima und eine gute Vorbereitung der Pflanzung. Vorbeugend und pflanzenstärkend können Schachtelhalmextrakt, aber auch andere Mittel mit hohen Anteilen an Kieselsäure, Mineralien und organischen Schwefelverbindungen angewandt werden. Diese Mittel stärken die Pflanze im Vorfeld und erschweren dem Pilz das Eindringen in die Pflanze. Schwefel ist für fast alle Pilze giftig – daher eignen sich schwefelhaltige Präparate in Frühstadium des Pilzbefalls auch als Bekämpfungsmittel.

Tritt Pilzbefall auf, dürfen alle nachfolgend genannten Mittel ab der zweiten Blütewoche nicht mehr eingesetzt werden! Das sind unter anderem Netz-Schwefel, Schwefelit, Pilzfrei-Schwefel. Diese Pilzmittel werden auf die Pflanze aufgesprüht. Der Schwefel bleibt auf der Pflanze sichtbar haften und tötet im benetzten Bereich die Pilze ab. Der Schwefel muss vor der Ernte abgewaschen werden. Mit Schwefel benetzte Pflanzenteile sollen nicht weiter verwendet werden!

Ebenfalls als leichtes Pilzmittel sind lecithinhaltige Präparate einsetzbar. Einige im Handel erhältliche Mittel sind Mischungen aus Schwefelanteilen und Lecithin. Diese Mittel sind wirksamer als rein auf Schwefel basierende Mittel. Lecithin ist für den Menschen ungiftig, es greift nur den Pilz an. Bei mittlerem Pilzbefall im Wuchs, rate ich zu Lecithin und schwefelhaltigen Mitteln (zum Beispiel von Neudorf).

Bei starkem Pilzbefall müssen klassische Fungizide eingesetzt werden. Die besten Erfahrungen habe ich mit dem Mittel Saprol (von Celaflor) gemacht. Der enthaltene Wirkstoff Azoxystrobin ist wirksam gegen die allermeisten Pilze, mit denen Heimgärtner zu tun haben. Saprol schädigt jedoch nicht nur die Pilze, sondern auch die Pflanze selbst. Das ist leider bei allen starken Fungiziden so. Aus diesem Grund hat die Firma Celaflor ein Nachfolgeprodukt für Saprol heraus gebracht, welches ebenso wirksam gegen Pilze – jedoch wesentlich weniger pflanzenschädlich ist. Es heißt Saprol F. Es enthält den Wirkstoff Fenarimol und wirkt gegen alle Arten von Pilzen.

Ähnlich wirkende Mittel anderer Hersteller enthalten den Wirkstoff Bitertanol und sind ebenfalls sehr wirksam gegen mittleren Pilzbefall. Besonders zu nennen sind die Mittel Baycor und Baymat, sie helfen bei allen durch Pilze hervorgerufenen Erkrankungen, sind einfach anzuwenden und dabei nur mäßig pflanzenschädigend. Es gibt eine ganze Latte wirksamer Fungizide. Ich habe bewusst nur solche Mittel aufgeführt, welche sich unter Heimgärtnern durchgesetzt haben und das meist nicht wegen der heftigen Wirksamkeit, sondern wegen der guten Pflanzenverträglichkeit und der gesundheitlich unbedenklichen Anwendbarkeit.

Ein Mittel möchte ich jedoch noch erwähnen, weil es denjenigen unter den Lesern sehr dienlich sein kein, die immer und immer wieder mit Pilzen in ihren Pflanzungen zu kämpfen haben: Dithane-Ultra. Dieses auf die Pflanze gesprühte Breitband-Fungizid kann sowohl vorbeugend als auch bekämpfend eingesetzt werden. Der Wirkstoff heißt Mancozep und ist für manchen pilzgeplagte Grower ein Segen. Aber auch hier ist anzumerken, dass ein Einsatz des Mittels ab der zweiten Blütewoche nicht anzuraten ist und dass die Pflanzenteile nach der Anwendung des Mittels Anheftungen des Fungizides haben, welche vor der Ernte abgespült (durch mehrfaches Sprühen mit klarem Wasser) werden müssen um gesundheitliche Schäden zu vermeiden!

Kein kommerzieller Grower kann so auf die qualitätsbestimmenden Faktoren eingehen, wie ein Eigenbedarfsgärtner in einem Land, in dem der Anbau von Hanf legal ist!

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