Mittwoch, 14. Juni 2006

Das Maß ist voll – lügt euch selber an!

Eigentlich haben wir uns an Falschmeldungen über Hanf und Co. gewöhnt und reagieren nicht in so direkter Form darauf, auch um ein gewisses Niveau zu halten. Was sich aber zur Zeit in Berlin abspielt, erinnert zu sehr an eine grottenschlechte Schmierenkomödie mit der „BZ“ in der Haupt- und einigen CDU-Politikern in Nebenrollen, als dass wir unkommentiert lassen könnten.
Die Fakten: Ein sturzbetrunkener Jugendlicher attackiert und verletzt 33 Menschen mit einem Messer. Laut Polizeiangaben besteht keinerlei Verdacht, dass dieser Jugendliche andere Drogen konsumiert hatte. Das stört die „BZ“ jedoch nicht, Gegenteiliges zu behaupten, wie unsere Kollegen jedoch den Zusammenhang des Amoklaufes und Haschisch-Rauchens herholen, wird auch nach der Lektüre des gesamten Artikels nicht klar. Der mutmaßliche Täter ist mit einer Zigarette abgebildet, über seinen angeblichen Drogenkonsum wurden die „BZ“-Redakteure von so genannten „Bekannten“ informiert. Gut recherchiert sieht anders aus, schlecht gelogen so oder so ähnlich.
Als ob das nicht schon genug wäre, nimmt sich der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Nicolas Zimmer, des Themas an, offenbar ausgestattet mit dem Grundwissen des „BZ“-Artikels, und zwar so:
„Nun sticht ein Jugendlicher offensichtlich unter schwerem Alkohol-Einfluss auf Unschuldige Besucher eines Festes ein. Was muss noch passieren, bis endlich entschlossen gehandelt wird?“
Und weiter:
„Die Entscheidung des rot-roten Senats, die Freigrenzen für den Besitz von Cannabis drastisch anzuheben, führt dazu, dass mittlerweile an vielen Schulen der Hasch-Konsum fester Bestandteil des Stundenplans geworden ist.“

Wie bitte, hä? Nachts ist es kälter als draußen? Das ist wirklich ernst gemeint, kein Witz. Die CDU sollte sich nicht wundern, wenn sie bei den anstehenden Wahlen wieder was auf die Mütze bekommt.
Die Worte von Herrn Zimmer sind eigentlich für potenzielle Wähler bestimmt, das scheint ihm entgangen zu sein. Denn die fühlen sich bei dem solch verbaler Inkontinenz sicher nicht ernst genommen. Immerhin geht es hier um einen sehr bedenklichen Vorfall, der mit Hanf auch nicht das Geringste zu tun hat und bei dem man von Politikern erwarten könnte, dass sie sich ernsthafte Gedanken über die Ursachen und mögliche Konsequenzen machen.
Aber nein, es wird direkt nach dem traurigen Ereignis ein Versuch gestartet, durch Polarisierung, Desinformation und Polemik Wählerstimmen zu gewinnen. Herr Zimmer sollte es lieber bei der CSU versuchen, in Bayern sind solche Positionen vielleicht noch salonfähig, in Berlin erntet man vorrangig Gelächter oder Missmut.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen