Mittwoch, 6. September 2006

Ist Hanf doch eine Einstiegsdroge?

Das folgern Forscher des schwedischen Karolinska Institut in einer Studie, die in der aktuellen Ausgabe des „Neuropsychopharmacology“ veröffentlicht ist. So fördere Hanf-Konsum im jugendlichen Alter die Anfälligkeit für härtere Drogen. Dies beweise das Ergebnis eines Versuchs mit jugendlichen Ratten. Einigen wurde zunächst der Hanf-Wirkstoff THC injiziert, während die restlichen Versuchstiere clean blieben.

Später verabreichten die Forscher allen Ratten Heroin und beobachteten zunächst, dass auch die vorher rauschmittelfreien Ratten abhängig wurden. Allerdings stellten sie fest, dass die vorher auf THC sensibilisierten Tiere ein- bis zu anderthalbmal so großes Heroin-Verlangen aufwiesen wie die Artgenossen. Eine Analyse der Gehirne der Tiere ergab, dass die Wirkung des THC die Nervenzellen im Belohnungszentrum dauerhaft verändert und so für den Konsum von Rauschmitteln empfänglicher gemacht hatte.

Im Belohnungssystem spielen körpereigene Botenstoffe, aber auch solche aus konsumierten Wirkstoffen, die wichtigste Rolle. Das Belohnungssystem der jungen Ratten sei dem der Menschen ähnlich, daher könnten die Erkenntnisse auf den Menschen übertragen werden, so die Forscher.

Wenig sinnvoll ist es, das Ergebnis dieser Studie voreilig zu benutzen, um reißerische Thesen in den Raum zu stellen: „Vom Joint an die Nadel“ titelte beispielsweise erst kürzlich „Die Zeit“. Das ist sehr gefährlich, beachtet man die Ergebnisse weiterer, zeitgleich veröffentlichter Studien, beispielsweise zum Thema Alkohol. So haben Wissenschaftler vom Youth Alcohol Prevention Center der Boston University School of Public Health gerade nachweisen können, dass Alkohol-Genuss im jugendlichen Alter die Grundlage für Suchtverhalten im Erwachsenenalter bildet. Auch bei jungen Ratten zeigte sich, dass der Alkohol-Konsum in dieser Lebensphase sogar anatomisch feststellbare Folgen hatte. Er bremste die Entwicklung einiger Hirnregionen der Ratten erheblich im Wachstum.

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen erklärt in diesem Zusammenhang: Wer im frühen Alter begänne, Rauschmittel zu konsumieren, sei viel gefährdeter, später auch abhängig von härteren Drogen zu werden. Dies sei lange bekannt, biologisch begründet und gelte nicht typisch für Alkohol und THC, sondern für alle Drogen.

Wir fordern: Nicht weiter einseitig informieren und verzerrte Meinungsmache schüren, sondern neutral und präventiv informieren. Rauschmittel jeder Art , ob legalisiert oder kriminalisiert, haben in den Händen und vor allem Köpfen von Kindern natürlich nichts verloren.

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