Mittwoch, 6. September 2006

CANNABIS-COCKTAILS GEGEN KRANKHEITEN DER CANNABIS-PFLANZE

Neue Cannabis-Sorten entstehen durch die Kreuzung bereits existierender Sorten und die anschließende Auslese (Selektion) nach gewünschten Merkmalen, wie z. B. höhere Erträge oder THC-Anteile, kürzere Blütephasen oder eine bessere Resistenz gegen
Krankheiten. Diese Auslese erfordert nicht nur viel Zeit, sondern hat auch einen wesentlichen Nachteil: Durch die Einbringung neuer Merkmale werden bereits bestehende Merkmale oftmals „herausgemendelt“, d. h. sie verschwinden. Zur Illustrierung: Eine neue Sorte kann sich z. B. durch einen besonders guten Geschmack
auszeichnen, jedoch anfällig für Schimmel sein. Bei einem Schimmelbefall würde dies höchstwahrscheinlich nicht nur den Ertrag verringern, sondern auch den Geschmack beeinträchtigen, was sehr schade wäre. Es ist jedoch möglich, diese Sorten auch ohne Pflanzenschutzmittel vor Schimmelbefall zu schützen.
Das Aufkommen der Monokultur
Vor ungefähr 200 Jahren vollzog sich in Europa ein gewaltiger Umbruch in der
Landwirtschaft, der auch als „Agrarische Revolution“ bezeichnet wird. In dieser Zeit hielten Künstdünger, landwirtschaftliche Maschinen und neue Nutzpflanzen Einzug in die Landwirtschaft. Alle diese Entwicklungen führten letztendlich zur Einführung einer neuen Anbaumethode, die für viele auch heute noch praktisch die einzige bekannte Anbaumethode ist und von den meisten Cannabis-Züchtern angewandt wird: der Anbau in Monokultur. Monokultur bedeutet, dass in einem Raum oder auf einer bestimmten
Fläche nur eine einzige Pflanzenart angebaut wird. Beim Anbau von Cannabis begegnet man häufig einer noch weit extremeren Form von Monokultur. Wenn es sich bei den Pflanzen um Stecklinge handelt, befindet sich genetisch gesehen nur eine einzige
Pflanze in dem Raum bzw. auf dem Feld. Eine solche Art der Monokultur bringt viele Vorteile mit sich, da nicht nur die Reaktion der Pflanzen auf Nahrung und Licht, sondern auch ihr äußeres Erscheinungsbild mehr oder weniger gleich sind.

Die Schattenseite der Monokultur
Eine reine Monokultur hat jedoch auch ihre Nachteile. Unter optimalen Bedingungen
bringt diese Anbaumethode hervorragende Ergebnisse; Allerdings sind nur selten
optimale Bedingungen gegeben. Einer der größten Nachteile einer Monokultur ist und
bleibt das erhöhte Risiko von Ertragseinbußen durch Krankheiten und Schädlinge. Dies
liegt daran, dass sich Krankheiten bei (gleichermaßen) anfälligen Pflanzen schnell
verbreiten können. Wenn das Problem nicht rechtzeitig erkannt bzw. nicht rechtzeitig
eingegriffen wird, wird die Krankheit auf alle Pflanzen übertragen. Die ideale Lösung für
dieses Problem erscheint einfach: die Züchtung einer Sorte, die gegen diese Krankeit
bzw. diesen Schädling resistent ist.
Es gibt jedoch Situationen, in denen diese Lösung nicht zum gewünschten Resultat
führt. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn:
1. es keine Sorte gibt, die gegen die betreffende Krankheit bzw. den betreffenden
Schädling (ausreichend) resistent ist;

2. die Pflanzen von mehreren Krankheiten bzw. Schädlingen befallen sind, es
jedoch noch keine Sorte gibt, die gegen diese Kombination von Krankheiten bzw.
Schädlingen resistent ist;

3. die resistente Sorte Merkmale aufweist, die der Züchter nicht wünscht;
4. die Pflanzenschutzmittel nichts gegen die Krankheit bzw. den Schädling
ausrichten können;

5. keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden können (wie z. B. im biologischen
Landbau).

Um eine Lösung für eine der vier letztgenannten Situationen zu finden, müssen wir zu
der Zeit vor dem Aufkommen der Monokultur zurückkehren. Im ersten Fall können
Hygienemaßnahmen und der (präventive) Einsatz von Pflanzenschutzmitteln Abhilfe
schaffen.
Eine andere Kultur
Vor dem Aufkommen der Monokultur wurden verschiedene Arten von Nutzpflanzen in
Mischkultur angebaut. In vielen Ländern ist dies übrigens wieder üblich, um Schädlingen
und Krankheiten vorzubeugen. In China werden z. B. zwischen den Weizenpflanzen
großflächig Streifen mit Baumwollpflanzen als Schutz vor Insektenfraß angelegt. Der
gemischte Anbau miteinander verträglicher Pflanzen wird auch als Mischkultur
bezeichnet.

Alles gut und schön, aber welcher Cannabis-Züchter ist schon darauf erpicht, zwischen
seinen Pflanzen Paprika anzubauen? Nur keine Bange – dieses Problem lässt sich auch
auf andere Weise ganz einfach meistern. Es gibt nämlich noch eine andere Art der
Mischkultur, die so genannte Sortenmischung. Wie der Name bereits sagt, werden bei
dieser Anbaumethode verschiedene Sorten einer Kulturpflanze nebeneinander
angebaut. Diese Methode wird in den USA bereits in großem Maßstab bei diversen
Getreidearten, aber auch bei Faserhanf, angewandt. Für Faserhanf ist im Handel sogar
bereits eine fertige Saatmischung – der Swissmix – erhältlich. Sortenmischungen
kommen allerdings auch bei uns in Europa vor. Dabei braucht man nur an das Gras auf
Fußballfeldern oder den eigenen Rasen zu denken, bei denen es sich immer um eine
Mischung verschiedener Gräser handelt. Bei Sortenmischungen werden die Vorteile der
Monokultur mit jenen der Mischkultur vereint, vorausgesetzt, dass die richtigen Sorten
miteinander kombiniert werden.
Warum Sortenmischungen sehr effektiv sind
In diesem Artikel wird vor allem ein wesentlicher Vorteil der Sortenmischung, nämlich
die Abwehr von Krankheiten, behandelt. Das Prinzip der Krankheitskontrolle beruht auf
der Tatsache, dass die verschiedenen Sorten unterschiedlich anfällig für
Krankheitserreger sind. Dazu ein Beispiel: Zwei Cannabis-Sorten werden im gleichen
Mischverhältnis angebaut. Die eine Sorte ist vollkommen resistent gegen Mehltau,
während die andere Sorte gerade sehr anfällig dafür ist.

Wie in der Abbildung zu sehen ist, gibt es zwei Methoden, durch Sortenmischung die
Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern:
1. Die Pflanzen der anfälligen Sorte stehen weiter auseinander (der so genannte
Ausdünnungseffekt). Schimmelsporen, die von einem erkrankten Blatt fallen,
können auf diese Weise nicht auf eine andere anfällige Pflanze gelangen.
2. Die nicht anfälligen Pflanzen der resistenten Sorte bilden eine Barriere zwischen
den anfälligen Pflanzen. Schimmelsporen, die bei einer Monokultur keine große
Entfernungen bis zur nächsten anfälligen Pflanze überwinden müssten, fallen
nun auf eine resistente Pflanze.
In der Praxis gibt es allerdings keine Sorten, die vollkommen gegen eine Krankheit
resistent sind. Bei Sortenmischungen ist dies auch nicht unbedingt notwendig, da es
hier in erster Linie darum geht, die Verbreitung von Krankheitserregern zu verzögern. Je
resistenter die Pflanzen sind, desto langsamer erfolgt deren Verbreitung.
Irrtümliche Auffassungen in Bezug auf Sortenmischungen
Vielfach wird angenommen, dass das Krankheitsrisiko bei einer Mischung aus zwei
verschiedenen Sorten halbiert wird. Dies ist jedoch ein großer Irrtum. Das Ausmaß des
Krankheitsbefalls ist nämlich das Quadrat der Krankheitsverbreitung. Mit anderen
Worten: Wenn sich die Krankheit um die Hälfte langsamer verbreitet, wird der Befall das
Quadrat der Hälfte. Angenommen, 64 % eurer in Monokultur angebauten anfälligen
Pflanzen sind befallen. Das wäre 82. Bei einer Mischung mit einer resistenten Sorte wäre
dies das Quadrat der Hälfte von acht, nämlich 42. Das entspreche 16 %.
Der Ausdünnungseffekt
Wenn man anfällige Pflanzen in Sortenmischungen
weiter auseinander pflanzt, können die meisten Sporen
nicht mehr auf andere anfällige Pflanzen übertragen
werden.
Die Barrierewirkung
Wenn man resistente und anfällige Pflanzen
nebeneinander pflanzt, bilden die resistenten Pflanzen
eine Art von Barriere, die für die meisten
Krankheitserreger nur schwer zu überwinden ist.
Eine anfällige Sorte
Ein weiteres oftmals gegen Sortenmischungen vorgebrachtes Argument ist, dass dabei
niedrigere Erträge erzielt werden. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Die
durchschnittliche Ernte von zwei in Monokultur angebauten Kulturpflanzen fällt praktisch
immer niedriger aus als die Ernte einer Sortenmischung, die im gleichen Verhältnis mit
ein- und denselben Sorten angebaut wurde. Zu diesem Phänomen trägt neben einem
verminderten Krankheitsbefall unter anderem die effizientere Ausnutzung des Lichts bei.
Obwohl ihr bei Sortenmischungen weniger Pflanzen eurer (anfälligen) Lieblingssorte
anbauen könnt, können die Erträge pro Pflanze demnach beträchtlich höher ausfallen.
Ihr solltet jedoch nicht mit Sortenmischungen experimentieren, wenn ihr glaubt, mit einer
Monokultur bessere Erträge erzielen zu können.
Worauf bei Sortenmischungen zu achten ist
Vermeidet es, anfällige Sorten miteinander zu mischen. Dies ist absolut sinnlos. Wählt
stattdessen die resistenteste Sorte und baut diese in Monokultur an. Als niederländische
Bauern Ende der 70er-Jahre Weizenpflanzen gegen Rost miteinander mischten, wurde
dies ein großer Misserfolg, da es einfach keine gegen Rost resistenten Sorten gab.
Sortenmischungen dienen dazu, den Anbau einer anfälligen Sorte mit wertvollen
Merkmalen zu ermöglichen.
Bei Sortenmischungen ist darüber hinaus auch auf die Länge der Pflanzen zu achten.
Die Mischung unterschiedlich hoher Pflanzen erweist sich deswegen als schwierig, da
die längere Pflanze der kürzeren das Licht wegnimmt. Sorten, die ungefähr gleich groß
werden, lassen sich hingegen problemlos mischen; sie erreichen eine durchschnittliche
Länge.
Weiters ist zu beachten, dass die schnelle Verbreitung einer Krankheit nur durch das
Vorhandensein einer ausreichenden Zahl von Pflanzen verhindert werden kann. Ein
gutes Argument gegen Sortenmischungen ist, dass in einem Growraum meistens nicht
genügend Pflanzen vorhanden sind. Trotzdem können auch Heimzüchter von
Sortenmischungen profitieren – und zwar schon deswegen, weil die Pflanzen meistens
sehr dicht beieinander stehen. Merkt euch, dass eine Sortenmischung lediglich die
Verbreitung einer Krankheit verzögert! Gegen einen starken/gleichmäßigen Befall der
Pflanzen kann auch eine Sortenmischung wenig bis nichts ausrichten.

Die Praxis

Bei der Zusammenstellung einer Sortenmischung werdet ihr feststellen, dass im
Allgemeinen wenig über die Resistenz der verschiedenen Cannabis-Sorten bekannt ist.
Wenn von einer Resistenz gesprochen wird, wird in der Regel kein Ausmaß der
Resistenz angegeben. All dies macht es dem Züchter nicht leicht, die richtige Mischung
zusammenzustellen. Das geringe Angebot an resistenten Sorten erweckt fast den
Eindruck, als ob Züchter mit keinen Krankheiten oder Schädlingen konfrontiert würden.
Wenn ihr eine ausreichend resistente Sorte gefunden habt, könnt ihr die Sorten auf
verschiedenste Weise miteinander mischen. Wenn ihr Saatgut verwendet, kann dieses
zuvor, z. B. mit Hilfe eines Betonmischers, gemischt werden. Ihr könnt es aber auch
abwechselnd in verschiedenen Reihen aussäen. Darüber hinaus besteht auch die
Möglichkeit, mehr als zwei Sorten miteinander zu mischen.
Beim Indooranbau werden häufig Stecklinge verwendet. Diese können in verschiedenen
Mustern gepflanzt werden: vollkommen durcheinander oder in Reihen, die lotrecht zur
Belüftungsrichtung angelegt sind. Beachtet vor allem, dass eine Sortenmischung nur
dann Sinn macht, wenn ihr NICHT durch den Growraum von einer Pflanze zur anderen
geht. In diesem Fall würdet ihr nämlich die Krankheit selbst unter den Pflanzen
verbreiten!
Was das zuvor genannte Problem betrifft, dass es keine Sorte gibt, die gegen eine
Kombination von Krankheiten oder Schädlingen resistent ist, wäre als Lösung die
Mischung einer gegen Blütenfäule resistenten Sorte mit einer gegen Mehltauresistenten
Sorte denkbar.
In den Fällen, in denen eine resistente Sorte nicht die vom Züchter bevorzugten
Merkmale aufweist, könnte eine sehr für Spinnmilben anfällige Sorte mit einem
hervorragenden Geschmack mit einer resistenten Sorte gemischt werden.
Obwohl Sortenmischungen die Lösung für ein bestimmtes Problem darstellen können,
gilt es in erster Linie, dem Ausbruch von Krankheiten vorzubeugen. Dann könnt ihr eure
Lieblingssorte auch in Monokultur anbauen, ohne Ertragseinbussen durch Krankheiten
oder Schädlinge befürchten zu müssen.

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