Sonntag, 17. Dezember 2006

Welche Cannabinoide werden weltweit medizinisch verwendet?

Gegenwärtig werden zwei
Cannabinoide, Dronabinol
(THC) und Nabilon, ein Cannabisextrakt
(Sativex®) und ein Cannabinoid-Rezeptor-Blocker
(Rimonabant) medizinisch verwendet.

Zudem ist in holländischen
Apotheken Cannabis-Kraut (Marihuana), das nach pharmazeutischen
Standards hergestellt wird, überwacht vom Büro für medizinischen
Cannabis des niederländischen Gesundheitsministeriums
in holländischen Apotheken, erhältlich. In elf Staaten der USA
(Alaska, Kalifornien, Colorado, Hawaii, Maine, Montana, Nevada,
Oregon, Rhode Island, Vermont, Washington) erlauben die staatlichen
Gesetze die medizinische Verwendung von natürlichen
Cannabis-Produkten, während dies nach den Bundesgesetzen
verboten bleibt.
In Kanada besteht die Möglichkeit, vom Gesundheitsministerium
eine Ausnahmegenehmigung zur Verwendung
von Cannabis zu erhalten. Das Ministerium gibt zudem Cannabis
an Patienten ab. In einigen europäischen Ländern ist der Besitz
kleiner Mengen Cannabis für die Verwendung zu Freizeit- oder
medizinischen Zwecken erlaubt oder geduldet, wie beispielsweise
in Spanien, Belgien und einigen Gegenden der Schweiz.
Dronabinol ist der internationale Freiname für Delta-9-THC, den
wichtigsten pharmakologisch aktiven Bestandteil von Cannabis.
Im Jahre 1985 ließ die US-amerikanische Arzneimittelbehörde
Marinol®-Kapseln, die synthetisch hergestelltes Dronabinol enthalten,
für die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang
mit einer Krebs-Chemotherapie bei Patienten zu,
die unzureichend auf konventionelle Brechreiz hemmende Medikamente
angesprochen hatten. Marinol® wird von Unimed Pharmaceuticals
hergestellt, eine Tochterfirma von Solvay Pharmaceuticals.
Marinol® ist in den USA seit 1987 auf dem Markt. Im Jahre
1992 erweiterten die Behörden der Vereinigten Staaten die Zulassung
um die Verwendung bei Appetitlosigkeit von Aids-Patienten
mit Gewichtsverlust. Marinol ist zudem in einigen anderen Staaten
erhältlich, darunter Kanada und einige europäische Staaten. In
Deutschland darf Dronabinol seit 1998 vom Arzt verschrieben
werden. Meistens kommt in Deutschland und Österreich Dronabinol
zum Einsatz, das von den beiden Unternehmen THC Pharm
und Delta 9 Pharma hergestellt wurde und von Apotheken zur
Erstellung von Kapseln oder Tropfen bezogen werden kann.
Im Jahre 1985 ließ die Zulassungsbehörde der USA auch Cesamet®-
Kapseln für die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei einer
Krebs-Chemotherapie zu. Cesamet®, das von dem Unternehmen
Eli Lilly hergestellt wurde, enthält Nabilon, einen synthetischen
Abkömmling von Dronabinol. Allerdings wurde das Präparat in
den USA nicht vermarktet, und Eli Lilly stellte die Produktion im
Jahre 1989 ein. Cesamet® ist auch in Großbritannien zugelassen
und wird dort von Cambridge Laboratories vermarktet. Es kann
in einige andere europäische Länder importiert werden, darunter
Spanien, Deutschland und Österreich. Im Jahr 2006 erhielt Nabilon
(Cesamet®) erneut eine Zulassung durch die amerikanischen
Arzneimittelbehörden zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen
bei Krebs-Chemotherapie. Es wird von Valeant Pharmaceuticals
International, die das Medikament im Jahre 2004 von Eli Lilly
gekauft hatten und es auch in Kanada verkaufen, vermarktet.
Sativex® erhielt im Jahre 2005 in Kanada die Zulassung für die
symptomatische Behandlung neuropathischer Schmerzen bei
Erwachsenen mit multipler Sklerose. Sativex® wird von dem
britischen Unternehmen GW Pharmaceuticals hergestellt und in
Kanada durch Bayer vermarktet.
Sativex® ist ein Cannabis-Extrakt,
der unter die Zunge gesprüht
wird. Er enthält die gleichen
Mengen an Dronabinol (THC)
und Cannabidiol (CBD). Es gibt
zudem einen begrenzten Zugang
zu Sativex® in Großbritannien
und Spanien.
Der Cannabinoid-Rezeptor-
Blocker Rimonabant erhielt von der europäischen Arzneimittelbehörde
im Jahre 2006 eine positive Empfehlung. Er ist in
Großbritannien unter dem Handelsnamen Acomplia® für die
Behandlung von Übergewicht erhältlich. Acomplia®-Tabletten
enthalten 20 mg Rimonabant. Das Medikament wird von Sanofi-
Aventis hergestellt.
Eine Anzahl von Präparaten wird zur Zeit in klinischen Studien
auf ihre Wirksamkeit und Unbedenklichkeit getestet. Dazu zählen
der Cannabis-Extrakt Cannador®, der Dronabinol und andere
Cannabinoide in einem Verhältnis von zwei zu eins in Kapseln
enthält. Dieser Extrakt wird durch das Institut für klinische
Forschung in Berlin untersucht. Die ajulemische Säure ist ein
synthetischer Abkömmling des THC-Stoffwechselproduktes THCCOOH,
der auch CT3 oder IP751 genannt wird und von Indevus
Pharmaceuticals untersucht wird. Cannabinor ist ein synthetisches
Cannabinoid, das nur an den CB2-Rezeptor bindet und daher
keine psychischen Wirkungen verursacht. Es wird von dem
pharmazeutischen Unternehmen Pharmos Corporation untersucht.

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