Mittwoch, 20. Dezember 2006

The Future Sound Of London: Teachings From The Electronic Brain (virgin records)

>> Experimental / Electronica

Ihre Musik wird häufig dem Ambient zugeordnet, doch die Arbeiten von Brian Dougans und Garry „Gaz“ Cobain zeichnen sich durch ihre musikalische Vielfältigkeit aus. Ende der Achtziger noch sehr im Techno verwurzelt, wurde ihr Sound im Laufe der Neunzigerjahre stärker durch reinen Ambient, Dub, Drum&Bass und TripHop geprägt. Immer wieder gelingt es ihnen, den weiten Bogen von Klassik über Jazz bis hin zu Industrial zu spannen, um einen tanzflächenorientierten Popavantgarde-Sound daraus zu kreieren. Bekannt wurden sie mit dem tropischen Breakbeat-Track „Papua New Guinea“. Seit sich die beiden 1991 zu „The Future Sound Of London“ zusammenschlossen, gab es praktisch kein Feld der zeitgenössischen Kunst, auf welchem das Duo seine Ambitionen nicht zu verwirklichen gesucht hätte. So folgten zahlreiche Versuche mit Videokunst, Film, mehrdimensionalen Computeranimationen, Internet und Radioübertragungen, die ihr Schaffen in die Nähe eines Gesamtkunstwerkes rücken – und all ihre Musikvideos sind großartig. Während das erste Album „Accelerator“ mit dem Hardcore Hit „Expander“ noch sehr stark der Dance-Szene verbunden war, kristallisierte sich mit jeder weiteren Veröffentlichung ihr eigentliches Markenzeichen heraus: eine beinahe schon nicht mehr zu durchschauende Komplexität der Sounds, die vielschichtige Hörerlebnisse geradezu zwingend erfordert. 1993 gründeten sie ihr Label Electronic Brain Violence (EBv), und „Lifeforms“, das Ambient-Kunstwerk von 1994, war ein exzellentes Doppelalbum voll mit verzwirbelten Melodien, viel Hall, dubiosen Sounds und zwei absoluten Meilensteinen: „Lifeforms“ und „Cascade“. Im gleichen Jahr veröffentlichten sie mit „ISDN“ ein düsteres Live-Album mit Livestreams, die FSOL über ISDN-Leitungen an verschiedene Radiostationen auf der ganzen Welt gesendet hatten. Bester Track: „Far-Out Son Of Lung And The Ramblings Of A Madman”. In diesem experimentellen Charakter verband sich ein geschicktes Spiel zwischen Harmonien und Disharmonien mit teilweise recht düsteren Klangkollagen, welche 1996 auf dem Album „Dead Cities“ ihren Höhepunkt fanden. Allerdings waren die Beats hier wieder etwas mehr im Hintergrund – außer, wenn sie ganz nach vorne gingen, wie in „We Have Explosive“. Ansonsten gab es mit der Klavier-Ballade „Max“, dem Ethno-Slammer „My Kingdom“ und dem verspulten „Glass“ drei verdammt schöne Singles. Mit dem in der Vergangenheit sehr eng an FSOL angelehntem Projekt Amorphous Androgynous haben die beiden Künstler einen experimentellen Mix aus elektronischer Musik und Psychedelic-Rock & Pop geschaffen. Wie es der Name auch schon sagt, fühlen sich „The Future Sound Of London“ in allererster Linie zukünftigen Entwicklungen verbunden und versuchen diesen mit ihrem künstlerischen Output in die Gegenwart zu holen. Mit dem nun vorliegenden „The Best OF FSOL“ wurde in ihrem Hauptproduktionsraum „Galaxial Pharmaceutical“ eine Stimmung hervorgezaubert, die seinesgleichen sucht!

www.futuresoundoflondon.com
www.virginmusic.com

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