Mittwoch, 10. Januar 2007

Herbert: 100 lbs / bonus edition (K7! records)

>> House

Wenn es jemanden gibt, der − ganz englisch − indeed very sophisticated ist, dann ist das ohne Zweifel Matthew Herbert. Nicht nur was sein Schaffen in und für die elektronische Musik angeht, auch sein politisches Engagement erscheint beachtenswert. Bei Beginn seiner akademischen Laufbahn an der „University of Exeter in England“ besitzt er bereits ein kleines Tonstudio. Herbert kommt auf die Idee, während einer Performance die Klänge und Geräusch seiner Umwelt aufzunehmen, mit einem Sampler zu bearbeiten und so eine Verbindung aus Hören und Sehen für seine Zuschauer zu schaffen. Der gelungene Auftritt mit einer Chipstüte entlockten Geräuschen markiert den Startschuss für weitere Performance Gigs. Fahrräder, Radios und Flaschen kommen zu einem unkonventionellen Einsatz. 1994 zieht Herbert wieder zurück nach London. Um seinen diversen musikalischen Vorlieben nachzukommen und diese auch zu veröffentlichen, tauchen seine Technosachen als Wishmountain bzw. Radioboy auf, während er als Doctor Rockit dem jazzigen Electro frönt und schließlich als Herbert dem House. 1999 produziert er zusammen mit Rob Mellow den Sountrack zum umstrittenen Kult-Streifen „Human Traffic“. Das komische Portrait einer von Drogenexzessen durchzogenen Partykultur im England der Mitneunziger lohnt schon allein wegen der vollständig von Herbert vertonten Szene über Arbeitsabläufe in einem Schnellimbiss einen kurzen Blick. Nie wirkte ein McDonald’s entfremdender und mechanischer! Die westliche Esskultur und das Verhalten der Nahrungsmittelindustrie fließt auch in das politisch motivierte Matthew-Herbert-Album „Plat Du Jour“ ein, das er nach seinem Ausflug in die Swinggefilde mit der Matthew-Herbert-Bigband produziert. Mit dem Album „Scale“ öffnet sich Herbert auch dem Pop. Von der Politik will er nicht vollständig die Hände lassen und bringt auf „Scale“ das Thema Erdöl zur Sprache. Nach seinen drei programmierten Tracks auf dem Album „Verspertine“ (Björk), vielen Produktionen für Dani Siciliano, Roisin Murphy & Co. und unzähligen Remixes erscheint nun ein Re-Release des Albums, das Matthew Herbert 1996 auf Phono erstmals unter dem Alias „Herbert“ veröffentlicht hat. Und ausnahmslos alle Tracks klingen auch heute noch faszinierend frisch. „Ich hatte damals eine klare Vorstellung davon, wie House klingen sollte. Die habe ich sehr stringent umgesetzt und sehr kühle akustische Sounds mit sehr hellen elektronischen Klängen zusammengebracht.“ Mit jagenden metallischen Sambas wie „Rude“ und „Deeper“ oder der treibenden Bassline von „Thinking Of You“ verhalf Herbert Herbert House zu einem warmen, geistreichen wie mitreißenden Sound. Die Neuauflage glänzt anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Platte mit einer Bonus-CD mit unveröffentlichten sowie raren Vinyl-Tracks, die sich ein wenig clubtauglicher als das eigentliche Album ausnehmen. Ein Meilenstein elektronischer Tanzmusik!

www.matthewherbert.com
www.k7.com

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