Mittwoch, 18. Juli 2007

Legalize Epo

“Geringe Menge“ jetzt auch für Sportler

Endlich. Werden die Pläne der großen Koalition in die Tat umgesetzt gibt es bald noch eine „Geringe Menge“, diesmal die sportliche Variante. Hobby und Profisportler dürfen demnach sogar ein wenig Stoff horten.

Bestraft werden sollen nur die Händler und Drahtzieher in der Szene. Die private Spritze im Brillenetui und die Anabolika Ampulle im Kühlschrank hingegen bleiben straffrei. Auch wenn ein Sportler durch die Einnahme illegaler Substanzen hohe Preis- und Werbegelder kassiert haben, wird das strafrechtlich auch in Zukunft keine Konsequenzen nach sich ziehen. Wie groß die tolerierte „geringe Menge“ an Epo, Apotheken-Speed oder Schmerzmitteln, die man privat bunkern darf, sein wird, steht noch nicht fest. Geplant ist, dass bei Profi- oder Hobbyathleten Mengen toleriert werden, die den Bedarf für vier Wochen abdecken. Zum Vergleich: Bei HanfliebhaberInnen sind es, je nach Bundesland, im Bundesdurchschnitt zehn Konsumeinheiten. Tendenz fallend.

Handelt es sich bei der geplanten Neuerung nicht um ein „Anti- Doping Gesetz“, das den Doping Gebrauch verhindern soll? Die Praxis der „Geringen Menge“ bei Cannabisprodukten hingegen wurde ursprünglich eingeführt, um die vielen mündigen HanfkonsumentInnen hierzulande zu entkriminalsieren. Böse Zungen behaupten, dieses Anti- Doping Gesetz wird auf den Weg gebracht, um das „Home Doping“ zu legalisieren. Fordern HanfaktivistInnen die Miteinbeziehung der Vorratshaltung in die Definition der „Geringen Menge“ wurde das bis heute regelmäßig abgelehnt, weil es „die Hemmschwelle für jugendliche Einsteiger herabsetzte“. Genau hier wird die Doppelmoral unserer gedopten Gesellschaft offenkundig:

Kiffer dürfen nicht auf Vorrat einkaufen, Begründung: Jugendgefährdung durch eine herabgesetzte Hemmschwelle, außerdem: wer bunkert ist kein Gelegenheitskonsument, somit süchtig und therapiebedürftig. Gerade Gelegenheitskiffer wissen, wie realitätsfern diese Argumentation ist. KonsumentInnen, die sich nicht dauernd in der „Szene“ bewegen, haben viele gute Gründe, bei einer guten Gelegenheit ein wenig auf Vorrat einzukaufen. Eben weil sie es sich einteilen können, also nicht abhängig sind.
Dopende Sportler, egal ob alt oder jung, können ihren Stoff auch in Zukunft auf Vorrat bunkern, Begründung: keine Kriminalisierung von Konsumenten.

Nun könnte man aber durchaus einen Schritt weiter denken. Cannabis steht auf allen Dopinglisten – klar. Auch und gerade Hobbysportler dopen aufgrund nicht existenter Kontrollen um die Wette, wissen wir. Gesetzt der Fall, ein erwachsener, sehr sportlicher Hanfkonsument würde mit 30 Gramm Marihuana erwischt und darauf bestehen, dass es sich in seinem speziellen Fall gar nicht um Betäubungsmittel handle. Viel mehr bräuchte er den Hanf, um in seiner Sportart die gewünschte Leistung zu erzielen. Und die 30 Gramm seien genau die Menge, die er für seine nächsten 30 Trainingseinheiten brauche. Nicht der Rausch sei die Intention des Konsums, sondern der viel beschworene Leistungs steigernde Effekt von Cannabis sei der Grund des Konsums.

Könnte man diesen Fall dann nach dem Anti- Doping Gesetz beurteilen und erst gar kein Verfahren eröffnen?
Oder griffe hier das Betäubungsmittelgesetz, speziell die Definition der Geringen Menge von Cannabisprodukten zum Eigenkonsum, wonach die 30 Gramm auf jeden Fall zu einer Verfahrenseröffnung führen würden? Und in den meisten Fällen zu einer Verurteilung.

Einen dopingfreien Sport wird es nie geben. Genauso wenig wie eine drogenfreie Gesellschaft.

Versprächen Politiker 365 Tage Sonnenschein pro Jahr würden sie ausgelacht. Gleiches sollte eigentlich für solche Exemplare gelten, die die Utopie einer dopingfreien Leistungssportszene oder einer drogenfreien Gesellschaft in Aussicht stellen, während die Menschen hierzulande von Jahr zu Jahr legale und illegale Substanzen konsumieren.
Setzt man die Gesundheit des Menschen als obersten Maßstab muss der zur Moral mahnende Zeigefinger endlich einer sachlichen Diskussion unter rein wissenschaftlich- medizinischen Standpunkten weichen, deren Ergebnisse konsequent umgesetzt werden. Dafür müsste Deutschland aber auf einen Haufen Medallien und Titel verzichten, eine ganze Industrie ihre Werbeträger wechseln und wir alle ein wenig ehrlicher mit dem objektiven Gefährdungspotential allerlei Substanzen umgehen.

Da ist es schon einfacher, Doping im Kleinen einfach zu legalisieren. Für die Gefährdung unserer Gemeinwesens und des Nachwuchses sind dann für die nächsten Jahre wieder die illegalen Drogen zuständig. Auch hier bewährt sich das alte Prinzip: Ein Sündenbock schützt vor längst überfälligen Veränderungen.

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