Montag, 30. Juni 2008

Breitspiele

Schon wieder ein Jahr vorbei und Ende Juni stand nicht nur der Europameister fest, sondern auch das Spiel des Jahres 2008. Nominiert wurden „Stoneage“ (Hans im Glück), „Suleika“ (Zoch), „Keltis“ (Kosmos) und aus dem Hause Ravensburger/alea „Blox“ und „Wie verhext“. Ein Preis steht schon fest: „Agricola“ (Lookout Games) hat den Sonderpreis „Komplexes Spiel“ gewonnen. Leider habe ich auch dieses Spiel noch nicht ausprobiert, aber es war schon 2007 in Essen ein Renner und so wird es im August eine Spiel des Jahres Nachlese geben. Nur „Stoneage“ ist in dieser Ausgabe schon dran.

Strategie
Stoneage

Schon der Erstling „St. Petersburg“ von Michael Tummelhofer alias Bernd Brunnhofer wurde für das Spiel des Jahres nominiert. Und Spiel Nr. 2 wieder.
Wer sich das Spiel aussucht, sollte wissen, der Einsteig ist nicht ganz einfach. Erst nach zwei, drei Partien wissen die Spieler, wo es langgeht. Der Untertitel des Spiels lautet: „Das Ziel ist dein Weg“, und derer gibt es viele. Nur, ob der eingeschlagene Pfad auch der richtige ist und genügend Siegpunkte einbringt, das entscheidet sich erst ganz am Schluss.
Runde für Runde versuchen die Spieler ihre Personen aufs Spielfeld zu bringen, um zu jagen, Werkzeuge herzustellen, einen Acker zu bestellen, neue Personen zu holen oder in Wald, Lehmgrube, Steinbruch und Fluss Rohstoffe zu besorgen. Nahrung ist am Ende jeder Runde überlebenswichtig, denn jede Person verlangt nach einer Nahrung. Zur Not geben sie sich auch mit anderen Rohstoffen zufrieden. Lehm, Ziegel, Holz, Stein und Gold brauchen die Spieler um Zivilisationskarten zu erringen, die sofort Erträge, aber erst am Ende des Spiels Punkte bringen, oder um Gebäude zu bauen, die sofort für Punktezuwachs sorgen. Die Auswahl ist groß, Personen gibt es nur wenige und das Platzangebot bei Gold, Ziegel und Co. ist begrenzt. Wer zum Schluss der Runde nicht alle Personen versorgen kann, muss auf der Siegpunktleiste zurück.
Das Spiel endet, sobald entweder ein Gebäudestapel aufgebraucht ist oder nicht mehr genügend Zivilisationskarten da sind. Während die Spieler den aktuellen Punktestand durch Gebäude erkennen, werden die Siegpunkte durch Zivilisationskarten erst am Ende gezählt. Und da müssen die Spieler schon genau aufpassen, welche Karten die anderen so nehmen, denn je mehr von einer Sorte, umso mehr Punkte bringen sie ein.
Fehlt nur noch der Glücksfaktor des Spiels, es wird gewürfelt mit Lederwürfelbecher und zwar für Nahrung, Rohstoffe und bei manchen Zivilisationskarten. Pro Person, die in einem Gebiet steht, bekommen die Spieler einen Würfel. Während für eine Nahrung eine zwei reicht, muss es für ein Gold schon eine Sechs sein. Also je mehr Personen, umso größer ist die Chance auf genügend Nahrung und Rohstoffe, um die eigenen Jungs zu versorgen und um Gebäude und Zivilisationskarten zu ergattern.
Zwar kommen dem geneigten Spieler die Elemente des Spiels allesamt bekannt vor, aber die Mischung macht’s in diesem Falle. „Stoneage“ ist im vier Personen-Spiel am spannendsten. Und selbst die Spieldauer haben die Spieler in der Hand.

Stoneage
Autor: Michael Tummelhofer
Verlag: Hans im Glück
Spieler: 2–4
Alter: ab 10
Dauer: mind. 1 Stunde
Preis: ca. 30 Euro

Fünf in einem Karton
Stonehenge

Gleich fünf Spiele verbergen sich in dem Karton. Ein Spielbrett, ein paar Trilithe (Steinformationen), ein paar Spielsteine, Karten und ein paar Druiden. Viel mehr ist nicht notwendig, um ein Spielchen zu spielen. Doch, fünf große Spieleautoren, die jeder eine Spielregel rausgebracht haben. Zur Auswahl stehen: Ein Bluff-, ein Kriegs-, ein Politik-, ein Renn- und ein Auktionsspiel. Für jeden etwas. Was allen Fünfen gemein ist, Regeln und Spiel sind kurz und bündig. Dabei ist der Spielplan noch nicht einmal mit Abbildungen überladen. Ganz und gar nicht, sehr übersichtlich und einfach ist das Spielbrett gestaltet.
Richard Garfield, der Erfinder von „Magic, die Zusammenkunft“ war für das Bluffspiel zuständig. Die Spieler decken gleichzeitig eine ihrer Handkarten auf und nur, wer die höchste Zahl hat, setzt seinen Lehrling auf das entsprechende Zahlenfeld, alle anderen müssen eventuell auf der Zählleiste wieder zurück. Wer zuerst zweimal seine sechs Lehrlinge um die Trilithe platziert hat, gewinnt.
Bruno Faidutti hat sich das amerikanische Wahlsystem zum Vorbild genommen und meint, in Stonehenge könnten vor langer Zeit so die Hohepriester gewählt worden sein. Eine Zählleiste wird mit neutralen Steinen in mehrere Gebiete eingeteilt. Zu Beginn ziehen die Spieler zwei Karten, eine sagt an, in welchem Gebiet unbedingt Steine gesetzt werden sollten, die andere auf welchen Feldern auf keinen Fall. Die Spieler können entweder einen ihrer maximal neun Druiden in ein Gebiet setzen oder einen neutralen Stein zu einem eigenen machen. Sind alle Figuren platziert, ist das Spiel zu Ende, es gibt Sieg- und eventuell Minuspunkte. Wer die meisten hat, gewinnt.
Mike Selinker hat ein Rennspiel beigesteuert, indem die Druidenfiguren außerirdische Streitwagen darstellen. Auf zwei Strecken, einer langsamen und einer schnellen bewegen sich die Streitwagen. Zu Beginn der Runde entscheiden sich die Spieler geheim, wie viele ihrer Energiesteine sie einsetzen, um den anderen Steine in den Weg zu legen und für den eigenen Schub zu nutzen. Blockaden können durchbrochen werden, kostet aber zusätzliche eigene Energiesteine. Wer als erster einmal rum ist, gewinnt.
Der kriegerischen Auseinandersetzung hat sich Richard Borg gewidmet. Leider ist es nur zu viert oder fünft spielbar. Jeder Spieler beginnt mit zwei Schwertern auf dem Altar und ein paar zufällig vor fünf Trilithen stehenden Wächtern und ein paar Karten. Wer dran ist, zieht entweder zwei Karten oder eine und spielt eine Karte aus, um entweder einen eigenen Wächter zu platzieren oder einen gegnerischen. Diese bringen ein eigenes Schwert auf dem Altar. Während des Spiels kommt es zufällig zu vier Kämpfen: Jedes Schwert auf dem Altar ermöglicht dem Spieler einen Kampf. Wieder können die Karten eingesetzt werden um entweder einen eigenen Wächter zu platzieren oder einen gegnerischen zu entfernen. Kann oder will niemand mehr kämpfen, wird gewertet. Wer die meisten Wächter vor einem Trilithen stehen hat und wer überall mindestens einen stehen hat, bekommen Punkte gutgeschrieben. Nach dem vierten Kampf endet das Spiel sofort.
Und last but not least sagt James Ernest in seinem Auktionsspiel „Alles muss raus“. Ein Auktionator läuft Feld für Feld voran und versteigert die Steine. Um sie zu bekommen, setzen die Spieler verdeckt Karten. Der Spieler mit dem höchsten Gebot bekommt den Stein und darf so viele Felder vor, wie er Steine von der Farbe hat. Also immer schön versuchen, gleiche Farben zu ersteigern. Sobald ein Spieler 20 Punkte hat, endet das Spiel und er hat gewonnen.
Die Spiele dauerten nie länger als eine halbe Stunde und in dem Karton ist für jeden etwas dabei. Und so eignet sich „Stonehenge“ auf alle Fälle für die nächste Urlaubsreise: wenig Gepäck dafür kurzweiliger Spielspaß.

Stonehenge
Autor: Verschiedene
Verlag: Spielzeit!
Spieler: 3–5
Alter: ab 10
Dauer: 30–60 Minuten
Preis: ca. 30 Euro

Interaktion, Spaß
Yakuzas

Ist die Erweiterung zu „Cash’n Guns“ (Ausgabe 12/05). Nach ihrem gemeinsamen Coup in Hong-Kong stehen sich die drei großen Gangsterfamilien gegenüber und können sich über die Verteilung der Beute nicht einigen. Viel hat sich nicht geändert, noch immer liegen pro Runde acht Banknoten aus, die Spieler können ihre Gegenspieler erschießen oder lieber bluffen. Wer am Ende der Runde noch steht, kriegt was von der Beute ab. Aber nur, wenn die Kohle gleichmäßig verteilt werden kann. Denn Rausgeben ist nicht. Zusätzliche Waffen und Bündnisse untereinander machen das Ganze zu einem neuen Vergnügen. Also, wer „Cash’n Guns“ liebt, wird auch „Yakuzas“ mögen, denn die Mindestanzahl erfordert sechs Mitspieler und bis zu neun Gangster können ihrer Bande den Sieg bringen, indem sie sich am besten absprechen, nicht so oft kneifen und stattdessen die Gegner der Reihe nach ausschalten. Neue Spezialfähigkeiten wie Geisha, die alle davon überzeugen kann, dass sie doch lieber auf einen anderen zielen sollen, als auf sie, bringen Abwechslung ins Spiel.
Und was machen die Yakuzas? Sie sind eine Gang wie alle anderen auch, nur die Wahl der Mittel ist eine andere. Sie benutzen am liebsten Shuriken und Tantos um ihre Gegner aus dem Weg zu räumen. Und für noch mehr Spaß auch im Grundspiel sorgen Gegenstände wie das Dum Dum Geschoss, der Laser Beam, ein vierblättriges Kleeblatt oder auch die X-Ray-Sonnenbrille. Wer Cash’n Guns noch nicht kennt, aber auf unterhaltsame interaktive Spiele in großer Runde steht, gerne mit Schaumgummiwaffen auf andere zielt, sollte sich die Spiele nicht entgehen lassen. Für mich ist „Cash’n Guns“ ob mit oder ohne Erweiterung immer noch eines der vergnüglichsten Spiele der letzten Jahre.

Yakuzas
Autor: Ludovic Maublanc
Verlag: Repos Production
Spieler: 6–9
Alter: ab 10
Dauer: knappe Stunde
Preis: ca. 30 Euro

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