Montag, 6. April 2009

Heiß und laut – mit Nosliw im Yaam

Berlin, 21.März 2009: Das vorletzte Date seiner aktuellen Tour bestreitet Nosliw heute bei uns. Er hat in allen möglichen Arten von Clubs performt, und in Party-Hochburgen wie Mannheim und Stuttgart scheint es ihm besonders gut gefallen zu haben, denn dort fand er die besten Soundsystems vor, was mich gleich zur Einstiegsfrage unseres gemütlichen Gesprächs bringt.

Roly: „Eines der Hauptprobleme im Drum’n’Bass liegt am mangelhaften Sound, mit dem diese Parties ausgestattet sind. Klingt so, als ob das bei Reggae und Dancehall nicht viel anders ist.“
Nosliw: „Ja, viele Veranstalter bieten immer weniger Soundkultur und so bekommt der Nachwuchs auch keinen Zugang zu richtig guter Musik. Reggae besteht aus spartanischen Mitteln. Es muss so brettern, dass es einem nur so durch den Magen fährt.“

Roly: „Und wie ist dein Verhältnis zwischen Studio-Arbeit und Live-Performance? Manche Songs sind ja so deep, dass sie meiner Meinung nach mehr Sinn machen, wenn man sich zuhause mit ihnen auseinandersetzt.“
Nosliw: „Ich weiß genau, was ich spiele und was nicht und reagiere auf’s Publikum. Es gibt Songs mit Inhalten, die ich ganz klar rüberbringen will. Und die Reaktion des Publikums hängt zum großen Teil vom Entertainment des Künstlers ab, was sich gut mit den Präsidentschaftswahlen in den USA vergleichen lässt.“

Roly: „Mir gefällt dein aktuelles Album auf jeden Fall besser als die beiden Vorgänger, da es wesentlich abwechslungsreicher und hier und da auch etwas tanzbarer ist. Freue mich vor allem über die erneute Kollaboration mit Bassface Sascha. Wird’s da in Zukunft noch mehr Jungle-Tunes geben?“
Nosliw: „Ich persönlich liebe alle drei Alben auf ihre Art gleich. Es ist halt Geschmacksache, aber ich möchte mich musikalisch niemals im Kreis drehen. Und mit dem Sascha wird es definitiv in der Zukunft noch was geben. Jungle und Reggae sind ja Geschwister.“

Roly: „Woher beziehst du deine Inspiration bzw. was motiviert dich?“
Nosliw: „Musik an sich ist die Motivation. Es macht mir einfach sehr viel Spaß, so wie anderen Briefmarken sammeln oder Fussball spielen. Ich arbeite aus dem Bauch heraus und höre viele verschiedene Musikrichtungen. Musik ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Auch während einer Erkrankung des Halses und der Stimmbänder konnte ich das Lieder-Summen einfach nicht lassen, was den Arzt natürlich nicht sehr freute.“

Roly: „Wie kamst du eigentlich zu der Ausbildung zum Logopäden und hältst du dir da noch eine Tür offen?“
Nosliw: „Ich habe von einem Bekannten davon erfahren und mich dann im Internet informiert und beworben. Die Logopädie war eine sehr arbeitsintensive Ausbildung an einer Privatschule und für mich ein Interessen- bzw. Spaßprojekt. Dadurch habe ich viel über Stimme und Gesang gelernt. Nebenbei habe ich immer professionell Musik gemacht, aber ich finde es gut und auch wichtig, ein zweites Standbein zu haben. Später ergab sich dann eine Zusammenarbeit mit Rootdown. Dort habe ich ein gutes Team im Rücken, das mich am Boden hält und über finanzielle Fragen aufklärt.“

Roly: „Als Redakteur des Hanf Journals möchte ich abschließend noch wissen, wie Du zu einer Legalisierung von Cannabis unter strengen Jugendschutzbedingungen stehst?“
Nosliw: „Dazu habe ich eine ambivalente Einstellung. Ich denke, dass nicht alle Menschen und Psychen dazu ausgelegt sind, Drogen zu konsumieren. So werden beim Thema Legalisierung oft Meinungen und Äußerungen, gerade von Jugendlichen, fehlinterpretiert. Klar bin ich für Qualitätskontrolle und Jugendschutz, da mit Marihuana ja oft viel Schindluder getrieben wird.“
Roly: „Danke für das nette Gespräch und viel Spaß bei der Show!“

Diese war großartig, und da ich leider nicht bis zum Schluß bleiben konnte, habe ich mir schon den 17.Mai vorgemerkt, denn da kommt er im Zuge seiner „Heissundlauttour“ erneut ins Yaam. Tourdates findet ihr unter www.myspace.com/nosliw

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