Mittwoch, 28. Oktober 2009

Breitspiele im November

Leider fällt der Redaktionsschluss für diese Ausgabe mit der Spielemesse zusammen, sodass ich noch keine Spiele wirklich vorstellen kann. Aber erste Eindrücke konnte ich während der Neuheitenshow sammeln und einige Fotos schießen. So werde ich euch in dieser Ausgabe ein wenig von der Arbeit einer Spielerezensentin im Vorfeld der Spiel 09 in Essen erzählen. Und einzig das Quizspiel „Welt der Bücher“ stelle ich euch genauer vor.

Spiel 09 heißt zuerst einmal herausfinden, welche neuen Spiele gibt es denn überhaupt. Dank Spielbox-online ist das allerdings kein Problem. Denn dort gibt es die gemeldeten Neuvorstellungen schon recht früh und das sind immer eine ganze Menge. In diesem Jahr sind es 600 Neuheiten. Also muss ein Filter her. Denn so viele Spiele kann niemand ausprobieren und besprechen. Bei mir ist es inzwischen vor allem die Altersangabe. Ich schaue zuerst nach den Spielen, die ab zwölf sind. Als nächstes kommt es auch auf den Verlag an, so stehen Spiele von War- und Treefrog ganz oben auf meiner Liste. Warum, weil Martin Wallace zu meinen Lieblingsspieleerfindern zählt. Und an dieser Stelle muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich es bisher nicht geschafft habe, zwei seiner drei im vergangenen Jahr erschienenen Spiele nicht zu besprechen. Nur so viel: „Steel Driver“ wird mit neuem Outfit von Pegasus erneut angeboten. Und laut der Rezension eines Kollegen von der Spielezeitschrift Fair-Play ist es ein gutes Spiel.

Steel Driver

Mit einer Einschränkung: Die Spieler sollten auf Eisenbahn-Spiele stehen. Wobei es wohl bei „Steel Driver“ vor allem um Aktien geht. Die Regeln sind einfach, doch die Tücke steckt, wie eigentlich immer bei Martin Wallace, im Detail. Ich werde es noch genauer erklären. Versprochen. Bei „Tinners Trail“ hingegen geht es um Bergbau in Cornwall. In den Anmerkungen erklärt Wallace, es ginge darum, das Wasser in den Minen in den Griff zu bekommen, und durch Investitionen an Siegpunkte zu gelangen. Weiter räumt der Autor ein, er habe sich für diesen Part von Wolfgang Kramers „Fürsten von Florenz“ inspirieren lassen. Außerdem spielt auch die Zeit eine Rolle und da hat er den Mechanismus aus „Jenseits von Theben“ von Peter Prinz übernommen. Nicht die schlechtesten Spielprinzipien. Und noch zwei Spiele sind liegen geblieben, „Rice Wars“ und „Wüstenkönige“. Warum? Weil in diesem Jahr schon wieder einige Spiele herausgekommen sind, die mich mehr reizten.
Folglich muss ich noch mehr sieben. Also bleiben Kartenspiele gleich außen vor und Handelsspiele müssen genau angeschaut werden. Was ich eh machen muss, denn ich bin wieder mit der Bahn unterwegs und das heißt, möglichst viele Spiele bestellen. Mein Blick wird dementsprechend auf Spiele aus dem Ausland fallen, die nicht bei einem inländischen Vertrieb zu bekommen sind. Wenn ein Spiel dann auch noch mit möglichst wenig Glück auskommt, stattdessen strategisch anspruchsvoll ist und es möglichst kämpferisch zur Sache geht, hat es gute Chancen von mir mitgenommen zu werden. Soweit so gut.
Welche Spiele haben mich eigentlich im vergangenen Jahr überzeugt? „Confucius“, „One more Barrel“, „Fauna“, „Pandemie“, „Mecanisburgo“, „2 de Mayo“ und „After the Flood“ sind meine persönlichen Highlights der letzten Messe. Am liebsten spiele ich derzeit allerdings „Android“ und „Tannhäuser“, die der Heidelberger Spieleverlag vertreibt. Dieser Vertrieb ist eine wahre Fundgrube an Importspielen. Unter anderem vertreiben die Heidelberger Fantasy Flight Games, deren Spiele nicht nur mit tollem Spielmaterial überzeugen. Ein weiterer amerikanischer Verlag Z-man Games hat „Ideology“ neu aufgelegt und die erste Auflage hat uns schon einige schöne Stunden Spaß bereitet. Außerdem bin ich neugierig auf deren „Megacorps“. Der spanische Verlag Gen X Games ist nach seinem letztjährigen Debüt in Essen ebenfalls mit einem neuen Spiel wieder: „Luna Llena“, so der Titel und ich freue mich drauf. Das neueste Spiel von Richard Sivel (Histogames) hat mir schon kurz sein neuestes Werk „Maria“ erklärt. Ähnlich wie „Friedrich“ doch mit mehr Details und es ist ein Spiel für drei. Hervorragend, denn oft genug sitzt man zu dritt am Tisch und weiß nicht so recht, was man spielen soll. Lookout Games, dessen letztjähriger Erfolgsschlager „Le Havre“ in diesem Jahr den zweiten Platz beim Deutschen Spielepreis erhält, stellt die überarbeitete Auflage „1853“ von Francis Tresham vor. Und ein Spiel, was mir vor 20 Jahren schon etliche lustige Spielrunden beschert hat, ist wieder da. „A la Carte“, ein Spiel mit Herd und Pfanne, Gewürzen und seltsamen Rezepten, die gekocht werden müssen.

Und wie jedes Jahr werden während der Messe auch die Preisträger des Deutschen Spielepreises gekürt. Und nachdem „Dominion“ schon zum Spiel des Jahres gewählt wurde, sahnt es ein zweites Mal ab. Mir persönlich ist dieser Hype nicht so klar, doch da stehe ich wohl etwas alleine da. Also wer Kartenspiele mag, soll es bitte ausprobieren und wird wahrscheinlich sein Vergnügen dran haben. Mit ist es auch nach mehreren Versuchen schlichtweg zu einfach. Auf den Plätzen folgen „Le Havre“, das Nachfolgespiel von „Agricola“. Und eins muss man dem kleinen Verlag lassen: die Spiele, die sie herausbringen, kommen auch bei mir an. „Triumvirat“ und „Agricola“ zumindest sind zwei gute Spiele. „Pandemie“ (Superspiel), „Finca“ (auch gut), „Small World“, „Valdora“ „Diamonds Club“, „Im Wandel der Zeiten“ „Sherwood Forest“ und „Fauna“. Davon ausgehend, dass dies vor allem eine Spielermeinung ist, sollten zumindest die Erstplatzierten kein Fehlkauf sein, insofern man den Spieltyp mag. Und das sollte immer ausprobiert werden. Einzig, dass „Fauna“ auf Platz zehn gelandet ist, verstehe ich nicht so recht, denn Friedemann Frieses Tierschätzspiel ist bei mir am Spieltisch gerade der Renner. Dieses äußerlich wenig ansprechende Spiel macht einfach allen Spaß. Für die beste Regel wurde Rüdiger Dorn („Diamonds Club“) ausgezeichnet und den Deutschen Kinderspielpreis haben Inka und Markus Brand für „Burg der tausend Spiegel“ erhalten.

Imperial 2030

Und noch ein Spiel habe ich mir kurz erklären lassen: „Imperial 2030“, und es sieht gut aus. Einige Mechanismen haben sich geändert und was mich eigentlich sofort überzeugt hat, ist der Spielplan. Es wird auf der ganzen Welt gespielt. Und ich hoffe es fordert mich wie „Imperial“, wo keine Partie der anderen gleicht. Mein erster Eindruck von den neuen Spielen ist durchweg positiv.
Welt der Bücher
Da ich gerne lese, dachte ich mir, ein Bücherquiz, warum nicht. Extrem bieder kommt der Karton daher, nicht gerade einladend. Der Inhalt geht so, die Bücherreihen als Setzsteine sind sogar ganz hübsch. Aber ein Ratespiel zu layouten ist ja auch nicht gerade einfach. Doch ein Quiz muss ja nicht unbedingt schön sein. Sondern vor allem Spaß machen.
Die Bücherreihen werden auf das Startfeld des Spielplans, die Tippkarten der Reihe nach daneben gelegt. Je nach dem, wie lange das Spiel dauern soll, nimmt man einen Stapel Karten, fünfzehn Fragen durchzupielen, dauert ungefähr eine Stunde. Jeder Spieler erhält noch fünf Tippbücher und los geht das Ratespiel. Der Startspieler liest eine der beiden Fragen und die drei bis fünf Antworten komplett vor. Anschließend jede Antwort einzeln und jedes Mal, wenn eine Antwort vorgelesen wurde, können die Spieler einen Tippstein auf der entsprechenden Tippkarte platzieren. Sind die Fragen durch, werden die Antworten vorgelesen. Wer mindestens einen Stein falsch platziert hat, bekommt gar keine Punkte. Alle anderen für jeden richtigen Tipp einen. Sind alle Karten durchgespielt, gewinnt derjenige, der am weitesten vorne steht.
Bei den Fragen geht es um Bücher im Allgemeinen, aber auch im speziellen um Fragen aus dem Büchergeschäft, von Papier über Druck bis hin zu den Autoren, Verlagen, Buchgroßhändlern, der Buchpreisbindung bis hin zu den Autoren. Ein paar Beispiele gefällig:
Wer wünscht die gesamte Borka-Sippe zum „Donnerdrummel“? 1. Obelix, 2. Bibi Blocksberg, 3. Ronja Räubertochter oder 4. Artemis Fowl? Oder: Wer zählt zu den bedeutendsten Vertretern der afroamerikanischen Literatur? 1. Jonathan Franzen, 2. Alice Walker, 3. Toni Morrison, 4. Alex Haley oder 5. Stephen L. Carter? Und eine dritte Frage: Seit wann gibt es in Deutschland Papiermühlen? Insgesamt gibt es 600 Fragen und Antworten und damit sind Ratefans, die Bücher lieben eine Weile beschäftigt.
Ich denke, Quizsspiele können spannender sein. Aber wer auf das Notwendigste steht, nämlich das eigene Wissen zu testen oder etwas dazuzulernen, der ist mit diesem Spiel gut bedient. Aber wie gesagt, bieder ist dieses Spiel, sehr bieder. Aber vielleicht ein Geschenk für die Eltern.

Welt der Bücher von Huch & friends, für zwei bis sechs Spieler ab 16 Jahren, Hutter Trade 2009, ca. 35,00 Euro

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