Montag, 12. April 2010

Hanf ist Weltkultur – Hanfparade 2010

Zu den ersten kulturellen Hinweisen zum Hanf zählen Überlieferungen aus der Yang-Shao-Zeit, der ältesten bekannten jungsteinzeitlichen Kultur Chinas, die vor rund 6.500 Jahren entlang des Gelben Flusses auftauchte. Zu dieser Zeit wurde dort bereits mit Netzen gefischt, die aus Hanffasern gefertigt wurden. Auch soll diesen Menschen in jener Zeit die Textilkunst schon bekannt gewesen sein.

Als älteste schriftliche Erwähnung des Hanfs gilt bislang ein Lehrbuch der Botanik und Heilkunst des legendären Kaisers Shen-Nung, der das großartige Werk genau 2727 v. Chr. veröffentlicht haben soll. Darin wird der Hanf präzise beschrieben. Jeder Pflanzenteil wurde gemäß dieser Überlieferung genutzt: die Wurzeln für medizinische Zwecke, die Stengel zur Erzeugung von Textilien, Seilen und Papier, die Blätter und vor allem die Blüten als Medizin, die Samen als Nahrungsmittel und zur Ölgewinnung. Ein taoistischer Priester beschrieb 2.000 Jahre später, im fünften vorchristlichen Jahrhundert, die Bedeutung des Hanfs als Halluzinogen im chinesischen Schamanismus. In der Han-Periode in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt wurde der Hanf in China als »Pflanze, die Deine Seele ins Unendliche öffnet«, beschrieben.

Den Handelswegen entlang (wie der Seidenstraße) und durch Völkerwanderungen verbreitete sich die wirtschaftlich bedeutende Hanfkultur im vierten bis zweiten vorchristlichen Jahrtausend über ganz Asien bis nach Nord-Ostafrika aus. Funde von Fasern, Seilen und Verarbeitugsgeräten zeigen das ungefähre Verbreitungstempo an: Vor 6.000 Jahren in Ostchina, vor 5.000 Jahren in Turkestan und Indien, vor 4.000 Jahren in Taiwan und Ägypten, wo auf Tempelwänden 3.700 Jahre alte Hinweise gefunden wurden. Ebenso alt sind die Aufzeichnungen der Assyrer über Hanf. Sie bezeichneten ihn als »Qunnu-Bum« (würzige Rohrpflanze), aus dem später das griechische respektive später das lateinische »Cannabis« oder »Cannabum« entstand.

Als der griechische Historiker Herodot um 424 v. Chr. das Bestattungsritual der Skyten, die in Zentralasien und Südosten Europas lebten, beschrieb, führte er aus, dass bei diesem Ritual die Trauergemeinde sich in einem Schwitzzelt mit Hanf berauschte. Auch nördlich der Alpen in Mitteleuropa war die Hanfkultur zu jener Zeit weit verbreitet. Sowohl in keltischen wie in germanischen Gräbern entdeckten Archäologen 2.500 Jahre alte Hanfsamen, -fasern und -blütenstände. Die Funde deuten darauf hin, dass die Samen, genauer Nüsschen (Achänen), als Nahrungs- und Genussmittel geschätzt waren. Auch bei den alteingesessenen europäischen Völkern war der Hanf als Symbol der Fruchtbarkeit (Aphrodisiakum) bekannt: Er war zum Beispiel die Pflanze der Liebesgöttin Freya.

Seit dem 16. Jahrhundert werden zwei unterschiedliche Hanfarten in der medizinischen Literatur beschrieben. Der deutsche Botaniker und Mediziner Leonhart Fuchs teilte den Hanf in seinem 1542 in lateinischer Sprache erschienen Kräuterbuch »De Historia Stirpium commmentarii insignes« in die zwei folgenden Arten ein: »Cannabis sativa« (lateinisch sata = Saat, von Menschenhand gepflegt = zahmer Hanf) und »Cannabis sylvestris« (lateinisch silva = Wald, am Waldrand wachsender Hanf = wilder Hanf). Der schwedische Naturwissenschaftler Carl von Linné, der die Nomenklatur der modernen Botanik und Zoologie im Jahr 1753 veröffentlichte, erkannte nur eine Hanfart und bezeichnete diese als »Cannabis sativa«. In der Literatur findet man auch die Bezeichnung »Cannabis sativa L.«, wobei »L.« für Linné steht. Dies ist sein offizielles botanisches Autorenkürzel in der Botanik. In der Zoologie wird »Linnaeus« als Autorenkürzel verwendet. Der französische Botaniker und Zoologe Jean-Baptiste de Lamarck beschrieb dann 1785 in seiner »Encyclopédie Méthodique de Botanique« wieder eine zweite Art von Hanf, die er »Cannabis indica« nannte, in der Literatur auch als »Cannabis indica Lam.« bezeichnet.

Im Jahr 2004 verfassten der Amerikaner Karl W. Hillig und Paul G. Mahlberg von der Indiana Universität in Bloomington (USA) eine ausführliche genetische, morphologische und chemische Untersuchung anhand von 157 Populationen des Hanfs weltweit, die den Artrang von »Cannabis sativa« und »Cannabis indica« bestätigte. Gemäß vielen Erfahrungsberichten macht »Cannabis sativa« eher high, »Cannabis indica« eher breit. Dies liegt an dem unterschiedlichen Verhältnis von Tetrahydrocanabinol (THC) zu Cannabidiol (CBD) in den Pflanzen. Durch Züchtung kann der THC- und der CBD-Gehalt in den Pflanzen jedoch stark beeinflusst werden.

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gab es weltweit kaum Probleme mit dem Hanf respektive mit Hanfdrogen. Die Auswirkungen des Hanfgebrauchs auf die Bevölkerung wurden bezüglich der Arbeitsleistung und Gesundheit als vorteilhaft bewertet. Dem Hanf wurde bis zur zweiten Opiumkonferenz 1925 in Genf kaum internationale Beachtung geschenkt. Im Vorfeld der zweiten Opiumkonferenz warfen antibritisch eingestellte Buren in Südafrika die Frage auf, ob Hanf nicht einmal das selbe Problem darstellen werde wie Opium; denn das zum British Empire gehörende Kaiserreich Indien hatte 1912 damit begonnen, den in Ungnade gefallenen Opiumexport zu drosseln und stattdessen als neue Einnahmequelle Hanfdrogen in den Nahen Osten und nach Südafrika zu exportieren. 19 Länder untersuchten die aufgeworfene Frage. 18 davon – darunter Südafrika – kamen zu dem Schluss, dass Hanf kein Problem verursache. Einzig Portugal berichtete, in seiner Kolonie Angola seien Fälle von schwarzer Aufsässigkeit nach Hanfgenuss gemeldet worden.
Trotzdem kam es an der zweiten Opiumkonferenz von 1925 am 19. Februar 1925 zur Abstimmung über die Frage, ob die Hanfdroge in das Abkommen aufgenommen werden soll, obwohl China und die USA die Konferenz bereits unter Protest verlassen hatten. Von den verbliebenen Ländern stimmten sieben, angeführt von Indien, gegen die Aufnahme des Hanfs unter die zu kontrollierenden Drogen, neun Länder, angeführt von Ägypten, für eine solche Aufnahme. Großbritannien und die Niederlande enthielten sich der Stimme. Das Deutsche Reich stimmte für die Aufnahme von Hanf in das Regelwerk der Konvention, nachdem die Ägypter zugesichert hatten, kein Importverbot für deutsches Heroin zu verfügen. Der Hanf wurde 1925 für die Interessen der deutschen chemischen Industrie geopfert. Ohne die Einflussnahme dieser Industrie wäre bei der Abstimmung ein Patt herausgekommen und der Hanf wäre nicht verboten worden.

Bis 1925 war Cannabis Weltkultur. Erst danach wurde der Hanf durch gesetzliche Regelungen sukzessive in immer mehr Ländern zurückgedrängt und sein Gebrauch als Genussmittel und Medizin verboten. Doch im Untergrund blühte die Hanfkultur weiter und in letzter Zeit beginnen wieder immer mehr Länder den Hanfanbau respektive den Hanf selbst als nachhaltigen Rohstoff für das Bau- und Textilgewerbe zu fördern wie auch Cannabis als Medizin wieder zuzulassen. An den folgenden drei Veranstaltungen kann sich jeder von der vielfältigen Nutzbarkeit des Hanfs selbst ein Bild machen:

CannaTrade in Basel

CannaTrade ist die internationale Hanf-Fachmesse in der Schweiz. Aus der kleinen Schweizer Hanf-Messe ist in den vergangenen Jahren ein weltweit bekanntes Event und zugleich ein beliebter Treffpunkt der gesamten Hanf-Branche geworden. Vom 16. bis zum 18. April 2010 kann man sich dort nicht nur ein Bild der Innovations- und Leistungsfähigkeit der Hanf verarbeitenden Branchen machen, sondern sich auch an Vorträgen und Seminaren weiterbilden und an Ständen der Fachpresse und Fachverlagen mit renommierten Autoren diskutieren. Weitere Infos: www.cannatrade.com

Hanftag am 8. Mai 2010 in Berlin

Einmal im Jahr gehen Menschen global auf die Straße, um für die Legalisierung von weichen Drogen zu demonstrieren. Dieses ist der GMM (Global Marihuana March), der dieses Jahr wieder in mehr als 200 Städten weltweit begangen wird. Dabei soll gezeigt werden, dass Hanf keine Teufelsdroge ist, sondern ein vielseitig einsetzbarer Rohstoff, der auch als Genussmittel dienen kann. Weitere Infos: www.hanftag.de

Hanfparade am 7. August in Berlin

Am Samstag, den 7. August 2010, wird in Berlin die Hanfparade 2010 unter dem Motto »Cannabis ist (Welt) Kultur« stattfinden. Die traditionsreiche Demonstration will das Wissen um die Kulturpflanze Hanf und ihre Nutzung als Rohstoff, Genussmittel und Medizin wieder in den Mittelpunkt der politischen Diskussion stellen.

Weitere Infos: www.hanfparade.de

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