Freitag, 4. Juni 2010

Von wegen gesund …Hanfdampf sieht anders aus

Vapos für unter 100 Euro mit Keramikheizelement? Wow, das klingt ja toll, hat sich das Hanf Journal Testerteam gedacht und gleich mal zwei Modelle im Netz bestellt. Den „Noble-Vapor“ für 99 Euro und den „Top-Vapor“ für 69 Euro. Dann war der Praxistest dran.

Der erste Test: Trocken ziehen.

Beide Geräte schmecken nach Elektronik, Plastik und der Noble sogar nach Lösungsmitteln (wohl aus dem Gehäusekleber), wir beschließen, sowohl den “Noble” als auch den Top erstmal eine Stunde bei hoher Temeratur vorglühen zu lassen, damit die Produktionsrückstände verbrennen.
Bei beiden Modellen ging das Aufheizen auf die Betriebstemperatur von 200° C ziemlich schnell, allerdings quoll aus dem Noble Vapor ein übel riechender, ganz feiner Qualm, während der Top-Vapor nur schlecht schmeckte und roch. Nach einer halben Stunde qualmte der Noble Vapor immer noch und das Team glaubte, ein eventuell defektes Gerät erhalten zu haben.
Also wurde der Noble umgetauscht, doch das Austauschgerät bot dasselbe schlechte Bild. Nach einer halben Stunde Vorheizzeit quoll auch aus dem Austauschmodell der selbe übel riechende feine Qualm.

Qualm steigt aus dem Mundstück des „Noble Vapors“ – Foto: marker

Deshalb hat sich unser Team entschieden, den “Noble-Vapor” erst gar nicht mit Kräutern zu testen. Auch der „Top“ war nach einer halben Stunde nicht völlig frei von Nebengeschmack, allerdings bei Weitem nicht so ekelerregend wie beim „Noble-Vapor“. Beim eigentlichen Inhalationsprozess funktionierte der erste Zug dann auch ganz gut, allerdings sank die Temperartur immer direkt beim Ziehen um bis zu fünf Grad. Das sollte beim angepriesenen Keramikheizelement nicht passieren, deshalb haben wir auch das Innenleben der beiden Fernost-Importe ein wenig genauer unter die Lupe genommen.
Beim Aufschrauben wird der Gestank, der aus dem „Noble“ strömt, fast unerträglich, irgendetwas zwischen Tankstelle und Plastikfabrik hängt trotz 45 minütigem Vorheizen in der Luft. Das Innenleben ist billig, überall sind Kleberreste zu sehen. Hinter dem Heizelement befindet sich ein eingeklebter Plastikpropfen, aus dem Kleber und Plastikdämpfe ausströmen, die zuvor mitaufgeheizt werden. Widerlich. Der Hammer ist jedoch das „Keramikheizelement“. Es ist gar keins. Es handelt sich hier um eine gewickelte, hitzeresistente Folie, die mit einem Glühdraht umwickelt ist. Billiger als ein Lötkolben, der TÜV würde den Hersteller wahrscheinlich wegen versuchter Körperverletzung anzeigen. Das einzige, was hier aus Keramik ist, ist die Ummantelung des Temperaturfühlers. Als Krönung des Ganzen steigt der vorher erwähnte Qualm direkt aus dem Heizelement auf, irgendwo in den vielen Windungen der Folie kokelt es munter vor sich hin und wird direkt mitinhaliert. Eventuell liegt das daran, dass der Lüfter für das Heizelement an der falschen Stelle angebracht ist, denn der pustet ganz nach Schildbürgerart schräg am Glühdraht vorbei. Da braucht‘s gar kein Weed, der „Noble“ macht auch so schön fett.
Beim Holzmodell sieht es nicht ganz so schlimm aus, zwar strömt die warme Luft, anders als bei edlen Modellen, an der Elektronik vorbei, allerdings kokelt es hier nicht und der elektronische Silikongeschmack verschwindet nach den ersten fünf Anwendungen auch nicht ganz. Allerdings ist das Heizelement auch nicht aus Keramik, es handelt sich um ein baugleiches Heizelement wie beim Noble beschrieben.

Links: Das Fake-Keramikheizelement – rechts: Ein echtes Keramikheizlement – Foto: marker

Dafür qualmt es nicht, es handelt sich wohl um die Edel-Variante des Billgheizelements.

Fazit:

Beide Vaporisatoren sind für die medizinische Anwendung ungeeignet, da bei beiden Modellen Dämpfe aus Bauteilen, beim Noble sogar Qualm, mit eingeatmet werden. Auch die Temperatur ist sehr instabil und macht eine genaue Steuerung und somit die Dosierung des Inhalats zur Glückssache.
Beide Hersteller täuschen die Kunden, indem sie mit einem nicht existenten Keramikheizelement werben. Beim Noble ist dieser Etikettenschwindel sogar verantwortlich für Qualm aus Bauteilen, den der Käufer einatmet.

Deshalb:
Finger weg. Gute, elektronische Tischvaporisatoren gibt es nicht unter 200 Euro. Günstiger sind die Materialien, die einen rückstandsfreien Inhalationsgenuß versprechen, einfach nicht zu haben. Wer als Einsteiger nicht so viel Geld investieren möchte, sollte es lieber anfänglich mit einem ordentlichen Taschenvapo versuchen, da gibt es im Bereich zwischen 50 und 140 Euro schon sehr ansehnliche Geräte.