Mittwoch, 30. Juni 2010

Selbstverordneter Sparzwang

Unglaublich, aber klar: Wenn man auf eine Dekade an guten Erfahrungen beim Homegrow zu medizinischen Zwecken zurückblicken kann, bislang keine ernsthaften Probleme mit den Gesetzeshütern oder unbelehrbaren Nachbarn hatte und die eigene Gesundheit sich in dieser Zeit nachweislich gebessert und stabilisiert – statt verschlechtert hat, dann gibt es eigentlich keine erkennbaren Gründe, warum eine solche Erfolgsstory mittel- oder langfristig beendet werden sollte.
Das schlechte Gewissen, etwas Verbotenes zu tun, darf man sich als Kranker getrost sparen: Banker, geschmierte Politiker oder eine der Tabak-, Alkohol- und Pharmaindustrie hörige Bundesdrogenbeauftragte sparen mit Gewissensdünkeln ebenso vorbildlich und somit nacheifernswürdig.

Womit wir beim Thema wären: Sparen. aleXX, der vor einiger Zeit bereits sein „Growin’ in a maisonette“ im Hanf Journal vorgestellt hatte, legt nun mit dem Anbaubericht einer Folgegeneration nach und hofft, dass cannabisbedürftige Patienten davon angemessen profitieren können. Die in mehrfacher Hinsicht unsichere Selbstversorgung beim erstbesten Straßendealer sollte also künftig der Vergangenheit angehören. Jedenfalls so lange, wie BEDROCAN, BEDIOL und BEDROBINOL als nicht erstattungsfähig klassifiziert – und zu völlig überteuerten Wucherpreisen an den Patienten gebracht wird. An Gesundheit darf nicht gespart werden. An den Ausgaben für Gesundheit hingegen muss gespart werden, um trotz schwerer Krankheit wenigstens noch ein Quäntchen an Lebensqualität zu „erhaschen“. Dr. Rösler sollte das ähnlich sehen.

Pünktlich zum 1. Januar – es soll zunehmender Mond gewesen sein – hat aleXX deshalb den Inhalt seiner Keimlings-Dose (eine mit nassem ZEWA ausgelegte Plastik-Verpackung ehemals mittelschlechter Eiscreme) von frisch gekeimten Sämlingen geleert und in kleine Joghurt-Becher mit gelöchertem Boden gesetzt, die er zuvor mit Bio-Erde gefüllt hatte. An käuflichen Blumentöpfen darf man sparen – an guter Erde sollte es dagegen keinesfalls mangeln!
Die Winzlinge wurden danach für die Dauer von zwei Wochen in ein Mini-Gewächshaus verfrachtet und bekamen rund um die Uhr 125er Energiespar-Blaulicht. Frischluft-Zufuhr erfolgte einmal täglich für eine Stunde, was sich als völlig ausreichend erwies. (Häftlinge kriegen heutzutage beim Hofgang auch nicht mehr…)

Nach 14 Tagen wechselte aleXX die Behältnisse von „klein und rund“ auf „größer und viereckig“ und bediente sich dabei seiner erklecklichen Sammlung an Kartoffelsalat-Verpackungen mit jeweils 500 ml Inhalt, die er ebenfalls am Boden gelöchert hatte, um den erforderlichen Gießwasser-Abfluss zu ermöglichen. Vorteil dieses Eintopfverfahrens in viereckige Töpfe ist der Leerraum-Einspareffekt, weil die verwendeten Behältnisse Rand an Rand stehen können. Auf diese Weise lassen sich deutlich mehr Pflänzchen unter die Lampe platzieren als in runden Pflanzgefäßen. Die Dauerbeleuchtung wurde zunächst beibehalten.

Am 13. Februar – also nur 43 Tage nach „Po(t)-Input“ zeigten sich die ersten weißen, steil emporlugenden Geschlechtsmerkmale (Calyxe) an den Pflanzen. Durch die transparente Plastikverpackung gelang eine zusätzliche Aussicht auf die schön verzweigten, reichlich ausgebildeten Wurzelballen. Die jungen Damen waren bis dahin nicht ein einziges Mal gedüngt worden und gediehen dennoch prächtig.
Nun wurde es höchste Zeit, die Mädels (und es waren wieder einmal nur Mädels) in größere Töpfe umzupflanzen. Dazu mischte aleXX die etwa zu 1/3 recycelte, perlitehaltige Erde seines letzten Grow mit 2/3 Bio-Erde-Anteil und füllte damit genügend – diesmal rundformatige – Töpfe von etwa 5 – 10 l Fassungsvermögen. Auch wenn an guter Erde nicht gespart werden sollte – mit Erdrecycling lässt sich durchaus sparen.

Nachdem alles umgetopft war, warf er die beiden 400W-NDL an, platzierte die Pflanzen mit genügend Abstand zu den Leuchten drunter und hielt sich in der Folge an das ab jetzt beginnende, strikte Beleuchtungsschema „8 Uhr an“ – „20 Uhr aus“. Die wiederholte Zufuhr von frischer Erde im Verlauf des dreifachen Umtopfprozesses hatte bis dahin den Verzicht auf jegliche Stickstoff-Gabe ermöglicht. Lediglich einige Tage nach Beginn der Blühphase wurden sparsam Hesi Super Vit und Bio-Blühdünger zugesetzt. PH oder EC-Werte wurden allerdings kein einziges Mal bestimmt. Das äußere Erscheinungsbild der Pflanzen sagte alles über ihren prima Zustand.

Fertig zur Ernte

Vier und ein halber Monat nach Keimlings-Ausbringung wurde Mitte Mai schließlich nach einem kleinen Dankgebet für die reichhaltige Ernte das Teppichmesser zum Sensen angesetzt. Weitere 14 Tage später waren die zwischenzeitlich sorgfältig manikürten Buds trocken und bereit, ihrer Bestimmung zugeführt zu werden. Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass es an Qualität und Quantität der selbst hergestellten Medizin nichts zu bemängeln gab. Vermutlich hätte sich der Ertrag des Grow durch eine längere Wachstumsphase noch vergrößern lassen können, aber gegen eine festgelegte Genetik von 43 Tagen bis zur Geschlechtsmerkmal-Ausbildung käme vermutlich noch nicht einmal eine tägliche 28 Stunden-Dauerbeleuchtung an.
Insofern sind 5 Monate für eine komplette Anbauperiode durchaus ein guter Zeitwert. Eine „Wertkonstante“ sozusagen, die überdies jede Menge Ärger spart, wenn man dem Apotheker seines Vertrauens monatlich nicht die vielen Scheinchen hinblättern muss, die man als chronisch Kranker aus dem Prekariat für 18%iges Edelgras von Bedrocan ohnehin nicht übrig hat.

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