Donnerstag, 3. März 2011

Babyboom im Hanfschrank

Der Prager Stecklingsfrühling

HC4L wohnt in Prag und muss sich keine großen Sorgen machen, aufgrund seines Hobbies strafrechtlich verfolgt zu werden, denn der Hanfanbau zum eigenen Bedarf ist dort zumindest toleriert. Aber bitte vergesst nicht, dass das in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein wenig anders aussieht. Deshalb weisen wir euch auch bei diesem Artikel wieder darauf hin, dass ihr zwar staunen könnt, was in der EU alles möglich ist, das jedoch auf keinen Fall nachmachen dürft, indem ihr diesen Artikel als Anleitung zum illegalen Hanfanbau@home nutzt.

„Die Cannabiszucht mit Ablegern ist der effektivste Weg, wenn man genau weiß, welche Ableger man nutzt und mit welchem Aufwand diese in der Blüte versorgt werden müssen. Es bringt nichts, möglichst viele Ableger in einen Raum zu stellen, bei denen nicht klar ist, wie lange diese jeweils für die Blüte brauchen. Klar, wenn man möglichst viele Sorten haben möchte, muss man sich auch die Arbeit machen, für die verschiedenen Pflanzen unterschiedliche Nährlösungen zuzubereiten. Es ist natürlich möglich, alle Sorten mit einer Nährlösung zu versorgen, aber damit wird meiner Ansicht nach nie das Optimum einer Pflanze erreicht.
Erst ein Raum, in dem die gleichen Ableger unter gleichen Bedingungen wachsen, ermöglicht erst Protokollieren und Vergleichen von verschiedenen Nährstoffen.

Aber erstmal muss man Klone zur Verfügung haben, um einen Raum zu füllen. Wie ich bereits in der letzten Ausgabe berichtete, habe ich mit der Zucht neuer Mutterpflanzen angefangen. Ursprünglich waren es zwei Damen, die in meinem 80×80 cm Zelt in großen Töpfen heranwuchsen. Allerdings habe ich dann eine an einen guten Freund abgegeben. Ich habe eine Weile überlegt, ob ich nicht doch zwei Pflanzen auf der Fläche unterbringe, aber nachdem die eine, die mir blieb, ausgezeichnet wuchs und auf Beschneidung sehr gut reagierte, bin ich bei einer geblieben.
Von Anfang an habe ich auf Erde gezüchtet. Zuerst habe ich einen Standard-Mix mit Perliten aus dem Growshop genutzt, der laut Herstellerangaben einen EC-Wert von 1,4 bis 1,6 hat.

Nachdem ich aber mehrmals gemerkt habe, das die von mir geschnittenen Ableger in den ersten Tagen der Blüte Krallen gebildet haben und manche einfach nicht so recht starten wollten, habe ich einen leichteren Mix gewählt. Dieser hat laut Herstellerangaben einen EC-Wert von 1,1 bis 1,3. Das hat sich schnell positiv bemerkbar gemacht. Junge Pflanzen vertragen selbst unter sehr guten Bedingungen nicht immer gleich einen stark gedüngten Erde-Mix. Wichtig ist auch, dass die Erde auf jeden Fall einen gewissen Anteil an Perlite hat, dieser sorgt für eine bessere Drainage und bietet der Pflanze bessere Bedingungen als die Mixe aus dem Supermarkt.

Ich habe die Mutterpflanze in einem 1 Liter Topf angezogen, dann für eine Weile in einen 7 Liter Topf gesetzt und nun wächst sie in einem 18 Liter Topf. Bei dem Topf ist es ratsam, die Drainagelöcher noch etwas zu vergrößern bzw. darauf zu achten, dass diese auch frei und nicht mit groben Klumpen oder größeren Holzresten aus dem Erde-Mix verstopft sind. Nachdem ich die Mutterpflanze für circa 6 Wochen wachsen ließ, hatte diese eine gewisse Höhe erreicht und musste beschnitten werden. Da man bei einer Mutterpflanze eher ein Blätterdach als eine große Spitze erreichen will, habe ich ihr den oberen Haupttrieb abgeschnitten und stutze regelmäßig die längeren, schwächeren Seitentriebe. Nachdem ich die ersten Ableger in die Blüte gestellt hatte, und diese sich als kurzblühende Sorte mit wenig Düngerbedarf erwiesen, war ich mir sicher, eine geeignete Mutterpflanze gefunden zu haben.

Früher habe ich es mit Torfquelltöpfen (Jiffys) probiert, das war aber nicht mein Ding. Sicherlich lassen sich davon recht viele in einem Zimmergewächshaus unterbringen, aber um die Ableger dann gleich in den Blüteraum zu bringen und sofort die Blüte einzuleiten, haben die kleinen Torfquelltöpfe einfach nicht genug Platz für ausreichend Wurzeln. Dazu kam noch das Problem, das einige der Pflanzen sehr schnell Wurzeln bilden, diese dazu neigen, auch in die umliegenden Torfquelltöpfe einzuwachsen. Das brachte die traurige Aufgabe mit sich, diese Wurzeln zu zertrennen und damit der Pflanze erstmal ordentlich eine auf den Deckel zu geben. Auf Steinwolle habe ich es auch probiert, das Ergebnis war gut. Allerdings möchte ich persönlich nicht mit Steinwolle arbeiten, ich finde die Entsorgung schwierig und etwas unsympathisch.

Somit wären wir bei der Methode, die ich für mich gewählt und perfektioniert habe und die ich hin und wieder mal ein paar Freunden zeige. Ich nutze zwei kleine Gewächshäuser, wie es sie in jedem Baumarkt oder Growshop gibt. Als Medium habe ich am Anfang Anzuchterde mit wenig Nährstoffen probiert, nachdem ich aber leichtere Erde für die Blüte gewählt habe, ergab sich, dass diese auch zum Bewurzeln gut genutzt werden kann.

Die vorbereiteten Töpchen für die Stecklinge

In den kleinen Gewächshäusern (ca.38x24x19cm) stelle ich jeweils 15 kleine Töpfchen (7x7x8cm), diese fülle ich bis zum Rand mit dem Erdmix und steche mit einem Bambusstab ein kleines Loch in die Mitte des Topfes. Dieses Loch sollte nicht bis zum Boden gestochen werden, da der Ableger sonst später direkt auf den Topf trifft, was den Wurzeln das Leben schwerer macht. Nachdem ich ca. 750 ml Wasser (ohne Zusätze) in den Boden vom Gewächshaus gekippt habe, saugen sich die Töpfe voll und nach ein paar Minuten ist kein Wasser mehr zu sehen.

Die Steckis auf der Heizmatte

Die Ableger schneide ich in einer Länge von circa 7 bis 10 cm. Ich habe nicht das Gefühl, das größere Ableger unbedingt eine höhere Quote erzielen. Ich habe es auch probiert, die Blätter der Ableger wenig oder gar nicht zu stutzen, das führte aber zu Feuchtigkeit bei den sich berührenden Blättern, welche dann welkten oder sogar schimmelten. Trotzdem versuche ich die Blätter nicht stark zu stutzen und arbeite jedes Mal mit einer neuen Rasierklinge zum Schneiden der Klone und gesäuberter Schere zum Stutzen der Blätter. Nachdem ich die Ableger von der Mutterpflanze geschnitten habe, stelle ich diese noch mal für ein paar Minuten in ein Glas mit Wasser, bereite dann das Gel für die Bewurzelung vor und ziehe mir Einweghandschuhe an. Mit Bewurzelungspulver hatte ich ebenfalls gute Ergebnisse, allerdings finde ich die Anwendung von Gel einfacher und denke, dass der junge Ableger damit besser benetzt wird als mit Pulver.
Wenn die Ableger aus dem Glas mit Wasser genommen werden, sollte es relativ schnell gehen. Den Klon in das Bewurzelungsgel getaucht und zügig ins feuchte Medium. Nachdem der Trieb ungefähr in der Hälfte vom Topf steckt, die Erde oben andrücken, damit der Ableger von alleine stehen kann. Ich verwende fast das ganze Jahr über eine Heizmatte (25x35cm). Diese lege ich quer unter die Gewächshäuser, womit beide ausreichend mit Wärme versorgt werden. Allerdings sollte die Heizmatte mit einem günstigen Steckdosendimmer (6-10 €) etwas gedimmt werden, bei voller Leistung wird es zu warm für die Ableger. Achtet bei den Gewächshäusern darauf, dass diese auch wirklich dicht schließen. Es ist sehr wichtig, das die Ableger in den ersten Tagen eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit genießen, damit sie über die kleinen Blätter die benötigte Feuchtigkeit aufnehmen können.
Die Ableger der Sorte Special Kush #1 fangen bei mir auf diese Weise nach circa 7 Tagen an, in der Mitte der Spitze gelb zu werden, was ein Zeichen dafür ist, das die Pflanzen Wurzeln ausbilden und Nährstoffe verbrauchen. Nach circa 10 Tagen sind an den Drainagelöchern der Töpfe bereits die ersten Wurzeln zu sehen.

Die Stecklinge strecken ihre Wurzeln aus…

Nach circa 14 Tagen sollte beim größten Teil der Pflanzen jetzt eine Wurzel aus dem Topf kommen, aber spätestens nach 20 Tagen nehme ich den Deckel vom Gewächshaus ab und die Pflanzen kommen mit dem Licht und der geringeren Luftfeuchtigkeit im Mutterzelt klar.
Während der ganzen Zeit ist es wichtig, das Gewächshaus täglich vom Deckel zu befreien und ordentlich zu lüften. Mit der Sprühflasche gebe ich nur sehr selten Wasser von oben, ich gieße während der ganzen 20 Tage einmal, höchstens zweimal etwas Wasser nach. Normalerweise reicht nach 10 Tagen noch mal ca. 400 ml Wasser auf den Boden des Gewächshauses aus. Achtet dabei darauf, dass die Erde nicht zu feucht wird. Zu nasse Erde erschwert es den jungen Wurzeln, sich ihren Weg zu bahnen.
Es gibt sicherlich viele weitere Wege, Ableger zu züchten, ich kann mit Erde einfach am besten arbeiten. Mit dieser Methode erreiche ich, dass normalerweise von 30 Ablegern nur 2 bis 3 nicht durchkommen. Bei der aktuellen Sorte Special Kush #1 habe ich im Moment den dritten Schwung Ableger geschnitten und es sieht sehr gut aus.

Bei den letzten zwei Durchgängen hatte ich beim ersten Mal keinen Ausfall, beim zweiten Mal sind 2 Stück nicht gewurzelt. Die Pflanzen auf dem Bild in den 5,5 Liter Töpfen sind vom ersten Durchgang und befanden sich seit 13 Tagen in der Blüte.
Manchmal spreche ich mit Züchtern, die mir von Bewurzelungsmethoden mit teils günstigen, teils teuren Wundermitteln berichten und der Meinung sind, den Königsweg gefunden zu haben. Ich glaube nicht, dass es nötig ist, den Pflanzen für die ersten Tage irgendetwas ins Wasser zu geben. Manchmal habe ich dabei auch das Gefühl, dass es den Züchtern eher darum geht, einen möglichst schnellen Weg zu finden. Ist die Zeit, die der Klon braucht, so wichtig? Sind die 3 oder 4 Tage Zeitersparnis ein Maßstab? Alles muss immer schneller und schneller werden. Warum? Ich glaube, mit gut geplanter Arbeit lässt sich immer recht gut erkennen, wann die Ableger geschnitten werden müssen, damit sie zum benötigten Zeitpunkt in den Blüteraum gebracht werden können.

Ich wünsche euch nun viel Erfolg dabei, eigene Ableger zu schneiden und möchte noch mal betonen, dass es wirklich wichtig ist, mit sauberen Schneidwerkzeugen zu arbeiten und die Erde nicht zu nass zu halten. Beworbene Zaubermittel sind nicht immer nötig. Sorgsamkeit und Übung bringen da schneller sehr gute Ergebnisse.

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