Montag, 5. Dezember 2011

Endlich Nichtraucher

Danke, Tilli

Wenn unsere Bundeskanzlerin meint, dass „bei Alkohol und Zigaretten ein vernünftiger, begrenzter Umgang nicht sofort so suchtgefährdend wie bei Cannabis ist“, dann hat sie den Schuss noch nicht gehört. Gerade diese beiden Volksdrogen sind die Killer Nummer eins und zwei in der westlichen Gesellschaft. Doch hierzulande gilt vor allem das Rauchen noch immer als schlechte Gewohnheit, aber das ist es nicht. Und dass die staatlichen Abschreckungskampagnen der letzte Quatsch sind, weiß jeder Raucher. Nun gut, ich hab’ die letzten zehn Jahre teuer dafür bezahlt, die Steuern anderer Leute subventioniert und kann inzwischen gut beurteilen, dass mit der Droge Nikotin ein „vernünftiger, begrenzter Umgang“ praktisch unmöglich ist. Im Oktober dieses Jahres sind etwa zehn Jahre vergangen, in denen ich durchschnittlich eine Schachtel pro Tag platt gemacht habe. Der Plan, mit diesem Schwachsinn aufzuhören, geisterte schon knapp zwei Jahre durch meinen Kopf, aber – und das wird jeder ehrliche Raucher bestätigen können – die Angst war größer. Nachdem mir mein guter Freund Tilli überraschend mitteilte, dass er nicht mehr rauchen würde, gab er mir die bewährte Lektüre von Allen Carr zur Hand, mit der er es erfolgreich geschafft hatte. Ich ließ mir noch etwa zwei Monate Zeit, bis ich mir einen grippalen Infekt zuzog, der als Sprungbrett dienen sollte. Innerlich war ich bereit, und der richtige Zeitpunkt sollte gut gewählt sein. Beim Lesen begriff ich schnell, dass ich vor den qualvollen Entzugserscheinungen, von denen ja immer wieder die Rede ist, keine Angst zu haben brauchte, denn diese sind verschwindend gering. Es ist nicht die Nikotinsucht, sondern die Gehirnwäsche, die der Sucht folgt. Massive Willenskraft braucht es überhaupt nicht, man muss nur die Bauernfängerei entlarven. Dann merkt man, dass das Aufhören nicht so schwierig ist, wie man immer glaubt. Wenn man im Laufe der Zeit begreift, dass man nichts, wirklich gar nichts, aufgibt, wird es eine Freude sein. In meinem Kalender im Flur notiere ich als Extra-Motivation jeden Abend vorm Schlafengehen meinen Gewinn – täglich addiere ich fünf Euro zu der vorangegangenen Summe. Dazu gibt’s immer wieder „Geschenke“, wie zum Beispiel, wenn meine Freundin meine Hand nimmt und mir lächelnd wie auch überrascht sagt: „Schön warm“ (Stichwort: Durchblutungsstörungen) oder wenn ich eine Stunde nach dem Aufstehen Appetit auf Frühstück (gab es in den letzten zehn Jahren kein einziges Mal und jetzt täglich!) bekomme. Nachdem ich eine lange Zeit ständig das Gefühl hatte, nur noch müde und erschöpft zu sein, fühle ich mich inzwischen auch viel vitaler und möchte mit diesen Zeilen jeden Nikotin-Junkie motivieren, es mir gleich zu tun. Und wer von den weltweit ca. 1,1 Milliarden dem Tabakrauch frönenden Menschen meint, sie / er würde morgen oder eines Tages einfach so aufhören, ist weit davon entfernt, sich ihre / seine Sucht einzugestehen. Laut der im März 1999 veröffentlichten Studie des renommierten „Institute of Medicine“ der amerikanischen Akademie der Wissenschaften entwickelt folgender Anteil unter den Probierern folgender Drogen später irgendwann eine Abhängigkeit: Nikotin: 32%, Alkohol: 15%, Cannabis: 9%. Das könnt ihr auch gerne mal Frau Merkel erzählen.

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