Montag, 12. Dezember 2011

„Es ist wichtig, die Menschen aufzuklären …“

Während man in Europa noch zweigeteilt ist, scheint man sich auf Jamaika einig zu sein: I-Octane könnte der neue Reggae-Superstar werden. Janika traf sich mit ihm zum Gespräch und erfuhr so einiges …

Dieses Jahr beim Sumfest in Montego Bay hatte man den Eindruck, dass du der Artist warst, der vom Publikum die meisten Forwards bekommen hat. Was war das für ein Gefühl?
Das war ein großartiges Gefühl. Sumfest ist Jamaikas größtes Reggae Festival und es ist für jeden Künstler eine Ehre dort aufzutreten. Ich habe auf der ganzen Welt Fans, die meine Musik lieben und die hören wollen, was ich in meinen Liedern zu sagen habe. Dabei trete ich bei jeder Show so auf, als ob es meine letzte wäre. Ich gebe alles und das spüren die Leute.

Du hast als Dancehall-Artist deine Karriere begonnen. Warum hast du dich dann später dafür entschieden Reggae zu machen?
Ich war schon immer ein sehr bodenständiger Mensch und mache mir viele Gedanken über meine Umwelt. Deswegen ist es mir wichtig positive Musik zu machen, weil ich den Menschen eine positive Botschaft vermitteln will. Ich möchte ihnen Kraft geben und ich möchte, dass meine Musik lange Zeit überdauert. Das ist bei negativen Songs nicht der Fall, denn sie geraten schneller in Vergessenheit, weil die Zuhörer aus ihnen keine Kraft ziehen können. Reggae Riddims sind in der Regel geeigneter eine tiefere Message zu verbreiten, weil sie ruhiger sind.

An welchem Punkt hast du angefangen Musik wirklich ernst zu nehmen?
Ich habe die Musik schon als kleines Kind immer sehr ernst genommen, denn sie war immer Teil meines Lebens. Ich habe schon in der Grundschule gesungen und in der High School habe ich mehrere Verweise erhalten, weil ich mit den Händen einen Riddim auf dem Tisch geklopft habe und dazu sang. Das hat die Lehrer gestört. Ich habe mich damals auch für Architektur interessiert, doch es war von vornherein klar, dass meine Mutter kein Geld haben würde, um mich auf‘s College zu schicken. Im Endeffekt bin ich froh, dass es so gekommen ist. Nachdem ich mit der Schule fertig war, habe ich mich auf das nächste Level begeben. Ich habe dann angefangen ‚Artist‘ als meinen Beruf zu sehen und Songs schreiben als meine Berufung.

Heißt das, dass du alle deine Lyrics selber schreibst?
Ich schreibe etwa 90 Prozent meiner Texte. Es macht für mich einen Unterschied, ob ich singe, was ich selbst geschrieben habe oder die Worte von jemand anderem. In meinen eigenen Texten drücke ich aus, was ich denke und fühle. Sie sind somit authentischer und ich denke, das kann man auch fühlen, wenn man sie hört.

Was sind deiner Meinung nach die guten und schlechten Seiten des Musikgeschäfts?
Im Business gibt es viele schlechte Menschen, die nur auf‘s schnelle Geld aus sind, dessen sollte man sich bewusst sein und aufpassen. Das Geschäft braucht mehr junge Talente, damit sich die Musik weiterentwickeln kann. Wichtig ist auch, dass gerade junge Künstler ihren Platz finden und wissen, wo ihre Stärken sind. Alle sind darauf fokussiert DJ oder Sänger zu werden, dabei gibt es noch viele andere wichtige Aufgaben. Wenn jemand ein guter Writer oder Soundengineer ist, sollte er sich lieber darauf konzentrieren und sich darin einen Namen machen, als ständig nur Songs einsingen zu wollen. Die gute Seite des Geschäfts ist, dass es vielen Youths hilft von der Straße weg zu kommen. Ich zum Beispiel hätte ohne die Musik auch gut ein Gangster werden können, da ich kein Geld für‘s College hatte. Vielen auf Jamaika fehlt es an Perspektiven und Kriminalität erscheint dann oft als einfacher Weg schnell an Geld zu kommen.

Wer waren die Menschen, die dich ermutigt haben Musik zu machen?
Am meisten Unterstützung habe ich von Freunden bekommen, mit denen ich zusammen aufgewachsen bin. Einige haben mir gesagt, dass ich besser als die Sänger im Radio klingen würde. Sie haben mich ermutigt und mir viele Ratschläge gegeben. Das hat mir sehr geholfen. Als ich dann angefangen habe Aufnahmen in verschiedenen Studios zu machen, gab es immer wieder Produzenten, die mir geholfen haben meine Fähigkeiten zu verbessern. Artists wie Sizzla, Berres Hammond, Spragga Benz oder auch Bob Marley haben mich inspiriert und dazu beigetragen, dass ich meinen eigenen Style fand.

Auf Facebook ist zu lesen, dass Buju Banton auch einer der Artists war, die dich stark beeinflusst haben. Wie war es für dich zu erfahren, dass er zu einer zehnjährigen Haftstrafe wegen Drogenhandels verurteilt wurde?
Ich kann dazu nicht viel sagen, weil ich nicht dabei gewesen bin und es keine Garantie dafür gibt, dass die Neuigkeiten, die in den Medien verbreiten werden, auch wirklich der Realität entsprechen. Nur Jah allein kennt die Wahrheit.
Ich will Buju nicht verurteilen oder sein Verhalten in irgendeiner Form werten, weil ich die genauen Hintergründe nicht kenne.
Letzten Endes muss jeder Mensch für sich im Leben Entscheidungen treffen und dann mit den Konsequenzen leben.

Wie stehst du zur regulierten Freigabe von Marihuana unter strengsten Jugendschutzauflagen?
Ich rauche selbst kein Weed, aber der Großteil der Menschen in meinem Umfeld tut es und auch viele meiner Fans tun es. Daher nehme ich auch die Inspiration, Texte übers Ganja rauchen zu schreiben. Ich versuche Lieder zu machen, mit denen sich die Leute identifizieren können und ich will ihnen meinen Respekt zeigen. Dabei sind die Lyrics nicht immer autobiografisch. Am Ende denke ich, dass es jedem selbst überlassen sein sollte, was er oder sie zu sich nimmt. Dabei ist es sicherlich auch wichtig die richtigen Anwendungsmethoden zu finden. Man muss Ganja nicht rauchen, um die entscheidenden Substanzen zu sich zu nehmen. Wenn Menschen der Meinung sind, dass der Konsum ihnen gut tut, dann sollten sie das Recht haben es zu tun. Wäre Marihuana legal, würde es auch sicherlich leichter zugänglich sein und seine Qualität würde sich verbessern. So oder so ist es wichtig die Menschen aufzuklären, damit sie wissen, was sie tun und wo die Risiken liegen.

Erzähl mir von deiner ersten Tour durch Europa.
Meine erste Tour durch Europa war überwältigend. Wo ich auch hinkam, die Leute haben mich geliebt. Das habe ich nicht erwartet. Ich war zusammen mit Taurrus Riley, Duane Stephenson und Sherita unterwegs.
Die Tour hat mir gezeigt, was ich bis jetzt erreicht habe und ich werde weitermachen, um Reggae Musik zu verbreiten und mehr Fans auf der ganzen Welt zu gewinnen.

Wie wird es für dich in den nächsten Monaten weiter gehen?
Ich werde weiter hart arbeiten und Songs veröffentlichen. Ich habe ein Album aufgenommen, welches voraussichtlich Ende Januar nächsten Jahres erscheinen wird. Mein Ziel ist es einen Grammy zu gewinnen und ich weiß, dass ich es schaffen kann. Ich bin Teil einer neuen Generation von Rastas. Ich kann Dinge tun, die vorher noch niemand getan hat, ohne dabei meine Kultur zu verraten.
So bin ich zum Beispiel der erste Rasta, der einen Werbevertrag mit Digicel (eine von Jamaikas größten Telefongesellschaften) hat. Ich singe nur wenig über Religion, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Religionen können Menschen entzweien und das will ich nicht. Ich möchte ein Mentor sein für andere und eine positive Botschaft verbreiten.

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