Donnerstag, 2. Februar 2012

Psychoaktive Pflanzen unserer Heimat

Die Bärentraube

Steckbrief

Arctostaphylos uva-ursi (L.) SPRENG

Familie:
Ericaceae (Heidekrautgewächse)

Synonyme:
Arbutus uva-ursi L., Arctostaphylos media GREENE, Arctostaphylos officinalis WIMM., Arctostaphylos procumbens PATZKE, Mairania uva-ursi DESV., Uva-ursi buxifolia S. F. GRAY, Uva-ursi procumbens MOENCH

Trivialnamen:
Bärenbeere, Bärentraube, Immergrüne Bärentraube, ka-sin (nordam.), ka-sixie (nordam.), kaya ´nl (nordam.), kinnickinnick (nordam.), kwicá (nordam.), Mehlbeere, Moosbeere, Rauschgranate, Sandbeere, sklêwat (nordam.), Smoking Weed (nordam.), Wilder Buchsbaum, Wolfstraube u.a.

Vorkommen:
Europa, Nordamerika, USA, Kanada, Asien.
Europa: Spanien, Italien, Tirol, Schweiz, Skandinavien, Polen, Russland und Bulgarien bis zum Nordkap und Island. Im nordöstlichen Deutschland, im Niedersächsischen Tiefland, im Harz, im Bayerischen Wald und im Alpenvorland, in den Alpen, in Westfalen, Nordhessen, Thüringen und in der Nähe von München. Auf Heiden, an Gebüschen, Felsen, Schutt und steinigen Hängen. Mitunter in lichteren Nadelholzwäldern.

Botanik
Bodendeckender, teppichförmiger oder rasenartiger Kleinstrauch mit immergrünen, ledrigen, glänzenden und wechselständigen Blättern (1 bis 2 Zentimeter lang). Rote, erbsengroße Früchte. Essbar, mehliger Geschmack. Kleine glockenförmige und rosa-weiße Blüte. Blütezeit von Mai bis Juni. Zweige braun-rötlich, aufliegend, elastisch. Tiefes Wurzelsystem. Sonnenliebend, feuchtigkeitsempfindlich.
Exkurs
Weitere psychoaktive Bärentrauben-Arten:
Arctostaphylos arguta (ZUCC.) DC., Arctostaphylos alpina (L.) SPRENG.,
Arctostaphylos glauca (L.), Arctostaphylos pungens H.B.K.

Wirkstoffe
Arbutin, Methylarbutin und andere Hydrochinonderivate sowie Gallussäure, Flavonoide, Gallotannine u.a.

Geschichte
Die Bärentraube wird volksmedizinisch hauptsächlich bei Erkrankungen des Urogenitaltraktes eingesetzt. Ethno- und Entheobotanisch ist die Pflanze als Kinnickinnick-Additiv bedeutsam, wobei sie selber auch Kinnickinnick genannt wird. Von einer alleinigen psychoaktiven Anwendung der Bärentraube an sich ist nur wenig bekannt. Siehe Wirkung.


Abbildung: Tomé via Wikimedia

Verwendung
Zwei bis vier Gramm des getrockneten Krauts werden mit etwa 150 Millilitern siedendem Wasser übergossen und 15 Minuten ziehen gelassen. Um ein Kaltwassermazerat zu bereiten, muss das Kraut sechs bis zwölf Stunden lang in kaltem Wasser ziehen. Getrocknete Bärentraubenblätter können geraucht oder geräuchert werden.

Wirkung
Zur psychoaktiven Wirkung der Bärentraube ist nicht sehr viel bekannt. Christian Rätsch hat einige Informationen zusammengetragen:

„Die Flathead bliesen den aus Pfeifen ausgerauchten Rauch wegen seiner betäubenden Wirkung in schmerzende Ohren (…). Im Nordwesten wurde, bevor der Tabak eingeführt wurde, überall die Bärentraube geraucht. (…) Die Chehalis sagen, daß der Rauch der Bärentraube beim Inhalieren ein ‚trunkenes Gefühl’ erzeuge. Ein Klallammann warnte sogar davor, Bärentraubenblätter mit Eibennadeln (Taxus brevifolia NUTT.) zu versetzen, da diese Mischung ‚zu stark wirke’. (…)“ (RÄTSCH 1998: 758).

Gefahren & Nebenwirkungen
Magenempfindliche Menschen und Kinder klagen gelegentlich über Übelkeit und Erbrechen. Die Bärentraube sollte nicht über einen längeren Zeitraum und/oder zusammen mit harnansäuernden Medikamenten eingenommen werden, da die Gefahr einer Leberschädigung besteht. Schwangere und Stillende sollten von einer Bärentrauben-Einnahme absehen.

Rechtslage
Die Pflanze unterliegt keinen Bestimmungen.

Literatur (Auswahl):
MARZELL, HEINRICH (1947), Heil- und Nutzpflanzen der Heimat, Reutlingen: Ensslin und Laiblin
RÄTSCH, CHRISTIAN (1998), Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Aarau: AT Verlag
RÄTSCH, CHRISTIAN (2003), Schamanenpflanze Tabak Band 2: Das Rauchkraut erobert die Alte Welt, Solothurn: Nachtschatten Verlag

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