Montag, 30. April 2012

Heuchlerisches Schauspiel

Heuchlerisches Schauspiel

Frankreich ist für seine Lebensqualität berühmt, weniger bekannt jedoch, wenn es um die massenhafte Verletzung von Menschenrechten geht.
Vergangenes Jahr wurden ungefähr 180.000 Menschen aufgrund von Cannabisdelikten festgenommen oder verhaftet, damit die Kriminalstatistik zu der Drogenpolitik passt, die Sarkozy seit seinem Amtsantritt als Innenminister im Jahr 2002 betreibt. Von den 180.000 wurden 6000 zu Haftstrafen verurteilt, die meisten von ihnen waren Verkäufer und so genannte “Zweit- oder Drittäter. Nicht einer unter ihnen war Produzent oder Schmuggler.” Nach französischem Gesetz sind Samen nicht verboten. es ist jedoch verboten, sie einzupflanzen, wenn sie mehr als 0,3 Prozent THC produzieren (könnten). Nur die in der EU zugelassenen Nutzhanfsorten werden vom der staatlichen Monopolfirma (FNPC) vertrieben, Seedbanken oder Shops, wo Indoor-Samen verkauft werden, gibt es nicht. Man kann also alle Strains diskret importieren, aber auf gar keinen Fall legal einpflanzen, ja noch nicht einmal laut drüber sprechen. Denn auch die positive Darstellung von Cannabis ist strafbar. Man kann also nicht sagen: “Ja, Cannabis ist gut für mich, ich liebe Cannabis, Cannabis lindert meine Schmerzen und mir geht es mit dem Konsum von Gras besser”.

Kiffer = Terrorist

Die französische Drogengesetzgebung ist an die Anti-Terror Gesetze angelehnt und es ist demnach möglich, beim Verdacht auf ein Drogenvergehen bis zu 96 Stunden ohne anwaltlichen Beistand inhaftiert zu werden. In der Praxis wird diese Regelung aber nicht für Homegrower angewendet, denn solche Fälle sollten vor dem Schwurgericht verhandelt werden. Doch weil jedes Jahr so viele Grower entdeckt werden, gehen diese Fälle meistens an das “tribunal correctionnel”, das nur kleinere Vergehen verhandelt, die mit Geldstrafen von 3750 Euro aufwärts oder geringen Freiheitsstrafen sanktioniert werden. Ein Grower landet selten im Knast, muss aber viel Geld zahlen.

Paradox

Um es deutlich zu machen: Das Paradoxum der, wie wir es nennen, “Autoproduktion” ist erstaunlich, gibt es doch offiziell geschätzte 150.000 Selbstversorger, aber keine Shops wie im Rest der westlichen EU-Länder. Viele aufgeschlossene Läden hatten im letzten Jahrzehnt Probleme mit der Polizei, wurden verfolgt und verurteilt. Trotzdem wächst die Zahl der Growshops analog zur Legion der Selbstversorger weiter, wobei es weder Hanf-Literatur noch Beratung gibt, es handelt sich um neutral gehaltene “Hydro-Shops”.

Verschwiegenheit ist Pflicht

Homegrowing kann man auch pragmatisch betrachten, als positiver Effekt der Prohibition. Wie in anderen Ländern auch will man erst einmal unabhängig vom Schwarzmarkt sein, um sich nicht den Gefahren von Streckmitteln,üblen Straßen-Pushern und Strafverfolgung auszusetzen. Zudem ist man sicher zu wissen, was man raucht und kann auch seine persönlichen Vorlieben in Sachen Geschmack und Wirkung umsetzen. Last but not least ist es eine “Minimales Risko-maximaler Spaß“ Entscheidung, die mit der Zeit zum lieb gewonnen Hobby wird, als Ausgleich zum stressigen Job. Man liest Bücher, lernt andere Kleingärtner kennen, tauscht sich aus, plaudert im Growshop. Alles nette Nebenaspekte der Selbstversorgung. So gilt in der prohibitionistischen Welt Frankreichs immer noch: ”Willst Du in Frieden leben, lebe ruhig und unauffällig”. Auch wenn es in den frühen 1990er noch viel mehr Hanf in freier Natur gab, den die Menschen für sich anbauten, sollten wir uns heute über hunderttausende freuen, die das heutzutage in ihrem geheimen Indoorgarten tun.
Selbst die wenigen Cannabispatienten, die es in Frankreich gibt, dürfen ihre Medizin nicht zuhause anbauen.
Diese Ungerechtigkeit sollte Cannabiskonsumenten in Massen auf die Straße treiben, weil man das prohibitionistische System als kriminelle, politische Machenschaften defininieren muss, das im Interesse der Organisierten Kriminalität handelt.

Mitten unter uns

Frankreich kann 550.000 Konsumenten täglich und sechs Millionen Verstöße nicht mehr übergehen, als sei das nichts. Jeder macht es und das wird in zehn Jahren auch noch der Fall sein, denn seit Menschengedenken wissen wir, dass es eine drogenfreie Gesellschaft nie gab und nie geben wird. Deshalb ist der ganze Überbau der “Drug controlled Substances” ein Verbrechen gegen die Natur des Menschen und die Bio-Diversität. Weil ich an dieser Stelle für unsere deutsche Schwesterzeitschrift, das Hanf Journal, schreibe, kann ich endlich mal sagen, was ich zu Hause nicht darf:
“Wir sollten den Growern dafür danken, dass sie sich zur Aufgabe gemacht haben, die Sortenvielfalt zu erhalten, neue Strains entwickeln und so eine zu Unrecht verbotene Pflanze zu beschützen. Cannabiskonsumeten selbst sind die besten Experten, wenn es um das Wissen über und den Schutz der Pflanze geht.
Cannabis ist gut für mich, ich liebe Cannabis, Cannabis lindert meine Schmerzen und mir geht es mit dem Konsum von Gras besser”.

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