Mittwoch, 4. April 2012

Der Cannabis-Anbau

Lark-Lajon Lizermann – Der einfache Weg zum eigenen Homegrow

Dieses Buch ist gleichermassen Leitfaden und Nachschlagewerk zum Indoor Cannabis Anbau, deckt alle denkbaren Bereiche dieser Thematik ab und ist klar, einfach und logisch gegliedert. Im Gegensatz zu anderen Büchern auf diesem Gebiet ist dieses als direkte Anleitung geschrieben und sowohl für Anfänger, Fortgeschrittene als auch Hobby-Chemiker geeignet.
Zu Beginn wird der Leser in die Materie eingeweiht, und nach der Einführung werden die vielfältigen Wirkungen, zahlreiche medizinische Aspekte sowie deren Anwendungsmöglichkeiten erläutert. Nachdem das Gesetzliche kurz angesprochen wurde, wird man im Do-it-yourself-Verfahren durch alle Phasen des Anbaus geführt. Der Verlauf des Wachstums und die darauf folgende Blüte werden Woche für Woche an einer Beispielzucht demonstriert und alles Schritt für Schritt mit vielen Details erklärt. Grundlegende Dinge wie Zubehör und Ausrüstung (Beleuchtungsmittel) werden vermittelt, und die passende Einkaufsliste gibt’s gleich dazu.
Nachdem die technischen Voraussetzungen für den Anbau sowie die Grundlagen der Pflanze erläutert wurden, gibt es ab Mitte des Buches mit „Prävention, Krankheiten, Nährstoffprobleme“ ein ganz wichtiges Kapitel, in dem es um die Gesundheit der Pflanzen geht und einige Themen wie Schädlinge, Pilzbefall und vieles mehr angesprochen wird. Im anschliessenden Teil über die Ernte und Weiterverarbeitung von Marihuana zeigt der Autor in detailgetreuen Instruktionen wie verschiedene Umwandlungs- und Herstellungsprozesse funktionieren. Auch auf Endprodukte wie Haschisch, Cannabisöl, Cannabis Butter und die insbesondere für medizinische Zwecke geeignete Cannabis Tinktur und deren Herstellung wird leicht verständlich eingegangen. Zum Abschluss dieses Kapitels findet man ein gut funktionierendes Analyseverfahren, um den prozentualen THC-Gehalt zu bestimmen.
Schliesslich werden noch die Konsummöglichkeiten gezeigt und die gesundheitlichen Aspekte aufgeführt. Auch hier ist das Buch mit der Empfehlung von Vaporizern auf dem aktuellen Stand. Am Ende gibt’s zusätzlich eine Linkliste mit den Bezugsquellen für Hanfsamen, Hanf-Communities, Zeitschriften und die wichtigen Vereine, die sich mit Legalisierung und Recht auseinandersetzen.
Dieses Buch ist sowohl für absolute Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet, denn zusätzlich zu den Basics geht der Autor hier auch sehr ins Detail und schön praxisorientiert zu Werke. Es gibt viele Fallbeispiele, einige Experimente und sehr viele Tipps.
Klar und verständlich geschrieben, (leider nur schwarz-weiss) illustriert, zeitlich sehr aktuell mit den neuesten Verfahren und daher äusserst empfehlenswert.

Lark-Lajon Lizermann
Der Cannabis-Anbau

Nachtschatten Verlag AG
4. überarbeitete Neuauflage 2010
160 Seiten, 14,8 x 21 cm, 19,80 €
ISBN: 978-3-03788-134-7
www.nachtschatten.ch

Fünf Fragen
Fünf Antworten

Lark-Lajon Lizermann ist Informatiker. Arbeitsschwerpunkte: Ethnobotanik, insbesondere die pharmakologische Wirkung und psychedelische Anwendung von Pflanzen. Als Autor des oben vorgestellten Buches „Der Cannabis Anbau“ stellte er sich in unmittelbarer Erwartung auf die Geburt seines Kindes kurz vor Redaktionsschluss meinen Fragen …

Roland: Hallo Lark, wie kamst Du auf die Idee, dieses Buch zu schreiben? Erzähl’ uns doch mal was zur Entstehungsgeschichte.
Lark: In meinen Jugendjahren war die Situation beim Kauf von bestimmten Genussmitteln ähnlich wie die Situation auch heute noch ist – immer an gewisse Kreise gebunden, welchen ich mich fern fühlte. Ich wollte unabhängig sein und dem fernbleiben. Doch der Weg zu diesem Ziel war nicht so leicht, denn das Wissen über die Pflanzenzucht war limitiert. Wenige Bücher auf dem Markt prägten das Bild, zudem war der Inhalt oftmals vollgepackt mit amerikanischer DEA Problematik und wie man dieser entgeht. Ein einfaches Buch analog mit „Englische Rosenzucht für Anfänger“ gab es nicht.
Internetinformationen standen in erster Linie entweder von Grow Zubehör Betreibern zur Verfügung, welche für mich keine neutrale Informationsquelle darstellten. Diskussionen in Foren waren zwar manchmal ganz interessant, doch auf eine Frage gab es oftmals 10 Antworten und somit 10 neue Fragen. Ich war der Meinung, dass es irgendwie anders gehen musste. Und vor allem, muss es einen beginners guide geben. Später lernt jeder im Verlauf seines Hobbys mehr dazu, doch der Anfang sollte klar, leicht und verständlich definiert werden.
Egal für welchen Anwender, ob nur als Genussmittel oder zur Eigentherapie, ich war der Meinung, es musste etwas geschrieben werden, was diese Hürde nimmt und einen einfachen Weg zum eigenen Homegrow ermöglicht. So begann ich das Buch zu schreiben, zu experimentieren und zu dokumentieren.

Roland: Das Buch enthält ja einige Tipps für die medizinische Anwendung. Wie stehst Du denn zu Cannabidiolhaltigen Medikamenten?
Lark: Ja, das ist ein Thema, worüber man mit Meinungen überhäuft werden kann. Grundsätzlich bin ich froh, dass solche Arzneimittel überhaupt schon eine Zulassung haben, weil das ein wichtiger Schritt in der Akzeptanz und Weitererforschung der Wirkstoffe ist, von denen CBD sicherlich nicht der einzige biologisch aktive Wirkstoff ist. Das Problem sind natürlich die sehr hohen Kosten dieser Medikation, was nutzt ein Medikament, wenn man es nicht bezahlen kann? Dies ist aktuell das Problem.
Je nach Symptomatik können die medizinischen Vorteile sowohl in der medikamentösen als auch in der natürlichen Cannabisform gefunden werden. Beispielsweise erreicht man keine euphorisierende Wirkung bei der medikamentösen Administration, was jedoch für jemanden, der Spastiken hat, durchaus eine sehr entspannende „Nebenwirkung“ sein kann. Hingegen hat die medikamentöse Administration den Vorteil, dass jemand auch bei regelmäßger Anwendung, wenn nötig, nicht dazu „verurteilt“ ist dauerhaft „benebelt“ zu sein und auch arbeiten gehen kann unter der Wirkung und ein normales Leben zu führen. Wichtig ist nur, dass dem Patienten die Wahl gelassen wird.
Die natürliche Cannabisform (indica lastig und etwas zu spät geerntet) funktioniert sicherlich auch als Einschlafhilfe sehr gut. Wenn man betrachtet wie viele Menschen Schlafmittel nehmen, wäre es bestimmt als Einschlaftropfen als natürlicher Extrakt ein Verkaufsschlager.
Jedenfalls, wie ich bereits sagte, besteht Cannabis aus weit mehr als nur CBD. Das Zusammenwirken viele Wirkstoffe kann daher nicht durch einen isolierten Wirkstoff ersetzt werden. Man kann es vergleichen mit dem komplexen Duftprofil einer Erdbeere oder einer Rose. Auch wenn einzelne Bestandteile ähnlich riechen, den Gesamtkomplex erzielt man nur durch die zahlreichen einzelnen Bausteine und so ähnlich ist es bei den Wirkstoffen. Daher sagen auch viele Patienten, dass sie mit dem klassischen rauchbaren (oder vaporisierbaren) Cannabisblüten bessere therapeutische Ergebnisse erzielen und das ist das einzige, was zählt.
Keiner im Justizbereich darf sich das humane Grundrecht nehmen einem MS-, Tourette-, HIV- oder Krebs-Patienten vorzuschreiben, ob er sich für die pharmazeutische oder für die natürliche Wirkstoffversion entscheiden soll. Solche Entscheidungen gehören in die Hände von Ärzten und Patienten einzig unter der Betrachtung des therapeutischen Nutzens.

Roland: Dein Buch ist schön übersichtlich strukturiert, insbesondere das umfangreiche Kapitel „Prävention, Krankheiten, Nährstoffprobleme“ stiess in unserer Redaktion auf gutes Feedback.
Lark: Das freut mich, dass es euch gefallen hat. Bei diesem Kapitel hatte ich gewisse Schwierigkeiten, weil nicht alle Krankheitsformen, speziell parasitärer Art, so leicht bildhaft dargestellt werden können und manche Krankheitsbilder sich ähnlich äußern.
Trotzdem entspricht das meiner Art nachhaltig und vorsorglich vorzugehen. Daher war dies ein wichtiger Aspekt für mich, speziell Probleme im Vorfeld zu vermeiden und früh zu erkennen, falls doch etwas schief geht. Diese Grundlinie habe ich auch versucht im Verlauf des Buches zu führen.

Roland: Was sind im Augenblick Deine Projekte bzw. ist ein weiteres Buch in Planung?
Lark: Neben meiner Arbeit und meinen Hochschultätigkeiten habe ich leider relativ wenig Zeit. Vor etwa zwei Jahren habe ich mir zum Ziel gesetzt, das Dogma, dass man den THC-Abbau und speziell den der Metaboliten nicht beschleunigen kann, zu brechen. Die Zeit ist sicherlich mein größtes Problem. Trotzdem habe ich bereits einen Weg auf theoretischem Wege erforscht und auf praktischem Wege bereits erste ansehbare Ergebnisse, durch die Induktion eines Leberenzyms den Abbau zu beschleunigen, erzielt. Die ganze Thematik ist jedoch recht umfangreich und benötigt viel Zeit. Ich will nur soviel dazu sagen, dass qualitativ hochwertiges Johanneskrautextrakt den Inhaltsstoff (Induktor) beinhaltet, der dies vermag. Man sollte sich darunter jedoch keine Wunder vorstellen und es funktioniert auch nicht mit jedem Extrakt.

Roland: Ich denke mal, die Frage erübrigt sich, aber … wie stehst Du denn grundsätzlich zu Hanf und einer Legalisierung unter strengen Jugendschutzauflagen?
Lark: Hehe, ok, das ist die ultimative Frage worauf es keine ultimative Antwort gibt. Ich versuche es kurz zu halten.
Wir kennen das Modell in Californien, wir kennen das Modell in Holland. Beide funktionieren und alle sind glücklich damit. Mehr oder weniger. Niemand erleidet dadurch Schaden. Dealer verschwinden vom Horizont. Mehr oder weniger. Ziel der Modelle ist eine legale Integration der Droge in die Gesellschaft und das Abwürgen der Kriminalität auf diesem Gebiet. Auf die Gesetzgebung habe ich keinen Einfluss, es sollte zumindest für den medizinischen Bedarf ohne viel Bürokratie verfügbar sein, alles andere sind juristische und soziale Fragen.
Ich denke, dass Jugendschutz thematisch getrennt werden sollte von der generellen Frage der Legalisierung. Im Falle einer Legalisierung wird es dieselben Jugendschutz-Probleme geben wie mit Alkohol. Oder besser gesagt, wie es sie jetzt bereits gibt mit Cannabis. Nicht mehr, nicht weniger. Das Problem in Hinsicht auf Jugendschutz und Cannabis ist nicht das Cannabis, sondern die Dealer auf den Schulhöfen, die bereits in kriminellen Organisationen um ihr Territorium auf dem Schulhof kämpfen. Und da spielt es keine Rolle, ob es legal oder verboten ist.
Wenn dieses Problem gelöst ist, gehe ich gerne im nächsten Interview auf Fragen des Jugendschutzes im Zusammenhang mit Cannabis ein, in der Zwischenzeit macht es einfach keinen Unterschied, daher ist dies meine Antwort auf diese Frage.

Roland: Okay, vielen Dank für Deine Antworten. Alles Gute für Dich, Deine Frau und den hoffentlich gesunden Nachwuchs.
Lark: Vielen herzlichen Dank, bin schon ganz aufgeregt, in wenigen Tagen ist es endlich soweit …

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