Mittwoch, 25. August 2004

Menschen, Drogen, Sensationen

Khun Sa
Der wahrscheinlich unbekannteste Drogenbaron der Welt

Der eigentliche Name dieses Mannes ist Zhang Qifu. Den Namen
„Khun Sa“ („wohlhabender Prinz“) gab er sich erst nach der Rückkehr aus
sechsjähriger Haft im Jahre 1976. Zahlreiche weitere Titel wurden ihm von außen
angehängt. „The worst enemy the world has“ nannte ihn zum Beispiel ein
US-amerikanischer Diplomat. „Prince of Death“ war der Titel den ihm ein
US-Staatsanwalt verlieh.

 

Und der Grund warum er hier steht? Nun ja, immerhin hat
dieser Herr über lange Jahre hinweg den kompletten Heroinhandel im Goldenen
Dreieck kontrolliert. Und er hat vermutlich immer noch seine Finger in nicht
geringem Ausmaß in diesem Spiel. Und warum kennt man ihn dann trotzdem nicht?
Das ist schon wesentlich schwerer zu beantworten. Denn immerhin war er zur
Amtszeit Ronald Reagans in zahlreichen Medien vertreten und lud sogar westliche
Journalisten zu rauschenden Festen ein, die dann dokumentieren sollten, dass
dieser Herr es gut mit der Welt meint.

 

Ob das tatsächlich so ist, ist fragwürdig. Ein hehres Ziel
hatte der inzwischen 70-Jährige Zeit seines Lebens zwar durchaus: Die
Errichtung eines unabhängigen Shan-Staates im Herzen des Goldenen Dreiecks.
Aber ob dieser Wunsch so altruistisch war, ist stark zu bezweifeln. Denn der
oberste Herrscher dieses Staates wäre im Falle des Falles natürlich er selbst
gewesen.

 

Ein Hang zum Größenwahn war ihm anscheinend schon immer
veranlagt, denn später ließ sich der ungekrönte Herrscher des nicht existierenden
Shan-Staates seine eigene Hautstadt bauen. Anfänglich noch ein Militärlager
mitten im Dschungel, wuchs Ho Mong zu einer geschäftigen, 10.000 Einwohner
fassenden Metropole heran, die von vielen bald als heimliche Hauptstadt Burmas
bezeichnet wurde.

 

Neben
seiner Rolle als glänzender Held der Shan-Bewegung, setzte sich Khun Sa auch
immer gern als Bösewicht und Erzfeind der USA in Szene. So gab er in einem Interview mit ABC-Television
zur Kenntnis: „President Bush may have the button for nuclear weapons, but I
have the button for opium. My opium is stronger and more potent than your
nuclear bombs. I just should feed you this poison. Why should I do anything
else?”
Er sah also durchaus immer die politische Macht des Opiums und
scheute sich auch nicht, diese als Druckmittel einzusetzen. Die USA gingen
jedoch nie auf sein Angebot „Stopp der Opium-Produktion gegen internationale
Anerkennung des Shan-Staates“ ein.

 

Heute lebt Khun Sa übrigens in Rangun, der Hauptstadt von
Myanmar, genießt Immunität und darf seine im Drogenhandel erwirtschafteten
Gelder ganz legal in den Wirtschaftskreislauf fließen lassen.

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