Samstag, 9. Oktober 2004

Alkohol statt Drogen

Street Parade in Zürich

Zum ersten Mal in der Geschichte der Street Parade durftendie Wirtschaften an den betreffenden Straßen Alkohol im Freien verkaufen. Diesbrachte die Veranstalter zu dem Schritt, auch selbst Alkoholika ausschenken zulassen.

 

Fazit: Die Stimmung war, nach Polizeiangaben, wesentlichaggressiver als die Jahre zuvor, die Polizei musste wesentlich öfter ausrücken.Die Staatsgewalt selbst vermutet da einen direkten Zusammenhang.

 

Merkwürdig, dass dennoch weiterhin hauptsächlich gegen dieillegalen Drogen Stimmung gemacht wurde. Ein Viertel bis die Hälfte derBesucher hätten schon vorher mit dem Gedanken gespielt Partydrogen zukonsumieren, stellte eine internetbasierte Untersuchung fest. Zahlreiche Mediennutzten diese Aussage, um mal wieder Horrorszenarien auf die Beine zu stellen.

 

Aber auch Cannabis war im Visier der Ordnungshüter. ImRahmen der Street Parade wurden zahlreiche Hanf-Läden kontrolliert und dabeiein Haufen Hasch und Gras konfisziert. Was jetzt allerdings die Street Parademit den Hanf-Läden zu tun hat, konnte niemand ausreichend erklären.

 

Viel direkter war der Zusammenhang bei derUnterschriftensammlung der Schweizer Hanf-Initiative. 400 Freiwillige sammeltenan diesem Wochenende ca. 30.000 Unterschriften für eine Revision desBetäubungsmittelgesetzes. Ein großer Erfolg für die Schweizer Hanf-Bewegung.

 

Die Veranstalter sahen dies übrigens nicht so gerne, da siefürchteten in Folge auch zweifelhaftere Unterschriftensammler anzuziehen,konnten es jedoch nicht verhindern. „Der Street Parade-Besucher ist keinKiffer“, so der Mediensprecher des Vereins Street Parade Zürich. Da stellt sichdoch die Frage, ob sich die Veranstalter nicht übertrieben bedeckt halten.

 

Prinzipiell ist es doch so, dass Drogen aus der Kultur, der die StreetParade entspringt, nicht mehr wegzudenken sind. Wäre es da nicht vielleichtauch angebracht, sich politisch mit dem Thema zu beschäftigen, anstatt sich nurdie sinnentleerten Füllklauseln Liebe, Frieden und Toleranz auf die Fahnen zuschreiben? Denn genau dieser Rückzug aus allem konkret Politischen ist es doch,der die Berliner Love Parade zu Fall gebracht hat.

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