Letzten Monat haben wir euch ja schon
ausführlich darüber aufgeklärt, wie unser verehrter
Herr Anslinger es schaffte, das Image von Gras über Jahrzehnte
hinweg in den Dreck zu ziehen und dafür zu sorgen, dass es in
den USA faktisch verboten wurde. Doch wie schon gesagt, war ihm dies
nicht genug, unser Herr Anslinger hat nämlich noch weitaus mehr
auf dem Kerbholz. So forderte er zum Beispiel 1943, Jazzmusik zu
verbieten, da diese offensiv für Drogen werbe.
Als 1944 der recht objektive
LaGuardia-Report veröffentlicht wurde, der im Grasrauchen keine
besonderen Gefahren erkennen konnte, drohte er, alle an dieser Studie
Beteiligten ins Gefängnis werfen zu lassen.
Nachdem er sich mit seinen
„Heldentaten“ im amerikanischen Drogenkrieg soweit profiliert
hatte, dass man ihn schon als Führungsperson desselben ansah,
sehnte er sich nach weiteren Tätigkeitsfeldern. Was liegt da
näher, als direkt auf die internationale Bühne zu wechseln.
1947 wird Anslinger Mitglied der UN-Drogenkommission und beginnt
sofort damit seine „Politik der Polemik“ auf die ganze Welt
auszubreiten. 1948 baut er seine Verteufelungstaktik noch einmal
komplett um und behauptet, Gras würde so friedlich machen, dass
die Kommunisten damit den Kampfgeist der amerikanischen Armee
untergraben könnten. Einige Jahre darauf behauptet er, dass
Marijuana-Konsum früher oder später automatisch zu härteren
Drogen greifen lasse. Damit entwickelte er ein Märchen, das sich
noch bis heute in zahlreichen Köpfen hält.
Im selben Jahr, 1951, wurde Anslinger
zum Vorsitzenden der UN-Drogenkommission und nutzte seine prominente
Stellung, um darauf einzuwirken, dass die Weltgesundheitsorganisation
Cannabis jeglichen therapeutischen Wert abspricht.
Zehn Jahre später, Anslinger hat
immer noch dieselbe Stellung, schafft er es, seinen größten
Coup durchzudrücken: Die Single Convention on Narcotic Drugs.
Die besagt unter anderem, dass sämtliche Unterzeichnerstaaten
den Hanf-Anbau komplett einstellen müssen und garantiert, dass
nationale Legalisierungsversuche zuallererst mal gegen eine Wand aus
internationalen Verträgen laufen. Ebendiese Single Convention
wird auch heute noch gern von reformunwilligen Politikern als
Schutzschild benutzt.
Ab 1962 werden die Zeiten allerdings
härter für den Oberprohibitionisten. Ein Kongressausschuss
interessiert sich für Korruptionsfälle und der liberale
Präsident Kennedy kommt an die Macht. Anslinger verlässt
infolge dessen das Federal Bureau of Narcotics. Nachdem er sich
komplett von der politischen Bühne zurückgezogen hat, zeigt
Anslinger endlich seine tatsächlichen Motive: „Sicherlich ist
Marijuana eher harmlos. Aber die Sache war ein Beispiel dafür,
dass ein Verbot die Autorität des Staates stärkt.“
Am 14.11.1975 verlässt Anslinger
endlich diese Welt, allerdings nicht ohne uns ein sehr zweifelhaftes
Erbe zu hinterlassen.